Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2072) UNIVERSITÄT LEIPZIG Hier lernen Zahnmedizinstudierende Angstmanagement Viele Patienten haben Angst vor einer eventuell unangenehmen Behandlung beim Zahnarzt. Das Nicht- erscheinen kann die zahngesundheitlichen Probleme verstärken. Die Studierenden der Uni Leipzig sollen daher bald das Angstmanagement systematisch lernen. E in traumatisches Zahnarzterlebnis in der Kindheit oder die Angst vor möglichen Schmerzen während der Behandlung – manchen Patienten fällt der Weg zum Zahnarzt schwer. Das Team der Universitätszahn- medizin Leipzig hat darum beschlossen, dass der Umgang mit dieser Angst in die Ausbildung gehört. Zwölf Prozent der Deutschen haben laut Zahlen der Kas- senzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) eine ausge- prägte Angst vor dem Zahnarzt. Die Wahrscheinlichkeit, im Behandlungsalltag auf Angstpatienten zu treffen, ist daher hoch. Möglichst früh und systematisch sollte des- halb der Umgang mit Angst im Studium thematisiert werden. „Wir sehen das Thema zukünftig als wichtigen Teil der zahnmedizinischen Lehre an, da sehr viele Er- wachsene, Menschen mit Behinderungen, Senioren und Kinder von dieser Problematik im Rahmen der zahnärzt- lichen Behandlung betroffen sind”, beschreibt Christian Hirsch, Professor für Kinderzahnheilkunde an der Uni Leipzig, die Motivation hinter dem neuen Lehrangebot. In einer sorgfältigen Anamnese mittels Fragebögen, Mes- sungen und Beobachtungen gelte es, das Ausmaß der individuellen Angst zu erfassen und krankhafte Ängste (Phobien) frühzeitig zu erkennen, sagt er. „Die inhaltlichen Grundlagen werden in Vorlesungen und Seminaren ge- legt. In Kleingruppen erfolgt dann die praktische Unter- weisung in den Behandlungsräumen der beteiligten Polikliniken, die mit Überwachungsequipment wie Puls- oximeter, Blutdruckmesser und Geräten für die inhalative Sedierung wie Lachgas oder Sauerstoff ausgestattet sind“, erläutert Hirsch die Ausgestaltung in der Lehre. Dabei handelt es sich um ein fächerübergreifendes Kon- zept mit dem etwas sperrigen Titel „Interdisziplinäres Lehr- konzept für die sedierungsunterstützte Lokalanästhesie in der zahnärztlichen Behandlung unkooperativer Kinder und von Patienten mit Angst- und Verhaltensstörungen“. Das schließt Kenntnisse aus verschiedenen Lehrveranstal- tungen zu verschiedenen Zeitpunkten des Studiums ein, zum Beispiel aus der Pharmakologie, der Physiologie, der Psychologie, der MKG-Chirurgie, der Kinderzahnheilkunde sowie der Notfallmedizin. „Die Studierenden lernen den Umgang mit Angstsituationen im zahnärztlichen Arbeitsalltag als beherrschbar auch im Sinne der eigenen Psychohygiene kennen”, erklärt Prof. Dr. Christian Hirsch, Klinikdirektor der Poliklinik für Kinderzahnheilkunde und Primärprophylaxe am Universitätsklinikum Leipzig (UKL). HINTERGRUND Die Universitäten in Deutschland werden in den kommenden Jahren die zahnmedizinische Ausbildung entsprechend der neuen Approbationsordnung für Zahnärzte (AOZ) anpassen. Ursprünglich war die Anpassung schon für dieses Jahr geplant. Nach aktuellen Plänen, die dem Bundesrat zur Abstimmung vorliegen, gibt es noch eine längere Übergangsfrist. Studierende, die bis Anfang 2025 ihr Physikum abgeschlossen haben, sollen nach der alten AOZ zu Ende studieren dürfen. Aber auch mit der Ver- zögerung will die Leipziger Zahnmedizin Patienten- kommunikation und Angstmanagement zu Schwer- punkten im Studium ausbauen. 58 | PRAXIS

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=