Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21
zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2086) ZAHNÄRZTLICHE BEHANDLUNG VON PATIENTEN MIT KARDIOVASKULÄREN ERKRANKUNGEN – TEIL 3 Häufige kardiovaskuläre Zwischenfälle in der Praxis Marcus Wieczorek, Peter Cichon, Stefan Klar, Christian Späth Zwischen- und Notfälle treten im Allgemeinen selten im zahnärztlichen Alltag auf, können aber selbst gut trainierte Praxisteams vor Herausforderungen stellen. Handelt es sich um ein harmloses Ereignis oder liegt ein handfester internistischer Notfall vor? Diese Frage muss dann in kürzester Zeit beantwortet werden. Der vorliegende Beitrag stellt das Spektrum möglicher Zwischenfälle vor und gibt Handlungsempfehlungen. B ei jeder zahnärztlichen Behand- lung muss mit Zwischenfällen gerechnet werden. Nach einer japanischen Studie aus den Jahren 1980 bis 1984 [Matsuura, 1989] blie- ben mit einem Anteil von 90 Prozent die meisten davon harmlos, lediglich acht Prozent waren ernsthafter Natur. Eine kardiale Vorerkrankung konnte bei 33 Prozent der Fälle nachgewiesen werden. Ein plötzliches Unwohlsein oder ein Bewusstseinsverlust (Synko- pe) kann die Folge einer kurzzeitigen Unterbrechung des Blutflusses zum Gehirn oder Ausdruck einer schweren Herzerkrankung (kardiale Synkope) sein. Für einen Zahnarzt ist es oft schwierig, harmlose Zwischenfälle von kritischen Situationen zu unter- scheiden und umgehend die erfor- derlichen Maßnahmen einzuleiten. Im Folgenden werden die hauptsäch- lichen Herz-Kreislauf-bedingten Er- eignisse, die während einer zahnärzt- lichen Behandlung auftreten können, beschrieben (Tabelle). SYNKOPEN Als eine Synkope wird eine vorüber- gehende Ohnmacht mit Tonusverlust der Muskulatur beschrieben. Ursache für eine Synkope ist immer eine tem- poräre zerebrale Minderperfusion. Diese wiederum kann durch eine Vielzahl verschiedenartiger Störungen ausgelöst werden, so dass Synkopen in drei Klassen differenziert werden [Diehl et al., 2020]: \ Vasovagale Synkope / Reflexsynkopen Foto: Zahnklinik Bochum Abb. 1: Gleichzeitige Überwachung des Blutdrucks, der Herzfrequenz und der Sauerstoffsättigung (Fa. Mindray) 72 | ZAHNMEDIZIN
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