Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2088) mithilfe eines Pulsoxymeters) un- erlässlich (Abbildung 1). Orthostatische Synkope Die orthostatische Synkope wird aus- gelöst durch eine unzureichende Kreislaufadaptation bei raschem Lagewechsel von liegend/sitzend zu stehend. Diese Form der Dysregulation kann verschiedene Ursachen haben: \ idiopathisch, funktionell und somit ohne erkennbare organische Ursache oder Grunderkrankung \ sekundär im Rahmen bestimmter Grunderkrankungen wie beispielsweise Diabetes mellitus (verursacht durch eine periphere Neuropathie) oder aller zentralen neurodegenerativen Erkrankungen (zum Beispiel M. Parkinson oder verschiedene Demenz- Erkrankungen) \ medikamentös bedingt: Hier begünstigen alle (!) peripher angreifenden, den Blutdruck senkenden sowie das Blutvolumen reduzierenden Medikamente (Kalziumantagonisten, Nitrate, ACE-, AT1- und 2-Hemmer sowie Diuretika) das Auftreten einer orthostatischen Intoleranz. Betroffen sind somit insbesondere Hypertoniker und/oder Patienten mit Herzinsuffizienz. Die meisten von ihnen sind bereits über die Erhebung der allgemeinmedizinischen Anam- nese inklusive der Medikamenten- anamnese als potenziell Betroffene identifizierbar. Die beste „Therapie“ ist hier die Prophylaxe: Sie besteht nach einer längeren Behandlungs- dauer in der Vermeidung eines abrup- ten Lagewechsels aus einer horizon- talen Lage in eine aufrechte Körper- position. Ansonsten drohen nach dem raschen Aufrichten Blutdruck- abfall und Kollaps, gegebenenfalls mit relevanten Verletzungsfolgen (Abbildung 2). Rhythmogene Synkope Hierzu werden alle Synkopen gezählt, die durch primäre Herzrhythmusstö- rungen ausgelöst werden. Bradykarde Synkopen entstehen immer dann, wenn eine bradykarde Kammerfre- quenz das Herzminutenvolumen so kritisch erniedrigt, dass die zerebrale Autoregulation eine ausreichende Hirnperfusion nicht mehr ermög- licht. Die kritische Herzfrequenz, bei der diese Situation eintritt, ist dabei von der Kompensationsfähigkeit des Herzens abhängig: So können gut trainierte Sportlerherzen Kammer- frequenzen unter 35 pro Minute durch ein hohes Schlagvolumen durch lange diastolische Füllungs- zeiten kompensieren, während vorge- schädigte Herzkammern diese Kom- pensation so nicht leisten können. Der dann eintretende kritische Abfall des Herzminutenvolumens markiert den Beginn der Synkope. Bei älteren Patienten mit kardialen Vorerkrankungen und unter Umstän- den bestehender bradykardisierender Medikation (ß-Rezeptorenblocker, PD DR. MED. MARCUS WIECZOREK Chefarzt der Klinik für Kardiologie/ Elektrophysiologie, St. Agnes Hospital Bocholt Barloer Weg 125, 46397 Bocholt und Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke Alfred-Herrhausen-Str. 50, 58455 Witten marcus.wieczorek@uni-wh.de Foto: Klinikum Westmünsterland Abb. 2: Kipptisch zur Synkopen-Diagnostik: Die Registriereinheit misst kontinuierlich („beat to beat“-Analyse) Herzfrequenz und Blutdruck nicht invasiv über eine Fingermanschette und stellt die Daten fortlaufend grafisch dar. So kann das Regulations- verhalten dieser Parameter unter Orthostasebedingungen bis zum Eintreten einer Ohnmacht nachvollzogen werden (Fa. Medizina). Foto: Wieczorek 74 | ZAHNMEDIZIN

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