Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 21

zm 111, Nr. 21, 1.11.2021, (2102) In dieser Zeitphase kam es jedoch zu einem weiteren schicksalhaften Ereig- nis: Während seines ersten Sommers in den USA verletzte sich Benjamin bei der Arbeit in einer Container- Fabrik so schwerwiegend an seiner rechten Hand, dass eine Fortführung der zahnmedizinischen Tätigkeit nicht möglich war. Daraufhin ent- schloss er sich für eine akademische Ausbildung im Fachbereich Physio- logie und schloss dort eine Karriere an: 1949 wurde er zunächst Research Associate in Physiologie an der Uni- versity of Illinois (bis 1953), 1950 er- langte er den Master of Science in Physiologie und 1953 promovierte er in diesem Fach an der Loyola Univer- sity in Chicago zum PhD. Noch im selben Jahr avancierte er zum Assis- tant Professor an der School of Medi- cine der University of Pennsylvania; besagte Position behielt er bis 1960. ER MACHTE KARRIERE IM TEAM VON APOLLO 1960 kam dann ein weiterer maß- geblicher Wechsel: Benjamin verließ die Universität und wurde „senior research coordinator“ im „life science laboratory“ der „Republican Aviation Corporation“ [IBDCEE, 1983] (bis 1964). Es folgte eine Karriere bei der NASA: Benjamin wurde dort 1964 zum „chief of the evaluation branch of the office of space medicine“ er- nannt. 1966 wurde er dann Teammit- glied des „Apollo Medical Support“ der NASA – eine Funktion, die er bis 1970 wahrnahm. In jenem Jahr stand dann die letzte berufliche Verände- rung an: So wurde Benjamin „senior research physiologist“ bei der „Natio- nal Highway Traffic Safety Adminis- tration“ des „Department of Trans- portation“ in Washington D.C. 1980 trat er in den Ruhestand [IBDCEE, 1983]. Er verstarb am 10. März 1998 im Alter von 85 Jahren [U.S., Social Security Death Index, 1935–2014]. Benjamins Leben war voller Wendun- gen und privater wie beruflicher Ver- änderungen. Die größte Beachtung fanden fraglos seine Tätigkeiten als „senior research coordinator“ im „life science laboratory“ der „Republican Aviation Corporation“ und bei der NASA. Seine Aufgaben bei der NASA waren wiederholt Gegenstand von Presseberichten [Detroit Free Press, 1964; Tampa Tribune, 1966]. Dabei wurden vor allem seine wissenschaft- lichen Studien gewürdigt. Er führte Forschungen zu Schwitzen und Schmerzen als Reaktionen auf lokal angewandte Wärme [Benjamin, 1952 und 1953; Benjamin/Bailey, 1956], zu den Veränderungen der elektrischen Potenziale der Haut durch besagte Wärme [Benjamin/Clare, 1958] und zu den physiologischen Auswir- kungen der Weltraummissionen auf die Körper von Astronauten durch [Peters et al., 1963a und 1963b]. BEACHTET WURDE SEINE SCHMERZFORSCHUNG Als Schmerzforscher interessierte er sich für zahlreiche Einzelfragen – so etwa für die Lokalisation der Schmerzempfindung [Benjamin, 1959], die analgetischen Wirkungen von Cortison und Hydrocortison [Benjamin/Conbleet, 1954], die Wir- kung von Aspirin auf überschwellige Schmerzen [Benjamin, 1958], den Ein- satz von Placebos in der Schmerzen- therapie [Benjamin, 1960b], die Wechselwirkungen zwischen Kalium (freisetzung) und Schmerz [Benjamin et al., 1961a und 1961b; Benjamin/ Helvey, 1963] und die Auswirkungen von Schmerzen auf die Leistungs- fähigkeit [Benjamin, 1957]. Benjamin galt als sehr publikations- stark und veröffentlichte rund 90 Arbeiten. Dabei gelangen ihm inter- national höchstrangige Publikatio- nen in Fachorganen wie „Science“ [Benjamin, 1958 und 1960b] oder „Proceedings of the Society for Expe- rimental Biology and Medicine“ [Benjamin, 1959 und 1960a]. Außer- dem veröffentlichte er am Ende sei- ner Karriere mit „Alcohol, Drugs, and Traffic Safety: Where Do We Go from Here?“ eine populärwissenschaftliche Monografie, die ihn auch über den universitären Bereich hinaus bekannt machte [Benjamin, 1980]. Auch diese Studien fanden Eingang in die all- gemeine Presse [Post-Crescent, 1974; Kilgore News Herald, 1987]. Schon in seiner Zeit als Zahnarzt war er mehrfach als Autor hervorgetreten: Neben seiner bereits erwähnten Dis- sertation zur Beziehung zwischen Abb. 2: Einreisebescheinigung Foto: [NARA, 1946] LENA NORRMAN Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Wendlingweg 2, 52074 Aachen lena.norrman@rwth-aachen.de Foto: privat 88 | GESELLSCHAFT

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