Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2152) BAYERISCHER ZAHNÄRZTETAG 2021 Zum Langzeitgeheimnis einer PAR-Therapie Im Zentrum des Bayerischen Zahnärztetags 2021 stand die parodontale Versorgung im Zeichen der neuen PAR-Richtlinie – von den Referenten gefeiert als Meilenstein. Wer nicht in München sein konnte, verfolgte auch in diesem Jahr per Livestream das üppige Programm. D ie neue Richtlinie ist ein ver- sorgungstechnischer Meilen- stein”, sagte Oralchirurg Dr. Georg Bach, Freiburg im Breisgau, in seinem Vortrag zum Thema „Die neue PAR-Richtlinie in der GKV“. Selten sei es gelungen, nahezu alle Vorstellungen und Vorhaben aus der Zahnmedizin in eine Richtlinie ein- zubringen. Ablesbar sei das insbeson- dere an der Einführung einer systema- tischen Nachsorge, der unterstützen- den Parodontaltherapie (UPT). End- lich werde die Vor- und Nachsorge tatsächlich honoriert. Mit den neuen Möglichkeiten stünden die Praxen jetzt vor der Herausforderung, die passende Infrastruktur für die Versor- gung zu schaffen, sagte Bach. „Parodontale Therapie: Mit Stahl, Strahl oder Tablette?“ – dieser Frage näherte sich Prof. Dr. Ines Kapferer- Seebacher, Innsbruck, anhand des Beispiels einer 28-jährigen, adipösen Patientin mit Parodontitis im Sta- dium IV und Grad C. Küretten, Scaler und Airscaler – wann und bei wem und wofür? Kapferer-Seebacher gab einen Überblick über die Entwicklun- gen der jüngeren Vergangenheit und den aktuellen Stand der Erkenntnisse. „Entscheidend für den Langzeiterfolg sind die Kontrolle der Lebensumstände und die Mundhygieneinstruktion!“, betonte die Referentin und gab den Zuhörern Tipps mit auf den Weg. Prof. Dr. Johannes Einwag, Stuttgart, sprach zur „Prävention der Wurzel- karies – Die neue Herausforderung“. Da immer mehr Patienten heute mit ihren eigenen Zähnen alt werden, bedeute dies für den präventiv den- kenden Zahnmediziner die intensive Beschäftigung mit neuen Heraus- forderungen wie der Wurzelkaries. So stieg zwischen 1997 und 2014 auf das Bevölkerungsniveau bezogen die Zahl der unbehandelten Wurzelkaries- flächen von 21 auf 70 Millionen. RESEKTIV, REGENERATIV ODER KOMBINIERT? Zum Auftakt am zweiten Kongresstag zeigte PD Dr. Kristina Bertl, Fach- bereich Orale Chirurgie der Abteilung für Parodontologie der Universität Malmö, schwere Periimplatitis-Fälle. Dabei stelle sich die PAR-Behandlung meist als komplex dar: „Es gibt bis- lang keinen Konsens, was als effek- tivste Therapiemethode anzusehen ist.“ Derzeitige Konzepte empfehlen, mit einer antiinfektiösen, nicht- chirurgischen Therapie zu beginnen, oft gefolgt von einer chirurgischen Behandlungsphase – je nach Aus- gangslage resektiv, regenerativ oder kombiniert. Prof. Dr. Johan Wölber aus Freiburg begann mit der Frage: „Steckt in der UPT das Langzeitgeheimnis der erfolgreichen PAR-Therapie?“ Seine Antwort: Ja, eine dauerhafte und regelmäßige Nachkontrolle, bei der man lange Einfluss auf den Patienten nehmen kann, könne eine verbes- serte Parodontitis halten. „Die Kom- munikation zu fördern, macht auch hier Sinn und nun wird sie in der neuen PAR-Leitlinie zum ersten Mal bewusst honoriert.” Er betonte die Selbstwirksamkeit als einen gesund- heitspsychologischen Ansatz. Eine mitgebrachte Studie belege: „Die UPT ist in den zehn Jahren nach der Be- handlung mit der wichtigste Faktor, um eine erneute Verschlechterung und sogar Zahnverlust vorzubeugen. Daher ist der Recall so wichtig.“ LL Der Bayerische Zahnärztetag vom 21. bis 23. Oktober in München stand unter dem Leitthema „Parodontologie 2021“. Veranstaltet wurde der Fort- bildungskongress von der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK) in Ko- operation mit der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB) – unter der Leitung von Kammerpräsident Christian Berger. Partner für das wissenschaftliche Programm waren die Deutsche Gesell- schaft für Parodontologie (DG PARO) und die Österreichische Gesellschaft für Parodontologie (ÖGP). Fotos: BLZK Kammerpräsident Christian Berger Dr. Georg Bach, Freiburg im Breisgau Prof. Dr. Ines Kapferer-Seebacher, Innsbruck Bildergalerie zum Bayerischen Zahnärztetag 26 | POLITIK
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