Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
Anschauungsmaterial für die Beratung von Patienten Will man der komplexen Topografie von Wurzelkanalsystemen gerecht werden, bedeutet das eine umfang- reiche Ausstattung der Praxis und eine überdurchschnittliche Expertise des Behandlers. Die damit verbun- denen höheren Aufwände und Be- handlungskosten müssen Patienten vorab verständlich gemacht werden. In vergrößerten Fotos von transpa- renten Präparaten sind die komple- xen Strukturen von Wurzelkanal- systemen in beeindruckender und zugleich sehr ästhetischer Weise deutlich sichtbar. Deshalb sind solche Bilder für die Patienten- beratung im Vorfeld endodontischer Behandlungen ideal. Der hohe Auf- wand von Wurzelkanalbehandlungen kann damit schnell und nachvoll- ziehbar vermittelt werden (Abbildung 3). Lehrmaterial in der Ausbildung Für erfolgreiche Wurzelkanalbehand- lungen muss in der Ausbildung ein gutes räumliches Verständnis der Pulpahohlräume von der Zahnkrone bis zum apikalen Terminus vermittelt werden. Dazu gehört die genaue Kenntnis der charakteristischen Merkmale in den einzelnen Zahn- gruppen ebenso wie das Wissen um typische Varianten. So geht es bei der Durchführung von Wurzelkanalbehandlungen zunächst darum, die Ausdehnung der Pulpa- kammer zu erkunden, danach um den Übergangsbereich zu den Wur- zelkanälen mit seinen charakteris- tischen Dentinüberhängen, die für einen geradlinigen Zugang in die Wurzelkanäle abgetragen werden müssen (Abbildung 4). Das kann an Abbildungen transparenter Zahnprä- parate oder Mikro-CT-Rekonstruktio- nen sehr gut veranschaulicht werden. Eine weitere Schlüsselregion, die räumlich verstanden und vermittelt werden muss, stellt das apikale Wur- zeldrittel dar. Leider wird in der endo- dontischen Lehre gerade dieser Bereich mit der apikalen Endstrecke oft an Schemazeichnungen erklärt, die im- mer wieder neu oder umgezeichnet werden. Die Zeichnungen weichen in wesentlichen Punkten von natürlichen Ausprägungen ab und haben deshalb auch kaum Bedeutung für die Durch- führung von Behandlungen. In Stu- dien zum Verständnis der apikalen Wurzelkanalsysteme wurde in der Regel versucht, die Topografie mit Untersuchungstechniken zu ergrün- den, in denen nur einzelne Schichten oder begrenzte Ansichten zu sehen sind, die aus dem räumlichen Zusam- menhang gerissen sind (histologischer Schnitt, Bruchpräparat, Untersuchung der Foramina von der äußeren Wur- zeloberfläche). Auf diese Weise kann die räumliche Gesamtstruktur von Wurzelkanalsystemen nicht erfasst und verstanden werden. Welche to- pografischen Merkmale und Ausprä- gungen behandlungsrelevant sind, lässt sich so nicht herausarbeiten. Wie die Natur wirklich aussieht und welche Herausforderungen sich da- raus ergeben, kann dagegen in trans- parenten Präparaten oder Mikro-CT- Scans klar abgelesen werden. Es wäre also wünschenswert, transparente TRANSPARENTE PRÄPARATE SELBST HERSTELLEN Eine einfache Anleitung zum Transparentmachen von Zähnen stellt der Autor auf seiner Webseite zur Verfügung: https://reuver.de/Transparentmachen_von_Zaehnen_und_fotografische_ Auswertung.pdf ZAHNMEDIZIN | 31 Gemeinsam machen wir die Welt zu einem Ort voller Chancen. #Möglichmacher Verantwortung trifft Menschlichkeit.
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