Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2158) Abb. 5: Verschiedene bildlich eingefrorene Behandlungssituationen verdeutlichen unterschiedlich Aspekte der Wurzelkanalaufbereitung und Obturation. a: apikaler Teil eines frakturierten Instruments der Größe 15/.04 in situ: Das Fragment hatte sich vor dem Bruchereignis mehrfach in gegenläufiger Richtung verdrillt. Im koronalen Abschnitt des Fragments besteht zirkumferenter Wandkontakt, während die Instrumentenspitze in dieser Perspektive frei im Kanallumen liegt. Koronal des Fragments weist der Wurzelkanal eine sehr geringe Konizität auf, wodurch die Belastung auf die Feile unnötig erhöht wird. b: NiTi-Flex-Instrument der ISO-Größe #30 im gekrümmten Wurzelkanalverlauf eines oberen Schneidezahns: Die stumpfe Battspitze führt das Instrument auf der Außenseite der Krümmung. Die Abzweigung des Seitenkanals wird mit dieser Instrumentengröße passiert, ohne dass der Behandler sie wahrnimmt. c: reziprokierendes Instrument am Apex eines unteren Prämolaren mit sehr gerader Wurzel: Sehr häufig – so auch hier – weist die apikale Endstrecke des Wurzelkanals eine Krümmung auf. Auch bei diesen apikalen Krümmungen wird die Feile durch ihre nicht schneidende Spitze auf der Dentinoberfläche der äußeren Krümmungsseite geführt. Sobald jedoch das Foramen passiert wird, geht diese Führung verloren und das apikale Foramen wird ungewollt erweitert. d: Spitze eines EDDY-Instruments zur schallaktivierten Spülung in der distalen Wurzel eines unteren Molaren: Damit das Instrument arbeiten kann, muss es frei im Wurzelkanalverlauf liegen, wie hier zu sehen ist. e: distale Wurzel eines anderen unteren Molaren nach Präparation des Wurzelkanalsystems bis zur Größe 35/.06 mit eingepasstem Mastercone: Die Auf- bereitung endet mit einer Stufenpräparation in der Außenkurvatur der ausgeprägten apikalen Krümmung. Dadurch ergibt sich eine sichere Widerstandsform für die Obturation. f: mesiale Wurzel eines unteren Molaren: Die zwei Wurzelkanalsysteme mesiolingual und mesiobukkal sind im apikalen Wurzeldrittel miteinander verbunden. Bei der Aufbereitung bis zur Größe 25/.08 entstanden in diesem Abschnitt zwei parallel zueinander verlaufende Gleitbahnen, die sich zwar berühren, aber nicht überschneiden, und jeweils eines der apikalen Foramina erreichen. Beim mesiolingualen Mastercone (links im Bild) fehlt offensichtlich der zirkumferente Wandkontakt, was die apikale Abdichtung verschlechtert. Das liegt an der länglichen Querschnittsform der apikalen Endstrecke, an der Richtungsänderung des Kanalsystems nach lingual und an der geringen apikalen Aufbereitungs- größe von #25. Anders als in Abbildung 5e entsteht die Widerstandsform hier etwas weiter koronal durch die Konizität der Guttaperchaspitzen. In diesem Fall besteht sogar die Gefahr, dass der ausgedehnte Isthmus zwischen den zwei Wurzelkanalsystemen über schlecht abgedichtete apikale Endstrecken mit dem peri- apikalen Raum in Verbindung bleibt – ein Risiko für endodontische Misserfolge. g: mesiale Wurzel eines unteren Molaren mit sehr ähnlicher Ausgangslage: Im apikalen Drittel sind das mesiolinguale und das mesiobukkale Wurzelkanalsystem miteinander verbunden, danach teilen sie sich wieder und bilden zwei separate apikale Endstrecken. Hier jedoch überlagern sich die zwei Gleitpfade, die sich zu Beginn der Wurzelkanalpräparation ausgebildet haben, wodurch nur einer der zwei apikalen Endäste von der Präparation erfasst worden ist. Auch bei dieser Wurzel besteht die Gefahr, dass ein großer endodontischer Abschnitt, der vom Apex bis in den koronalen Anteil des ausgedehnten Isthmus reicht, ungenügend gereinigt und gegenüber dem periapikalen Gewebe nicht ausreichend isoliert wird. Die in den Abbildungen f und g gezeigten Details entziehen sich der Wahrnehmung des Behandlers, dennoch können sie den kurzfristigen Behandlungserfolg infrage stellen oder auch nach vielen Jahren zu chronischen oder akuten apikalen Entzündungen führen. a b c d e f g 32 | ZAHNMEDIZIN
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