Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2168) INTERVIEW MIT BADEN-WÜRTTEMBERGS KZV-CHEFIN DR. UTE MAIER „Ohne Quote wird es nicht gehen!“ Im neuen Deutschen Bundestag heißen nicht mehr ganz so viele Abgeordnete Michael, Thomas und Christian. Von 736 Volksvertretern sind jetzt 257 weiblich – der Frauenanteil steigt um vier Prozentpunkte auf 35 Prozent. Wie sieht es eigentlich bei den Zahnärztinnen aus? Sind sie mittlerweile stärker in den berufspolischen Gremien repräsentiert? Fragen wir nach bei Dr. Ute Maier, Vorsitzende der KZV Baden-Württemberg und der AG Frauenförderung der KZBV. In der KZBV-Vertreterversammlung beschlossen die Delegierten Ende Oktober 2020, „den Frauenanteil in den Gremien der vertragszahn- ärztlichen Selbstverwaltung [zu] erhöhen“. Was ist seitdem passiert? Dr. Ute Maier: Insgesamt eher zu wenig! Es gab in manchen KZVen zwar Aktivitäten, junge Kolleginnen durch gesonderte Veranstaltungen anzusprechen und für die Standes- politik zu begeistern. Insbesondere in Bezug auf die vorgeschlagenen Sat- zungsänderungen oder Änderungen der Wahlordnung sind jedoch meines Wissens weder die Bundesebene noch die KZVen in den Ländern aktiv ge- worden. Weshalb auch? Das Ziel, eine Quotenregelung für die Vorstände und Vertreterversammlun- gen für die KV- und KZV-Landschaft im Rahmen des Zweiten Führungs- positionen-Gesetzes zu verhindern, war erreicht worden. Woran liegt es denn, dass in der Standespolitik immer noch so wenig Frauen in Führungspositionen zu finden sind? Was muss aus Ihrer Sicht geschehen, um das zu ändern? Gegenfrage: Ist es realistisch zu glau- ben, dass überwiegend männlich besetzte Gremien von sich aus auf Posten verzichten und durch ent- sprechende Regelungen die Voraus- setzungen schaffen, dass diese mit Frauen besetzt werden? Meine Erfah- rungen zeigen, dass diesbezüglich im zahnärztlichen Bereich bei den meisten kaum Ambitionen bestehen durch Zugeständnisse oder Verzicht, Frauen den Weg in die oberen Etagen zu ebnen. Nachdem Dr. Romy Ermler zur Vizepräsidentin der Bundeszahn- ärztekammer gewählt wurde, ist Stefanie Tiede nun neue Präsidentin der Zahnärztekammer Mecklenburg- Vorpommern. Sind die Kammern in der „Frauenfrage“ weiter als die KZVen? Es scheint so, als sei das Kammersys- tem tatsächlich bereits etwas weiter. Immerhin findet man dort – mit Aus- nahme von Baden-Württemberg mit seinem rein männlichen Vorstand – in jedem Vorstand mindestens eine Frau. In Berlin ist sogar die Hälfte des Vorstands weiblich. Dennoch gibt es bei insgesamt deutlich über 100 Vor- standsmitgliedern nur zwei Frauen an der Spitze. Und es liegt immer auch an einzelnen Personen. Beispiel BZÄK: Die beiden Teams, die im Vorfeld als mögliche Vorstände gehandelt wurden, waren beide ausschließlich Männerseilschaf- ten entsprungen. Prof. Christoph Benz hat diese Denke durchbrochen. Klasse fand ich zudem, wie viele Frauen sich zur Wahl stellten. Einen entsprechenden Schub wünsche ich mir auch für die KZV-Landschaft. Wobei dort sicherlich der Kampf um die Posten stärker ist, da insgesamt deutlich weniger Vorstandsposten zur Verfügung stehen (höchstens drei, zum Teil nur zwei). Und auch die An- zahl der Mitglieder in den Vertreter- versammlungen ist deutlich geringer. Muss vielleicht doch die Quote her? In der CDU/CSU bejahen viele Frauen aktuell diese Frage. Die Diskussionen im Zusammenhang mit der AG Frauenförderung, die DR. UTE MAIER Dr. Ute Maier ist Vorsitzende der KZV Baden-Württemberg und der AG Frauenförderung der KZBV. Foto: KZV BW 42 | POLITIK

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