Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22

zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2172) sich dabei an den – immer noch – als Goldstandard für festsitzenden Zahn- ersatz geltenden metallbasierten Res- taurationen messen lassen [McLean, 2001; Sailer et al., 2018b; Walton, 1999]. Da die klinische Bewährung zahnfarbener Werkstoffe jedoch stark von der Indikationsstellung, den ver- wendeten Werkstoffen selbst sowie deren Verarbeitung abhängt, wurden evidenz- und konsensbasierte Emp- fehlungen ausgesprochen, die diese Einflussfaktoren berücksichtigen. Die Empfehlungen der Leitlinie be- ziehen sich auf das Überleben und die Komplikationsfreiheit von voll- keramischen Kronen und Brücken, die anhand klinischer Langzeitstudien ausgewertet wurden und somit als Entscheidungskriterium dienen. Hier- durch erhalten Patient und Behand- lerteams therapeutische Sicherheit und Komplikationen können ver- mieden werden. Als Grundlage für die Empfehlungen des Updates diente eine erneute sys- tematische Literaturrecherche, nach deren Abschluss 24 neue Studien in- kludiert werden konnten. Die neue Literatur wurde inhaltlich hinsichtlich der Überlebensraten der Restauratio- nen und der aufgetretenen Komplika- tionen sowie methodisch mit Evidenz- graden bewertet (Tabelle 1). Abhängig von der Studienqualität, der Studien- anzahl und der Studienergebnisse gingen daraus Empfehlungen unter- schiedlicher Stärke (Tabelle 2) hervor, die in einem strukturierten Konsen- susverfahren verabschiedet wurden (Konsensusstärken siehe Tabelle 3). WERKSTOFFKUNDLICHE GRUNDLAGEN Werkstoffklassen Silikatkeramiken bestehen aus einer Glasmatrix mit eingelagerten Kristal- len. Ein klassischer Vertreter ist die Feldspatkeramik. Silikatkeramiken können als Verblendkeramik einge- setzt, aber auch gepresst oder aus in- dustriell gefertigten Blöcken gefräst werden [Fradeani und Redemagni, 2002; Wendler et al., 2017]. Lithium- disilikatkeramik und zirkonoxidhal- tige Lithiumsilikatkeramik besitzen gegenüber anderen Silikatkeramiken eine gesteigerte Biegefestigkeit von bis zu 400 MPa [Höland et al., 2000; Wendler et al., 2017]. QUALITATIVE EVIDENZBEWERTUNG (LOE = LEVEL OF EVIDENCE) MODIFIZIERT UND ABWEICHEND VON SIGN 50 Evidenzbewertung 1++ 1+ 1- 2++ 2+ 2- 3 4 Tab. 1, Quelle: Langversion des Leitlinienupdates Hohe Qualität von Metaanalysen, systematischen Literaturübersichten von Artikeln über randomisierte, kontrollierte Studienartikel (RCTs) oder RCTs mit einem sehr niedrigen Biasrisiko Gut durchgeführte Metaanalysen, systematische Literaturübersichten oder RCTs mit einem niedrigen Biasrisiko Metaanalysen, systematische Literaturübersichten oder Artikel über RCTs mit einem hohen Biasrisiko Hohe Qualität systematischer Literaturübersichten oder Artikel über Fall-Kontroll-Studien oder Kohortenstudien Gut durchgeführte Fall-Kontroll-Studien oder Kohorten- studien mit einem niedrigen Risiko für Beeinflussung oder Bias und einer moderaten Wahrscheinlichkeit, dass die Zusammenhänge kausal sind sowie gut durchgeführte Fallserien mit einem akzeptablen Risiko für Bias Artikel über Fall-Kontroll-Studien mit einem hohen Risiko für Beeinflussung oder Bias und einem signifikanten Risiko, dass die Zusammenhänge nicht kausal sind Artikel über nicht analytische Studien, zum Beispiel Falldarstellungen oder Fallserien. Expertenmeinung SCHEMA DER EMPFEHLUNGSGRADUIERUNG NACH AWMF A B 0 Tab. 2, Quelle: AWMF Evidenzstärke hoch mäßig schwach Empfehlung soll ↑↑ sollte ↑ kann erwogen werden / kann indiziert sein = Empfehlung gegen eine Intervention soll nicht ↓↓ sollte nicht ↓ kann verzichtet wer- den = Beschreibung starke Empfehlung Empfehlung Empfehlung offen DR. ANNIKA JERG Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Westdeutsche Kieferklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf Foto: UKD 46 | ZAHNMEDIZIN

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