Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2178) Vollkeramische Endokronen Erstmals wurden Empfehlungen zu Endokronen in die Leitlinie aufge- nommen. Es können monolithische Feldspatkeramik und monolithische sowie verblendete Lithiumdisilikat- keramik verwendet werden. Erste Daten mit jedoch eher geringem Evi- denzniveau zeigen im Seitenzahn- bereich Überlebensraten von 75 bis 99,9 Prozent nach sieben bis zwölf Jahren [Belleflamme et al., 2017; Fa- ges et al., 2017; Otto und Mörmann, 2015]. Zu anderen vollkeramischen Werkstoffen kann bei der Verwendung als Endokrone noch keine evidenz- basierte Aussage getroffen werden. Vollkeramische dreigliedrige Brücken im Frontzahnbereich Für die Herstellung vollkeramischer dreigliedriger Brücken im Frontzahn- bereich soll verblendete Zirkonoxid- keramik (3Y-TZP) verwendet werden (Abbildung 1). Diese Empfehlung wurde aufgrund der großen Anzahl neuer Daten gegenüber der Vor- version der Leitlinie verstärkt. So lie- gen nach bis zu sieben Jahren Nach- beobachtungsdauer die Überlebens- raten bei 88,8 bis 100 Prozent [Burke et al., 2013; Solá-Ruíz et al., 2015]. Daten zu technischen Komplikatio- nen sind mit Chippingraten von 24,2 Prozent nach fünf Jahren [Burke et al., 2013] und 7,4 Prozent nach sieben Jahren [Solá-Ruíz et al., 2015] heterogen. Monolithische Zirkonoxidkeramik (3Y-TZP) kann verwendet werden und wird damit erstmals, aber ledig- lich auf der Basis eines Experten- konsensus, für diese Indikation emp- fohlen. Klinische Daten nach einem Beobachtungszeitraum von drei Jah- ren zeigen vielversprechende Ergeb- nisse mit Überlebensraten von 96,7 Prozent für monolithische Brücken im Front- und im Seitenzahnbereich [Habibi et al., 2020]. Lithiumdisilikatkeramik monoli- thisch und verblendet kann eben- falls verwendet werden, da klinische Daten für verblendete Lithiumdisili- katkeramik in der neu berücksichtig- ten Literatur Überlebensraten von 89,7 Prozent beziehungsweise 86,1 Prozent nach fünf bis zehn Jahren zeigen [Teichmann et al., 2017]. Mo- nolithische Lithiumdisilikatkeramik wurde in nur einer Kohorte länger nachuntersucht, die Überlebensraten liegen nach zehn Jahren bei 87,9 Prozent [Kern et al., 2012], nach 15 Jahren jedoch nur bei 48,6 Prozent [Garling et al., 2019a]. Zu neueren Zirkonoxidkeramiken (4Y-TZP, 5Y-TZP) kann aufgrund feh- lender klinischer Daten bisher keine Aussage getroffen werden. Vollkeramische dreigliedrige Brücken im Seitenzahnbereich Für die Herstellung vollkeramischer dreigliedriger Brücken im Seitenzahn- bereich sollte verblendete Zirkonoxid- keramik (3Y-TZP) verwendet werden. Diese Empfehlung wurde gegenüber der Vorversion der Leitlinie verstärkt. Nach fünf Jahren belaufen sich die Überlebensraten auf 90 bis 97 Pro- zent [Burke et al., 2013; Wolleb et al., 2012], nach zehn Jahren auf 70,3 bis 91,3 Prozent [Ioannidis und Bindl, 2016; Passia et al., 2019; Rinke et al., 2018; Sailer et al., 2018a]. Da Keramik- frakturen wie Chipping nach zehn Jahren bei bis zu 31 Prozent der ver- blendeten Brücken aus Zirkonoxid- keramik auftreten, stellen Brücken aus monolithischer Zirkonoxidkeramik eine Alternative dar, die verwendet werden kann . Kurzzeitdaten, eine dokumentierte Fallserie und erste empirische Erfahrungen (Fallbeispiel in Abbildung 2) mit monolithischen und rein vestibulär verblendeten Brücken aus Zirkonoxidkeramik sind vielversprechend. Sie zeigen nach drei Jahren eine Überlebensrate von 96,7 Prozent für monolithische und 93,8 Prozent sowie eine Chippingrate von 8,8 Prozent für rein vestibulär verblendete Brücken [Habibi et al., 2020], lassen aber unverändert nur eine Empfehlung als Expertenkon- sensus zu. Verblendete und monolithische Brücken aus Lithiumdisilikatkeramik zeigen mit 48,6 bis 51,9 Prozent nach zehn bis 15 Jahren beziehungsweise 63,0 bis 51,9 Prozent nach fünf bis zehn Jahren [Garling et al., 2019a; Teichmann et al., 2017] geringere Überlebensraten, können aber inner- halb der Herstellerindikation eben- falls verwendet werden. Damit ist ein Ersatz des zweiten Prämolaren sowie der Molaren ausgeschlossen. Vollkeramische mehrgliedrige/ -spannige Brücken Für eine Empfehlung mehrgliedriger/ -spanniger Brücken aus Vollkeramik reicht die klinische Datenlage wie schon zum Zeitpunkt der Erstellung der ersten Version der Leitlinie nicht aus. Die wenigen vorhandenen Stu- dien zu verblendeter Zirkonoxid- keramik (3Y-TZP) legen nahe, dass mit 35 Prozent nach zehn Jahren erhöhte Raten an Chipping [Rinke et al., 2018] und bei weitspannigen Brücken vermehrt Misserfolge [Schmitter et al., 2012] auftreten. Die Überlebensraten liegen für bis zu viergliedrige Brücken bei 75 Prozent nach zehn Jahren [Rinke et al., 2018] und bei 88,8 Prozent nach sieben Jah- ren für bis zu sechsgliedrige Brücken [Solá-Ruíz et al., 2015]. Vollkeramische einflügelige Adhäsivbrücken im Frontzahnbereich Für den Ersatz fehlender Frontzähne mit vollkeramischen Adhäsivbrücken soll verblendete Zirkonoxidkeramik verwendet werden, da Restaurationen mit diesem Material nach zehn Jahren Überlebensraten von 98,2 Prozent aufweisen [Kern et al., 2017] und damit sogar metallkeramischen Adhäsivbrücken überlegen scheinen [Mourshed B, 2018; Pjetursson, 2008]. Die Empfehlung wurde gegen- über der ersten Version der Leitlinie verstärkt. Vollkeramische Adhäsivbrücken im Seitenzahnbereich Da für die Anwendung vollkera- mischer Adhäsivbrücken im Seiten- zahnbereich keine klinischen Daten DR. FRANK SPITZNAGEL Poliklinik für zahnärztliche Prothetik, Westdeutsche Kieferklinik, Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf Foto: UKD 52 | ZAHNMEDIZIN
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