Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 22
zm 111, Nr. 22, 16.11.2021, (2214) Erkrankung am SAPHO-Syndrom aus- zuschließen. Das Akronym SAPHO beschreibt den klinischen Symptom- komplex einer seltenen Variante der Psoriasis-Arthritis bestehend aus Synovitis, Akne, Psoriasis pustolosa, Hyperostosis und Ostitis. Bei einer gleichzeitigen Infektion mit dem HI- Virus werden häufig schwere Verläufe beobachtet. Grundsätzlich ist das Outcome bei an einer PCO erkrankten Patienten deutlich schlechter als bei der SCO [Julien Saint Amand et al., 2009]. Eine radikale chirurgische Therapie mit einer segmentalen Resektion der von der Osteomyelitis affektierten Areale erscheint deutlich effektiver als konservative Behandlungsansätze [Slough et al., 2008]. In diesem Kon- text ist eine unmittelbare, knöcherne Rekonstruktion der zum Teil aus- geprägten Resektionsdefekte mit mikrochirurgisch reanastomosierten, freien knöchernen Transplantaten [Rustemeyer et al., 2019; Abe et al., 2011] sehr erfolgreich. In therapie- refraktären Fällen sind zum Teil gute Ergebnisse bei der medikamentösen Therapie mit Bisphosphonaten [Otto et al., 2015; Montonen et al., 2001], dem monoklonalen Antikörper De- nosumab [Otto et al., 2018] oder dem Peptidhormon Calcitonin [Jones et al., 2005] dokumentiert. Bei einer PCO im Rahmen eines SAPHO- Syndroms scheinen Biologika aus der Gruppe der TNF-alpha-Inhibitoren sowie das Folsäure-Analogon Metho- trexat vielversprechend [Mari et al., 2004]. Unabhängig von den beschriebenen und vorwiegend experimentellen Therapieansätzen ist das Krankheits- bild der PCO nach wie vor ätio- logisch unklar und bedarf einer umfangreichen und frühen chirur- gischen Intervention, um schwere Krankheitsverläufe zu verhindern. Oftmals erfolgt, wie im vorliegenden Fall, die Diagnosestellung aufgrund des Fehlens von eindeutigen klini- schen Zeichen, wie sie bei der akuten und bei der sekundär-chronischen Osteomyelitis zu finden sind, erst in einem fortgeschrittenen Krankheits- stadium, so dass ausgedehnte und radikale Resektionen erforderlich werden. Eine funktional-rehabilitie- rende Therapie macht in vielen Fällen aufwendige Rekonstruktionen mit mikrovaskulären Transplantaten erforderlich. \ PD DR. MED. DR. MED. DENT. THOMAS MÜCKE Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, plastische und ästhetische Operationen Malteser Krankenhaus St. Josefshospital Kurfürstenstr. 69, 47829 Krefeld-Uerdingen Thomas.Muecke@malteser.org Foto: privat Quelle: MKG St. Josefshopital Abb. 5: Postoperativer radiologischer Befund: Die resezierte Mandibula wurde unmittelbar mit einem mikrochirurgisch-reanastomosierten Fibula- Transplantat rekonstruiert. FAZIT FÜR DIE PRAXIS \ Die Osteomyelitiden werden unterschieden in eine akute, eine sekundär chronische und eine primär chronische Form. \ Die Ätiologie der primär chronischen Osteomyelitis (PCO) ist nach wie vor weitgehend unklar. \ Eine länger als vier Wochen persistierende Osteomyelitis wird als sekundär chronische Osteomyelitis (SCO) bezeichnet. \ Die Therapie beinhaltet primär die chirurgische Resektion osteomyelitisch affektierter Areale sowie eine Langzeitantibiose. \ Viele Krankheitsverläufe sind langwierig und therapieresistent. \ Die primär chronische Osteomyelitis hat ein schlechteres Outcome als die sekundär chronische Form. \ Es besteht eine Assoziation der PCO mit dem SAPHO-Syndrom. \ In therapierefraktären Fällen können Antiresorptiva, Biologika oder Immunmodulatoren zum Einsatz kommen. \ Das radikale chirurgische Vorgehen macht oftmals aufwendige Rekonstruktionen mit mikrovaskulären Transplantaten erforderlich. ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. 88 | ZAHNMEDIZIN
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