Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2265) zusammenpasst, was das Durch- schnittsgehalt gemäß Jahrbuch der KBZV/BZÄK ist und was man glaubt, für Gehaltskosten im Verhältnis zu den Gesamtkosten zu kalkulieren. Vielmehr wird die Opportunität be- trachtet werden müssen. Sprich: Es wird kalkuliert, welcher Umsatz weg- fällt, wenn man diese Arbeitskraft am Stuhl nicht vorhalten kann, und auf dieser Basis wird berechnet, was sich aus Zahnarztsicht am meisten lohnt: keine Behandlung, da kein Mitarbei- ter – oder die Behandlung mit einem „teuren“ Mitarbeiter. Konkret bedeu- tet das bei einem Tag Umsatzverlust (ähnlich Stuhl kaputt, Absaugeinheit kaputt), dass der verlorene Umsatz beispielsweise 1.000 Euro beträgt – die Opportunitätskosten sind also 1.000 Euro. Wenn man nun aber einem Mitarbeiter im Monat, sagen wir, 2.500 Euro mehr bezahlt (An- nahme derzeitiger Verdienst 2.500 Euro), wird dieser Mitarbeiter in Zu- kunft seine Opportunität, also 5.000 Euro, bei mir verdienen und somit können die Behandlungen durchge- führt werden. In dieser Betrachtung habe ich meinen Umsatz eingefahren und einen Teil meines Unternehmer- lohns an den Mitarbeiter weitergege- ben. Bereits heute sehe ich, dass sich die Gehaltsspirale kräftig dreht. Hypothese 3: Bundesweit lag die Zahl der abgebrochenen Ausbildungen laut BZÄK bei 34,2 Prozent. Von den Aus- zubildenden, die ihre Abschlussprü- fung erfolgreich ablegten, gründeten viele nach kurzer Zeit eine Familie oder entschieden sich für einen ande- ren Beruf. Das heißt, ich als Praxis- inhaber sollte in meinem ureigensten Interesse meine angehenden festen Teammitglieder während ihrer Aus- bildung nicht als günstige Aushilfs- arbeitskräfte sehen und behandeln, sondern sie wertschätzen, ihnen et- was zutrauen, ihnen eigene Projekte übertragen und ein Gefühl dafür ent- wickeln, Probleme und Unsicherhei- ten zu erkennen und darauf zu rea- gieren. Das alles bedeutet natürlich einen erhöhten zeitlichen Aufwand, aber es wird sich lohnen. Hypothese 4: Ob nun Azubi, Hoch- schulabsolvent oder ausgebildete Fach- kraft: Immer mehr Menschen suchen einen neuen Job nicht mehr über die Klassiker Wochenendausgabe der Tageszeitung, sondern tummeln sich gefühlt den halben Tag im Internet und besuchen dort über Social-Media- Kanäle gezielt Karriereseiten von Un- ternehmen oder suchen und finden ihren Arbeitgeber über Facebook oder Instagram. Hier wird es Suchenden/ Bewerbern immer leichter gemacht, die Einstiegshürden werden immer niedriger, zum Teil werden nicht mal mehr „Begleitschreiben“ gefordert be- ziehungsweise gewünscht, Fotos sind ebenfalls inzwischen vielfach obsolet. Stellenanzeigen kann man in Zukunft demzufolge einsparen. Investieren muss man in den Außenauftritt auf der eigenen Webseite und in den so- zialen Medien. Der Schwerpunkt die- ses Tuns sollte allerdings weniger auf Patientengewinnung als vielmehr auf Mitarbeitergewinnung gelegt werden. Ihre Vorsätze für 2022 sollten sein: \ das Team zu einem Team zu formen, \ Mitarbeiter zu Mitdenkern und Mitarbeitern zu machen, \ mehr Zeit in die Mitarbeiter und das Team zu investieren, \ Geld in die Mitarbeiter zu investieren und \ sich selbst klar zu werden, dass dieser Punkt Chefsache ist und nur gelöst werden kann, wenn man mit Akribie und Optimierungs- drang am Thema Personal arbeitet. ABSCHIED Mit dieser finalen Ausgabe im Jahr 2021, meinem fünften Jahr als zm- Kolumnist, möchte ich mich von Ihnen – sehr geehrte Leserinnen und Leser – verabschieden. Man sagt, man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Ehrlich gesagt, genau das habe ich vor: Wir haben in den Jahren jedes (nicht medizinische) Thema in und um die Zahnarztpraxis be- handelt und es wird bis auf ein paar Aktualisierungen sicher auch schwer, in dieser Frequenz das Niveau zu halten. Mein persönliches Format der Zukunft wird der Podcast „Praxis- flüsterer“ sein, wo Sie weiter einmal in der Woche von mir hören können (einfach abonnieren auf Spotify, Apple iTunes etc.). Mein Abschiedsangebot für treue Le- serinnen und Leser ist, dass ich fünf Praxen im Jahr 2022 einlade, bei der OPTI Personalchallenge 2022 mitzu- machen. Bei 100 Praxen werden wir versuchen, mit einfachen Mitteln echte Teams zu entwickeln und ih- nen das Know-how an die Hand zu geben, eine attraktive Arbeitgeberpra- xis zu werden. Teilnehmen können je Praxis der/die Inhaber/in und der/die Praxismanager/in. Schreiben Sie mir. Die ersten fünf (netten) Bewerbungen können kostenfrei teilnehmen (an- sonsten 1.450 Euro). Ich wünsche Ihnen guten Jahres- abschluss und ein gesundes und viel- versprechendes – bewegendes – neues Jahr! Ihr Christian Henrici Henrici@opti-hc.de, www.opti-hc.de CHRISTIAN HENRICI – DER PRAXISFLÜSTERER Mit der Erfahrung aus mehr als 3.200 umfassenden zahnärztlichen deutschlandweiten Mandaten in knapp fünfzehn Jahren beantwortete der Praxisexperte und Hauptgesellschafter der „OPTI health consul- ting GmbH“ fünf Jahre lang Fragen von Mandanten und Lesern zum Unternehmen Zahnarztpraxis. Über den QR-Code oder den Link https://bit.ly/zm_henrici gelangen Sie zur Themen- seite auf zm-online und können in älteren Kolumnen stöbern. PRAXIS | 15
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