Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2270) Keratozysten sind erste Anzeichen des Gorlin-Goltz-Syndroms Beim Auftreten von auffällig vielen odontogenen Zysten sollte an ein Gorlin-Goltz-Syndrom gedacht wer- den. Keratozysten gelten als erste An- zeichen der Erkrankung. Im Verlauf entwickeln die Patienten immer wie- der Basalzellkarzinome, weshalb eine frühzeitige Diagnose des Syndroms besonders wichtig ist. Folgende Message gab Schäfer à la Dr. House den (Zahn-)Medizinern mit auf den Weg: Wichtig beim Um- gang mit (seltenen) Erkrankungen sei vor allem, die Anamnese genau zu beachten, denn in vielen Fällen brächten die Erkrankten selbst bereits die Lösung des Rätsels mit. Gestellte Diagnosen sollten immer wieder (selbst-)kritisch hinterfragt werden. Die Arbeitsdiagnose dürfe sich än- dern, die Entlassdiagnose hingegen müsse stimmen. GUIDED ENDODONTICS Eine der großen Herausforderungen in der Endodontie ist die Vorhersagbar- keit bei Wurzelkanalbehandlungen. PD Dr. med. dent. Thomas Connert, Basel, stellte die „Navigierte Endo- dontie“ zur Behandlung von Zähnen mit obliterierten Wurzelkanälen und apikaler Parodontitis vor. Haupt- ursache für kalzifizierte Wurzelkanäle sei ein vorangegangenes dentales Trauma. Rund die Hälfte der deut- schen Bevölkerung hat im Lauf ihres Lebens ein dentales Trauma. Bei rund 15 Prozent aller traumatisierten Zähne zeigt sich im Verlauf eine Obli- teration, insbesondere nach einer Ex- trusion oder einer lateralen Disloka- tion, weniger bei einer Kontusion. Die Behandlung eines solchen Wur- zelkanals stelle große Anforderungen an den Zahnarzt oder die Zahnärztin und gehe häufig mit Perforationen einher. Die technische Fehlerquote an Frontzähnen wird in der Literatur mit bis zu 70 Prozent angegeben. Connert führte mehrere Studien an, deren Er- gebnisse zeigen, dass die Technik der „Guided Endodontics“ mittels Füh- rungsschablone den Behandlungs- erfolg deutlich erhöhen kann. Präzise und minimalinvasive Zugangskavitäten möglich Den Workflow erklärte Connert de- tailliert: Nach der Indikationsstellung muss zunächst ein dreidimensionaler Datensatz (DVT) angefertigt werden sowie ein Intraoralscan erfolgen. Eine geeignete Software fusioniert dann die beiden Datensätze. Im entstande- nen dreidimensionalen Modell kann nun eine digitale Zugangskavität ge- plant werden – mit dem virtuellen Abbild des Bohrers, den man später verwenden möchte. Das Software- programm erstellt dann auf Basis der geplanten Daten eine Führungs- schablone, die entweder 3-D-gedruckt oder in einem CAD/CAM-System ge- fertigt wird. Nach Herstellung der Schablone kann diese zur Überprü- fung des korrekten Sitzes an einigen Stellen gefenstert werden. Zunächst muss eine minimalinvasive Zugangs- kavität geschaffen werden. Die Füh- rungsschablone dient dazu, den Bohrer sicher ins apikale Drittel zu führen. Sobald der Schaft des Bohrers an die Hülse der Schablone anstößt, ist der Tiefenstopp erreicht. Der Ein- fluss des Behandlers auf das Ergebnis ist bei einer guten Planung laut Connert vernachlässigbar. Nur bei geraden Kanälen anwendbar Die Technik sei besonders für Front- zähne geeignet. Connert räumte ein, dass die Anwendung im Seitenzahn- gebiet deutlich schwieriger sei. Ein- schränkend seien in jedem Fall bei allen Zähnen der hohe technische Aufwand für die Vorbereitung der Füh- rungsschablone sowie die Strahlen- belastung durch das DVT zu nennen. Durchführbar sei die Technik ledig- lich bei geraden Wurzeln oder in den geraden Anteilen von gekrümmten Wurzeln. Dynamische Navigation Um diese Limitationen zu reduzieren, wird inzwischen auch an Konzepten für eine dynamische Navigation ge- arbeitet. Diese funktioniert ohne Schablone, dafür mithilfe eines Mar- kers. Dieser muss sowohl bei der Er- stellung des DVTs als auch während der Behandlung im Patientenmund platziert werden – im DVT kann dieser auch im Nachhinein digital eingefügt werden. Des Weiteren wird eine Kamera benötigt, die an ein Na- vigationssystem angeschlossen wird. Diese muss während der Behandlung den intraoral platzierten Marker sehen und die Information erhalten, welcher Bohrer verwendet wird. In Echtzeit wird angezeigt, wo sich die Bohrer- spitze im Zahn des Patienten befin- det. Problematisch ist hier allerdings, dass die meisten auf dem Markt er- hältlichen Instrumente viel Platz in Anspruch nehmen. Zudem schaut der Behandler während der Behand- lung hauptsächlich auf den Monitor, Live on tape: Seit dem 1. Juli 2016 gehört die einspannige Adhäsivbrücke mit Metallgerüst im Frontzahnbereich ohne Altersgrenze zur Regelversorgung der gesetzlichen Krankenversicherung. Dabei bleibt es dem Behandler überlassen, ob die Brücke ein- oder zweiflügelig gestaltet wird. Die klinischen Erfahrungen und die Daten aus der Literatur sprechen jedoch klar für die einflügelige Variante, stellte PD Dr. Nicole Passia, Kiel, in ihrem Vortrag fest. Im Video präsentierte Passia die Versorgung eines jugendlichen Patienten mit zwei einflügeligen Adhäsivbrücken. Quelle: zm/br 20 | DEUTSCHER ZAHNÄRZTETAG 2021

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