Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
sich verschiedene Multilevel-Opera- tionstechniken und Plastiken etab- liert, die im Bereich Zungengrund, Hyoid und M. genioglossus ansetzen. Der Einsatz von Radiofrequenzabla- tion ermöglicht eine minimalinvasive Vorgehensweise. Postoperativ sollte eine 24-stündige intensivmedizinische Überwachung erfolgen [DGSM, 2017]. Die UPPP erzielt dabei eine bis zu 60-prozentige Reduktion der AHI-Er- eignisse, verglichen mit präoperativen Befunden [Browaldh et al., 2013]. Sowohl die Tonsillektomie als auch die UPPP stellen Therapiemöglichkei- ten bei gering- bis mittelgradiger Ob- struktion dar, wenn die anatomische Ausgangssituation dafür gegeben ist [DGSM, 2017]. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, einen Hypoglossusschrittmacher zur Stimulation der Zungenmuskulatur einzusetzen. Der Schrittmacher ver- hindert ein Absinken der Zunge und wirkt so einer Obstruktion der Atem- wege entgegen [Kezirian et al., 2014; DGSM, 2020]. Dies stellt eine Thera- pie für Patienten dar, bei denen die bisherigen Versuche keine Wirkung gezeigt haben und anatomisch keine auslösenden beziehungsweise ursäch- lichen Engstellen vorliegen [DGSM, 2017]. Eine Verbesserung der Nasenatmung (Conchotomie/Septumplastik) ist nicht mit einer Therapie der Atmungs- störung gleichzusetzen, jedoch wer- den nachweislich das Schnarchen, die Tagesmüdigkeit sowie die Akzep- tanz und die Wirkung der CPAP ver- bessert [Li et al., 2011]. MAXILLO-MANDIBULÄRES ADVANCEMENT Die Durchgängigkeit der pharyngea- len Atemwege wird maßgeblich durch das Gesichtsskelett sowie die Form und Position der Kiefer bestimmt [Hochban, 2017]. Dadurch können Osteotomien zur Vorverlagerung von Ober- und Unterkiefer (Maxillo-Man- dibuläres Advancement) den pharyn- gealen Atemweg vergrößern und in der Folge den pharyngealen Muskel- tonus erhöhen. Zusätzlich kann durch eine Kinnrandverschiebung (Genioplastik) nach anterior die ge- nioglossale und die geniohyoidale Muskulatur gestrafft werden [Lindorf et al., 2021]. Beide Effekte reduzieren die Kollapsibilität des Pharynx syner- gistisch. Dies kann für Patienten eine hocheffektive und auch kurative Therapie der OSA darstellen, wie von Kuo und Kollegen bereits 1979 be- schrieben [Kuo et al., 1979]. In einer Metaanalyse mit 627 Patien- ten gaben 86 Prozent eine substan- zielle Besserung an, bei 43,2 Prozent wurde ein AHI < 5 erreicht [Holty et al., 2010]. In weiteren Studien wurde eine Erfolgsrate von 90 bis 100 Pro- zent erzielt [DGSM, 2020]. Dabei zei- gen die Ergebnisse auch eine Lang- zeitstabilität, somit ist das MMA als kurativer Ansatz zu verstehen. Der Therapieeffekt war in den Serien mit Langzeitdaten nach mehr als zwei Jahren unverändert vorhanden. Als positive Begleiterscheinung, neben der Therapie der OSA, geben über 90 Prozent der Patienten eine durch das MMA bedingte, ästhetische Verbesse- rung ihres Gesichtsprofils an [Holty et al., 2010; DGSM, 2020; Penzel et al., 2015]. Operativ wird die Anbindung an eine Intensivstation empfohlen, da Patienten mit OSA im Rahmen von chirurgischen Eingriffen eine be- sondere Risikokonstellation und ein erhöhtes Risiko für perioperative Komplikationen haben [Vasu et al., 2012; Heiland et al., 2020]. EFFEKTIVITÄT DER EINZELNEN BEHANDLUNGEN CPAP Die OSA bedarf einer gezielten Dia- gnostik und Therapie, die für die jeweils vorliegende Form und den Ausprägungsgrad der Schlafapnoe wirksam ist. Eine zufriedenstellende Lösung für alle OSA-Patienten stellt die CPAP-Therapie als Standardthera- pie nicht dar, denn oft bezieht sich die Nutzung der CPAP in den ersten ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2289) ZAHNMEDIZIN | 39
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