Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2292) nativ zu Überdrucktherapieverfahren eingesetzt werden können. Bei einem höheren AHI und/oder auch einem BMI > 30 kg/m 2 können UPS erwogen werden, falls die Positivdrucktherapie trotz Ausschöpfung aller unterstüt- zenden Maßnahmen nicht eingesetzt werden kann. Im Verlauf soll die Effektivität durch einen Schlafmedi- ziner bestätigt und in regelmäßigen Abständen evaluiert werden [Rande- rath et al., 2011]. UPS können als Dauertherapie einge- setzt werden [DGSM, 2020]. Da Ne- benwirkungen wie die Veränderung der Bisslage und der Zahnstellungen möglich sind [Martins et al., 2018], soll die Versorgung mit zahntech- nisch individuell angefertigten und adjustierbaren UPS durch einen schlafmedizinisch versierten Zahn- arzt nach Ausschluss zahnmedizi- nischer Kontraindikationen erfolgen. Sowohl die Erstanpassung, die Kon- trollen und die individuelle Nach- adaption haben durch den Zahnarzt zu erfolgen [DGSM, 2020]. Auch wenn Kiefergelenkveränderungen in der Literatur durch UPS nicht be- schrieben sind, können diese nicht sicher ausgeschlossen werden. Bei un- serer eigenen Patientenklientel konn- ten wir bisher keine anatomischen Veränderungen an den Kiefergelen- ken feststellen, wohl aber traten vereinzelt Kiefergelenkschmerzen unter Therapie mit UPS auf. Bei der schweren OSA treten in der Regel Obstruktionen im Pharynx auf meh- reren Etagen auf. Eine Therapie durch eine UPS ist hier in der Regel nicht ausreichend [DGSM, 2020]. Diskussion Chirurgie Weichgewebe Neben den Indikationseinschränkun- gen bei den konservativen Verfahren existieren für die chirurgischen The- rapiemöglichkeiten ebenfalls Limita- tionen. Bei den operativ resektiven Eingriffen sind sowohl der Stellen- wert als auch deren Langzeiterfolg aufgrund inkonsistenter Daten noch Gegenstand der Diskussion und kön- nen anhand der aktuell verfügbaren Studienlage nicht definiert werden [Hochban, 2017]. Während die Adeno- tonsillektomie (AD/TE) bei Kindern gute Erfolge zeigt und hier frühzeitig sinnvoll ist, stellt die isolierte Ton- sillektomie bei Erwachsenen nur bei deutlich vergrößerten Tonsillen, moderater OSA und selektierter Patientenklientel ein erfolgreiches Therapiekonzept dar [Camacho et al., 2016; Marcus et al., 2013]. Die Uvulopalatopharyngoplastik (UPPP) und die HNO-ärztliche Multi- level-Chirurgie mit Eingriffen im Bereich Zungengrund, Hyoid und M. genioglossus wie auch die Kombi- nation verschiedener operativer Ver- fahren zeigen zwar in vielen Studien Verbesserungen, stellen oft aber allein keine ausreichende Therapie dar [Hochban, 2017; Verse et al., 2015]. Veränderungen der Stimme, Schluck- beschwerden oder velopharyngeale Stenosen sind möglich [Verse et al., 2015]. Diese Verfahren können auch kaum als minimalinvasiv bezeichnet werden, was die Belastung des Pa- tienten angeht. Abgesehen von den postoperativen Beschwerden besteht das Risiko der Narbenbildung an sen- siblen funktionellen Strukturen. Da- bei konnte in der Literatur gezeigt werden, dass die UPPP dem MMA unterlegen ist [Boyd et al., 2013]. Selbst der aufwendige Hypoglossus- Schrittmacher erzielt zwar eine signi- fikante Verbesserung der schweren OSA, aber nicht immer eine aus- reichende Therapie [Kezirian et al., 2014; DGSM, 2020]. Bei jüngeren Patienten stellt sich dabei noch die Frage nach der begrenzten Lebens- dauer des Schrittmachers. Weiterhin existieren keine randomisierten Ver- gleichsstudien zwischen den einzel- nen Stimulationsverfahren oder mit anderen Therapien wie zum Beispiel der UPS [Constantino et al., 2020]. Diskussion MMA Entgegengesetzt zur rein resektiven Therapie kann durch das MMA und seine Modifikationen die schwere OSA wirksam therapiert und auch ge- heilt werden. Dabei sind in weniger als fünf Prozent der Fälle zusätzliche weichgewebschirurgische Eingriffe nötig [Hochban, 2017]. Die Effektivi- Abb. 4: a: sagittale Darstellung des Posterior Airway Space (PAS) präoperativ des oben gezeigten Patienten b: Bedingt durch das MMA zeigt sich eine signifikante Erweiterung des PAS. c: dreidimensionale Darstellung des MMA mit Platten- und Schraubenosteosynthese a b c Quelle: Praxis Prof. Lindorf, PD v. Wilmowsky & Kollegen DR. MED. DENT. RENATE MÜLLER-HERZOG Praxis für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie Prof. Lindorf, PD v. Wilmowsky & Kollegen Fürther Str. 4a, 90429 Nürnberg Foto: Praxis Prof. Lindorf, PD v. Wilmowsky& Kollegen 42 | ZAHNMEDIZIN
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