Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
Aufgrund der unklaren radiologischen Veränderung wurde die Patientin in die Mund-, Kiefer- und Gesichts- chirurgie zur weiteren Diagnostik und Dignitätssicherung überwiesen. Der klinische Befund der Mund- schleimhaut zeigte sich unauffällig, eine Raumforderung oder Schwellung war nicht nachweisbar. Die mit den Läsionen assoziierten Zähne im 3. Quadranten zeigten keine Anzeichen einer Lockerung, mit positiver Sensi- bilitätsprobe und ohne Perkussions- empfindlichkeit. Zur Einschätzung der Befundausdeh- nung wurde eine Computertomogra- fie des Unter- und Oberkiefers ange- fertigt (Abbildung 2). Hier zeigten sich drei mehrsklerosierte Läsionen apikal in regio 34, 36 und 37 mit um- gebenden Osteolysen. Die Wurzeln der Zähne ließen sich auch in der Schnitt- bildgebung vollständig von den skle- rotischen Läsionen abgrenzen. Bei unklarem Progressverhalten und bekanntem Malignom in der Anam- nese wurde zur histopathlogischen Sicherung des Befunds die Indikation zur Biopsie gestellt. Die Entnahme einer Probe erfolgte durch die Bil- dung eines paramarginal angelegten Mukoperiostlappens in regio 36. Nach Darstellung des Unterkieferkorpus wurde mittels Lindemann-Fräse ein an die mesiale Wurzel des Zahnes 36 angrenzender Knochenblock ent- nommen. Danach erfolgte ein spei- cheldichter Schleimhautverschluss. Der histopathologische Befund ergab intrakortikale Infiltrate eines stark al- terierten Karzinoms mit ausgeprägter umgebender Fibrose, passend zu einer Metastase des bekannten Mamma- Karzinoms (Abbildung 3). In der immunhistochemischen Nachunter- suchung zeigten die Tumorzellen eine starke Positivität für Panzytokin, was die Diagnose einer Metastase des Mamma-Karzinoms bestätigte. Die zu- vor angenommene Verdachtsdiagnose eines Zementoblastoms wurde durch die histopathologische Begutachtung also eindeutig widerlegt. Das Vorliegen der systemischen Aus- breitung mit zusätzlich vorliegenden Knochenmetastasen der Halswirbel- säule wird im Rahmen eines pallia- tiven Therapiekonzepts mit lokaler Bestrahlung der Halswirbelsäule und systemischer Therapie mit Antikör- pern behandelt. Zusätzlich ist ent- sprechend dem interdisziplinären Konsens des gynäkologischen Tumor- boards nach Stabilisierung der Patien- tin zur Frakturprophylaxe eine Resek- tion der vorliegenden Metastasen im Unterkiefer mit Einbringen einer Osteosyntheseplatte geplant, um ein weiteres lokal-destruierendes Wachs- tum zu verhindern. DISKUSSION Das Mammakarzinom stellt nach wie vor das häufigste Karzinom bei Frauen dar, von denen rund 30 Prozent eine familiäre Belastung aufweisen [De Brakeleer et al., 2016]. Der Alters- gipfel liegt zwischen dem 40. und dem 65. Lebensjahr [Balaji et al., 2007]. Jährlich gibt es rund 69.000 Neuerkrankungen, von denen etwa ein Prozent Männer betroffen sind, sowie zusätzlich mehr als 6.000 Frauen pro Jahr mit einem Carcinoma in situ [RKI, 2020]. Nach aktueller Inzidenz- rate erkrankt eine von acht Frauen im Laufe ihres Lebens, wobei drei von zehn bei Diagnosestellung jünger als 55 Jahre sind [RKI, 2020]. Anzeige 1/3 hoch xxx DR. MED. ELISABETH GOETZE Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik, Universitätsklinikum Erlangen Glückstr. 11, 91054 Erlangen Foto: MKG, UK Erlangen ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2303) www.dentything.com © 08/2021 · 10012785v.001 HI, ICH BIN DENTY. ICH SORGE FÜR ORDNUNG UND BESTELLE AUTOMATISCH NACH, WENN ETWAS FEHLT. DENTY, der intelligente Instrumentenschrank. Erfahren Sie mehr: ZAHNMEDIZIN | 53
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