Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2304) Die Metastasenprävalenz von Fern- metastasen wird beim Stadium I mit 0,2 Prozent und für das Stadium II mit 1,2 Prozent angegeben. Bei posi- tiven Lymphknotenmetastasen ist diese allerdings erhöht [Brennan und Houssami, 2012] sowie beim Vor- liegen einer peritumoralen (Lymph-) Gefäßinvasion [Rakha et al., 2012; Gujam et al., 2014]. Die axilläre Dis- sektion der Lymphknoten sollte bei Patienten mit Mikrometastasen im Sentinel-Lymphknoten (sn) nicht er- folgen, da es keine Hinweise auf ein erhöhtes regionäres Lokalrezidiv- Risiko gibt [Galimberti et al., 2013]. Eine Fernmetastasierung in den Knochen findet sich bei 65 bis 70 Prozent der Patienten mit Brustkrebs [Coleman, 2011]. Dies beruht auf den intrinsischen Tumorzelleigenschaften des Primärtumors [Weigelt et al., 2005], die das Knochenremodeling beeinflussen und eine Dysbalance zwischen Osteoblasten und Osteo- klasten hervorrufen können [Salvador et al., 2019]. Der Kieferknochen, res- pektive der Gesichtsschädel, ist zu etwa zwei Prozent betroffen, wobei hier der Unterkiefer deutlich häufiger als der Oberkiefer betroffen ist. Die Prävalenz von Metastasierungen in die Wirbelsäule liegt bei 18 Prozent [Dib et al., 2007]. Weitere Malignome, bei denen Fern- metastasen in den Kieferknochen vorkommen, sind Tumore der Lunge, der Schilddrüse, der Leber, der Niere oder der Prostata [Irani, 2017]. Bei ossärer Metastasierung werden die Patienten häufig mit einer anti- resorptiven Therapie (zum Beispiel mit Bisphosphonaten) behandelt, deren typische Nebenwirkung das Auftreten von medikamentenassozi- ierten Knochennekrosen sein kann. Das Vorliegen einer möglichen Me- tastasierung sollte deswegen im Rah- men der zahnärztlichen Behandlung explizit erfragt werden. Die klinische Symptomatik von Kno- chenmetastasen im Kieferknochen ist unspezifisch und lässt differenzial- diagnostisch viel Spielraum. Liegt im zahnärztlichen Röntgenbild ein un- klarer Zufallsbefund vor, sollten zur Differenzierung folgende mögliche klinische Befunde erhoben werden: \ Schwellung en- oder extraoral, Auftreibung des Knochens \ Schmerzen \ Mundschleimhautauffälligkeiten wie zum Beispiel Ulcera \ Vincent-Symptomatik (Sensibili- tätsausfall des Nervus alveolaris in- ferior) und andere neurologische Einschränkungen \ Funktionseinschränkungen wie zum Beispiel Einschränkungen der Mundöffnung \ Veränderungen der Okklusion \ Dentogene Auffälligkeiten (Lockerungen, Wanderung, Perkus- sion, Vitalitätsverlust der Zähne) Das Vorliegen einer solchen Sympto- matik sollte als Warnzeichen für einen interventionsbedürftigen Befund ge- wertet werden. Aufgrund unklarer Röntgenbefunde – wie im vorliegenden Fall – kommt eine Vielzahl von Differenzialdiagno- Abb. 2: Computertomografie in coronarer (a), sagittaler (b) und transversaler Schichtung (c): Darstellung der hyperdensen Verschattung regio 36 mit Bezug zur Wurzel des Zahnes 36 und in b sichtbare Aufhellung um die Veränderung herum a b c Quelle: Radiologisches Institut, UK Erlangen DR. MED. DENT. TOBIAS BÄR Zahnarztpraxis Dres. Bär & Kollegen Ringstr. 33, 92318 Neumarkt/Opf. Foto: privat Abb. 3: Das histologische Schnittbild zeigt eine intrakortikale Infiltration der Tumorzellen mit ausgeprägter umgebender Fibrose. Quelle: Pathologisches Institut, UK Erlangen 54 | ZAHNMEDIZIN
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