Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24
zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2308) [Junker, 2006/07; Ruch, 2010]. Ins- gesamt schaffte es Neu, rund 40 Per- sonen aus dem Camp de Gurs zu retten [Neu, 1998; Neu, 2021]). Neu konnte seine Eltern nach der Befrei- ung zunächst in Eaux-Bonnes unter- bringen; 1943 verhalf er ihnen zur Flucht in die Schweiz, wo sie sich letztlich in Stein am Rhein ansiedeln konnten. Doch Neus Vater Emil verstarb bereits 1944, seine Witwe wanderte daraufhin in die USA aus. Sie kehrte 1951 nach Wangen in ihr Elternhaus zurück, wo sie 1971 verstarb. Nach Kriegsende baute Neu – neben seiner Praxistätigkeit in Paris – sein sozialpolitisches Engagement weiter aus und erlangte hierbei erhebliche Prominenz. Neus Aktivitäten spiegeln sich in einer Vielzahl von heraus- gehobenen Ämtern und internatio- nalen Ehrungen wider, die hier nur exemplarisch referiert werden können: 1949 trat er in Paris der jü- dischen Loge B’nai B’rith bei, wurde dort Sekretär, Vizepräsident und 1962 für zwei Jahre Präsident; zu den Zielen der Organisation gehörte und gehört die Aufklärung über das Ju- dentum und die Erziehung innerhalb des Judentums. Auch seine Frau Sofie engagierte sich in diesem Bereich: Sie gründete in den frühen 1960er- Jahren die erste weibliche Loge B‘nai B‘rith – mit dem Namen „Anne Frank“ [Neu, 2021]. 1960 wurde Neu dann Franc Maçon Maître (Frei- maurer-Meister) im „Grand Orient de France Loge La Marseillaise“, bevor er 1964 nach langjähriger Tätigkeit im Vorstand zum Vorsitzenden des „Club de Solidarité“ ernannt wurde – ein Amt, das er noch 1998 ausübte [Neu, 1998c]. 1978 erhielt er – in Würdigung seines Engagements für jüdische Flüchtlinge – den Verdienst- orden der Bundesrepublik Deutsch- KARRIERE IM AUSLAND Deutschsprachige Zahnärzte und ihre Erfolge in der Emigration \ zm 15-16/2021: Hermann Becks \ zm 17/2021: Gertrud Harth \ zm 18/2021: Georg Hindels \ zm 19/2021: Hermann Prinz \ zm 20/2021: Bálint Orbán \ zm 21/2021: Fritz Benjamin \ zm 22/2021: Kurt Odenheimer \ zm 23-24/2021: Erwin Neu \ zm 1-2/2022: William Grossmann \ zm 3/2022: Max Oppenheim \ zm 4/2022: Rudolf Kronfeld \ zm 5/2022: Hans-Jacques Mamlok Foto: AdobeStock_dadanya / AdobeStock_Framestock / AdobeStock_Archivist / AdobeStock_Antonio Gravante / AdobeStock_Alliance PROF. DR. DR. DR. DOMINIK GROß Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Klinisches Ethik-Komitee des Universitätsklinikums Aachen MTI 2, Wendlingweg 2, 52074 Aachen dgross@ukaachen.de Foto: privat 58 | GESELLSCHAFT
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