Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2316) M it einer Mundschleimhaut- veränderung im dritten Quadranten wurde eine 34-jährige Patientin im Juni 2021 nach Überweisung durch ihren Haus- zahnarzt in der Ambulanz der Klinik für Zahn-, Mund- und Kieferkrank- heiten in Mainz vorstellig. Bei der klinischen Untersuchung zeigte sich eine circa 1 cm messende kugelige Gingivaproliferation regio 34/35 (Abbildung 1). Anamnestisch ergaben sich ein Nikotinkonsum von 7 Packyears (aktuell reduziert) sowie nach Auskunft der Patientin leichte, ziehende Schmerzen in der ent- sprechenden Region. Die Patientin befand sich zum Zeitpunkt der Vor- stellung in der siebten Schwanger- schaftswoche. In der Panorama- schichtaufnahme sowie in der Einzel- zahnaufnahme zeigte sich eine Ab- nahme der krestalen Knochenhöhe im Bereich der bereits gelockerten Zähne 34 und 35 (Abbildung 2). Zum Ausschluss eines Malignoms erfolgte noch am selben Tag eine Biopsie- entnahme. In der kritischen Wertung der Histologie heißt es: „Akantho- tisch verbreitertes Plattenepithel mit unterlagernder Fibrose und teils my- xoider Transformation. Einer solchen Verbreiterung des Stratum spinosum kann eine mechanische Irritation zugrunde liegen. Das Resektat weist in diesem Fall eine Unterbrechung des Plattenepithels in ein lang- streckiges Ulcus mit gemischtzelligem Entzündungsinfiltrat an seinem Grund auf.“ Substanzdefekte, die durch alle Wand- schichten reichen, sind nicht das un- mittelbare Ergebnis eines Traumas, sondern entstehen vielmehr durch infektiöse, immunologische oder an- giologische Ursachen. Im beschriebe- nen Fall konnte auf der Basis immun- histochemischer Zusatzuntersuchun- gen eine chronisch-granulierende Ent- zündung nachgewiesen werden. Die exophytische Raumforderung zeigte keine Malignitätskriterien und kein weiteres Wachstum nach Biopsie- entnahme (Abbildung 3). Aufgrund des erhöhten Narkoserisikos während DER BESONDERE FALL MIT CME Weichteilmyxom ohne knöcherne Beteiligung Fabia Siegberg, Peer W. Kämmerer, Daniel G. E. Thiem Im März 2021 erschien im Leitlinienprogramm Onkologie eine aktualisierte Fassung der S3-Leitlinie „Diagnostik und Therapie des Mundhöhlenkarzinoms“. Danach sollen alle Patienten mit einer mehr als zwei Wochen bestehenden unklaren Schleimhautveränderung unverzüglich zur Abklärung an einen Spezialisten überwiesen werden. Bei Verdacht auf eine Vorläuferläsion muss eine histologische Untersuchung hinsichtlich der Dignität erfolgen. Nach diesen Grund- sätzen handelte auch der Zahnarzt bei diesem Patientinfall. Abb. 1: Ausgangsbefund Foto: Kämmerer ZM-LESERSERVICE Die Literaturliste kann auf www.zm-online.de abgerufen oder in der Redaktion ange- fordert werden. FABIA SIEGBERG Klinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie, Plastische Operationen, Universitätsmedizin Mainz Augustusplatz 2, 55131 Mainz Foto: Siegberg/MKG Universitätsmedizin Mainz 66 | ZAHNMEDIZIN

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