Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 23-24

zm 111, Nr. 23-24, 1.12.2021, (2258) Im Februar „feiert“ das Corona-Virus seinen zweiten Geburtstag. Auch wenn die Herkunft nach wie vor umstritten ist, wütet das Virus weiter. Der jetzt leider schon vierte Anstieg hängt Bayern die rote Laterne um und lässt den RKI-Präsidenten Lothar Wieler ein „sehr schlimmes Weihnachtsfest“ befürchten. Wie steht es in dieser Zeit um die Zahnmedizin? Unsere Berufsgenos- senschaft, die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohl- fahrtspflege (BGW), hat aktuelle Infektionszahlen veröffentlicht. Danach beträgt unsere Inzidenz für 2021 (bis zum 31. August) 99 Infizierte von 100.000 Zahnärztin- nen und Zahnärzten sowie Team- mitgliedern. Gegenüber der Ganz- jahresinzidenz 2020 haben wir damit zwar 2,6-mal mehr Infizierte zu beklagen, aber eben auch deutlich weniger, als es der 6-fach höheren Infektiosität der Delta-Variante entsprechen würde. Der Titel „mit Abstand sicherster Gesundheits- beruf“ gebührt uns damit nach 2020 zum zweiten Mal. Therapeutische Praxen kommen nach den BGW-Zahlen auf eine Inzidenz von 282, niedergelassene Ärzte auf 434. Ursächlich verstorben sind bei den Ärzten leider 11, bei den Therapeuten leider 3, bei uns niemand. Der große Dank gilt allen in unserem schönen Beruf, die das möglich gemacht haben: Zahn- medizin kann Hygiene – und unsere Praxen sind ein sehr sicherer Ort. Aber gerade weil die vierte Welle die bislang härteste ist und die Delta- Variante die bislang infektiöseste, müssen wir einen kühlen Kopf bewahren und unsere große Profes- sionalität voll ausspielen. Dazu ge- hört dann auch, dass unsere Praxen dem ärztlichen Ethos ohne Wenn und Aber folgen. Wir können die Patientinnen und Patienten nach einer Infektion fragen und wir kön- nen Tests anbieten, aber wir können niemanden, der unsere Hilfe braucht, wegschicken. Und nein, die Prävention ist kein verzichtbares Wellness-Add-on, sondern die wirk- samste zahnärztliche Behandlung, die wir in 150 Jahren wissenschaftlicher Zahnmedizin entwickelt haben. Hier gilt, was die Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde in ihrer wegweisenden „Perspektive Zahnmedizin 2030“ auf die kurze Formel bringt: „Es gibt nur EINE Zahnmedizin!“ Genau. Und eben keine „notwendige“ und eine „was auch immer“ Zahnmedizin. Die vierte Welle erfordert besondere Aufmerksamkeit für die Risikogrup- pen unter unseren Patienten. Die Deutsche Gesellschaft für Alterszahn- medizin empfiehlt deshalb, Pflege- bedürftige in ihrer Häuslichkeit aktuell nur in einem „2G+“-Setting zu besuchen. Geimpft oder genesen mit tagesaktuellem negativem Schnelltest. Es gilt unbedingt zu ver- hindern, dass die Mundgesundheit in der Pflege wieder in den Lockdown geschickt wird, wie das leider jetzt schon mehrfach geschehen ist. Der „Arzt“ und die „Medizin“ kom- men in unserer Berufsbezeichnung vor. Wenn das mehr sein soll – und es ist natürlich mehr! – als ein Lippen- bekenntnis, dann können wir noch etwas anderes für unsere Gesellschaft tun: Wir können beim Boostern helfen. Die Ärztinnen und Ärzte schaffen es selbst an den besten Tagen nur, 1 Prozent der Deutschen zu impfen. Wenn sich jetzt alle ab 18 Jahren auffrischen sollen und vielleicht bald auch die kleineren Kinder geimpft werden, dauert das viel zu lange. Die Präsidentinnen und Präsidenten im Vorstand der Bundeszahnärztekammer haben mit großer Entschlossenheit gesagt: Wir helfen! Jetzt ist es an der Politik, schnell alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Wohlwissend um die Schwierigkeiten: Es wird holprig, es wird bürokratisch, es wird alles, was Deutschland in den vergange- nen zwei Jahren ausgezeichnet hat, aber es wird nicht ohne uns gehen. Songtexte sind die Poesie der Gegen- wart und jede Lebenserfahrung be- stätigt die deutschen Metalcore-ler von Caliban, die singen „There is just one constant, nothing is fore- ver“. Auch dieses Virus nicht! Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer Hinweise auf Artikel im Heft ergänzen Foto: BZÄK/axentis.de Corona und kein Ende? 08 | LEITARTIKEL

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