Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (22) KZBV-VERTRETERVERSAMMLUNG Klare Forderungen an die neue Bundesregierung Der Vorstand der KZBV hat Ende November auf der 11. Vertreterversammlung in Düsseldorf klare Botschaften an die neue Bundesregierung gesendet. Erwartet wird ein deutliches Bekenntnis zur Stärkung der Freiberuflichkeit und der Selbstverwaltung. Harsche Kritik gab es an der bisherigen Umsetzung der Telematikinfrastruktur. D r. Wolfgang Eßer, Vorsitzender des Vorstandes der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV), schaute in seinem Bericht vor der Vertreterver- sammlung vor allem auf die – zu dem Zeitpunkt noch künftige – Bundesregierung. Doch erst nach ein paar Monaten werde sich zeigen, wie die Zusammenarbeit mit der Ampelkoalition läuft. Von großer Bedeutung werde auch die Zusammenarbeit mit dem Bundesrat sein, wo die Union die Mehrheit hat. Mit Sorgen sah Eßer auf die Finanzierung des Gesundheitswesens. „Gerade das Finan- zierungsloch bei den Kassen lässt mich mit Blick auf die Politik vier harte Jahre für uns erwarten“, warnte der KZBV-Vorsitzende. Hinsichtlich des Papiers der AG Gesundheit und Pflege der Ampelkoalition begrüßte Eßer die Absage an eine Bürgerversicherung. Der Erhalt der PKV sei für die KZBV immer eine der primären Forderungen gewesen. „Wir be- grüßen auch – das ist die zweite gute Botschaft aus dem AG-Papier –, dass SPD, Grüne und FDP Prävention und Vorsorge als wichtiges Thema aufgegriffen haben und bei- spielhaft auch Maßnahmen zur Alterszahngesundheit ankündigen.“ Ein weiterer wichtiger Punkt in dem Papier sei die Zielsetzung einer „bedarfsgerechten Gesundheits- versorgung in der Stadt und auf dem Land“. Eßer ging dann auf drei Punkte ein, die nicht im AG-Papier auftauchen: Freiberuflichkeit, fortschreitende Kommerzia- lisierung durch I-MVZ und die Niederlassungsförderung. „Überhaupt sind viele Vorhaben im AG-Papier nur vage skizziert“, erklärte er. Gespannt warte man daher auf den Koalitionsvertrag. Dieser lag zum Zeitpunkt der Vertreter- versammlung Ende November noch nicht vor. Im Anschluss fasste Eßer die zentralen Forderungen der KZBV an die neue Bunderegierung in einem 7-Punkte- Paket zusammen: 1. Freiberuflichkeit und Selbstverwaltung stärken Laut Eßer eines der zentralen Anliegen der KZBV. Er for- derte von der Politik ein klares Bekenntnis zur Freiberuf- lichkeit und zur Selbstverwaltung. 2. Prävention und Versorgung vulnerabler Gruppen In keinem Bereich der Versorgung sei mehr aktive Ge- sundheit durch Prävention geschaffen worden als in der Zahnmedizin, betonte der KZBV-Chef und verwies in diesem Zusammenhang auf die neue PAR-Richtlinie. Gleichzeitig lud er die BZÄK und die Wissenschaft ein, zusammen ein evidenzbasiertes Präventionskonzept für Parodontalerkrankungen zu erarbeiten. 3. Digitalisierung Eßer forderte von der neuen Regierung einen Strategie- wechsel bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. „Motivation statt Sanktion, Sicherheit vor Schnelligkeit und Mehrwert statt Mehrarbeit“ sei die Devise. 4. Sicherstellung der Versorgung – I-MVZ eindämmen Die Vergewerblichung durch private Investoren müsse dringend eingedämmt werden, um die flächendeckende hochwertige zahnmedizinischen Versorgung nicht zu gefährden. 5. Niederlassungsförderung Es müsse in absehbarer Zeit gelingen, die Niederlassungs- bereitschaft gerade der jungen Zahnärztinnen und Zahn- ärzte anzukurbeln, mahnte Eßer und forderte das Ende der Budgetierung, in der er den „Motivationskiller No. 1“ sieht. 6. Bürokratiewahnsinn beenden Eßer kündigte einen konkreten Entbürokratisierungs- katalog an, den man der Politik vorlegen werde. 24 | POLITIK

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