Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (24) nicht mehr als ein Versprechen geblieben ist, die gesund- heitliche Versorgung der Menschen in Deutschland zu verbessern. Doch: „Das alles Entscheidende dabei ist der Nutzen. Wenn die Anwendung den Alltag erleichtert, wollen die Menschen sie haben. So einfach ist das“, fasste Pochhammer zusammen. Und ergänzte: „Ich denke, ich spreche für viele, wenn ich sage, dass wir die Digitalisierung in diesem Jahr als beson- ders schwer empfunden haben: ePA, KIM, eAU und E-Re- zept – die Taktung, mit der neue Anwendungen ins Feld geführt worden sind, hat tief in den Alltag der Praxen ein- gegriffen. Einen Alltag, der durch die Pandemie ohnehin schon Kopf steht.“ Dabei hätten die Zahnarztpraxen im Vergleich mit den anderen Berufsgruppen die höchste An- schlussquote an die TI und seien die Nummer 1 bei der Ausstattung mit den eHealth-Anwendungen der TI. Dies sei aktuell auch bei der Anbindung an KIM zu sehen. „In der Gesamtschau zeigt sich, dass die Disziplin der Zahn- arztpraxen in Sachen Telematikinfrastruktur beispiellos ist. Das ist eine Tatsache, die wir uns nicht kleinreden las- sen dürfen“, betonte Pochhammer und verwies darauf, dass ausgerechnet in der Pandemie die Schlagzahl der Ein- führung neuer TI-Anwendungen noch erhöht worden sei. „Die Bereitschaft der Zahnärzte ist da. Aber diese Bereit- schaft ist nicht bedingungslos. Sie fußt auf Plausibilität und ist mit der Erwartung verknüpft, dass die TI die Pra- xisabläufe unterstützt und die Versorgung verbessert. Das gelingt zu selten, obwohl die Anwendungen das Potenzial dazu haben“, erklärte Pochhammer. sr Die Beschlüsse der 11. Vertreterversammlung finden Sie hier: DISKUSSIONSRUNDE AUF DER VV „ES GIBT NUR EINE ZAHNMEDIZIN!“ Fotos: KZBV/Knoff „Wir werden weiterhin erfolgreich sein, wenn wir geeint auftreten!“ Ein Signal der Einigkeit sendeten KZBV, BZÄK und DGZMK zum Auftakt der KZBV-VV in Düsseldorf. „Demografischer Wandel, Vergewerblichung des Gesundheits- wesens, medizinischer Fortschritt, digitale Transformation, noch immer ungelöste Versorgungsfragen – das sind nur einige Schlag- worte für die Aufgaben, vor denen wir stehen“, zählte der KZBV- Vorsitzende Dr. Wolfgang Eßer auf. „In dieser Situation werden wir nur weiter Erfolg haben, wenn wir auf allen Ebenen mit einer Stimme sprechen. Immer dann sind wir auch in der Vergangenheit von Öffentlichkeit und Politik ernstgenommen worden“, hob er in der Diskussionsrunde mit BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz und DGZMK-Präsident Prof. Dr. Roland Frankenberger hervor. Die Universität darf kein Elfenbeinturm sein Dass die Wissenschaft diesen Kurs mitträgt, unterstrich Franken- berger und führte als Beispiel die gemeinsame Arbeit an der Approbationsordnung an: „Die Universität darf kein Elfenbein- turm sein. Wir brauchen Partner.“ Gerade der Nachwuchs müsse auf den Wandel in der Zahnmedizin vorbereitet werden, bekräftigte Benz: „Die jungen Zahnärzte gehen heute in die Endo und in die Ästhetik, nicht aber in die Paro oder die Pflege, wo sie eigentlich gebraucht werden.“ Ein Leben auf dem Beifahrersitz ist auf Dauer nichts Die „beste MVZ-Prophylaxe übehaupt“ ist für Benz die Landlust zu stärken. Entscheidend sei, dass junge Leute etwas anderes kennenlernen als „Stadt“. „Dabei merken sie vielleicht, dass ein Leben auf dem Beifahrersitz, und das ist ja der Platz des Angestellten, auf Dauer doch nichts ist.“ Erfahrungen, die Frankenberger teilt: „Mit der Famulatur haben die Universitäten ein neues Instrument, mit dem sie den Nachwuchs gezielt in Landpraxen bringen können. Das ist eine echte Chance, um gegenzusteuern.“ Ein weiteres wichtiges Thema: I-MVZ. Dass die Politik die Investoren durch die Hintertür unterstützt, rügte Eßer scharf: „Am Ende des Tages sollen die freiberuflich tätigen Zahnärzte und Zahnärztinnen mit ihren kleinen Praxen die ländliche Versorgung übernehmen, während die Investoren die Bereiche abgreifen, wo das Geld sitzt. Wenn in diesen Strukturen die jungen Zahnmediziner abends noch zum Rapport antreten und Angaben zu ihrem Umsatz machen müssen, unterminiert das natürlich die Freiberuflichkeit.“ Freiberuflichkeit – für viele Politiker nur eine Worthülse Eßer: „Man soll uns endlich den Freiraum, den wir für unsere Leistungskraft benötigen, geben! Aktuell wird nur im Krisenfall nach uns gerufen, danach sind wir wieder die bösen Porschefahrer. Die Freiberuflichkeit ist für viele Politiker nur eine Worthülse.“ ck 26 | POLITIK

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