Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (48) ser erreicht werden als mit Standard- Behandlungen, wie sie bei jüngeren, fitten Erwachsenen durchgeführt werden. INNOVATIONEN BEI DER KI UND LASERANWENDUNGEN Prof. Falk Schwendicke aus Berlin sprach über die Bedeutung der KI im Bereich Zahnerhaltung. Er prognos- tizierte, dass eine bessere Nutzung vorhandener Daten zu einer besseren Diagnostik, Therapieplanung und -durchführung in der Zahnerhaltung führen werde. Erste Systeme, die be- reits auf dem Markt sind, arbeiteten aktuell zwar nicht besser als gute Zahnmediziner, aber sie böten Unter- stützung und Zeitersparnis bei der Dokumentation. Die bisher divers verteilten Daten in Form von Papier- und digitalen Patientenakten, Fotos (digital oder ausgedruckt) zusammen- zuführen, werde rückwirkend ver- mutlich nicht gelingen, sondern nur für die Zukunft mit neuen Daten er- reichbar sein, um diese dann gebün- delt KI-Anwendungen zugänglich zu machen. Eine Schnittstelle zwischen zwischen KI- und Patientenverwal- tungssystemen gebe es übrigens noch nicht. Eine Übertragung von Befunden beispielsweise funktioniere derzeit nur manuell über copy and paste. Prof. Marcella Esteves Oliveira aus Bern informierte über den Laserein- satz in der minimalinvasiven Karies- therapie. Die Qualität der Evidenz für den Laser sei in dieser Indikation zwar noch niedrig, doch drei von vier Me- taanalysen bestätigen dem Laser signi- fikant weniger Schmerzen während der Behandlung mit einem reduzier- ten Gebrauch von Lokalanästhetika bei einer allgemein angenehmeren Be- handlung – verglichen mit dem her- kömmlichen Einsatz von rotierenden Instrumenten. Bezüglich der Rand- qualität und der Überlebensrate von Restaurationen sowie dem Erhalt der Pulpavitalität schnitten die rotieren- den Instrumente allerdings genauso gut ab wie der Laser. FAZIT Der Blick in die Zukunft der Zahn- erhaltung auf der 35. DGZ-Jahres- tagung zeigte, dass sich die Entwick- lung hin zu immer weniger invasiven Therapieoptionen fortsetzen wird. So rückt beispielsweise das Reparieren von Restaurationen immer stärker in den Fokus – das schont in vielen Fällen die natürliche Zahnsubstanz des Patienten. Auf der anderen Seite werden die Möglichkeiten der Zahn- erhaltung immer weiter ausgedehnt. Auch scheinbar aussichtslose Fälle wie kariös tief zerstörte oder frakturierte Zähne können heute erfolgreich be- handelt werden, wie die Referentin- nen und Referenten an Patienten- beispielen zeigen konnten. In der Alterszahnmedizin rücken die Patientenbedürfnisse noch stärker ins Blickfeld. Große prothetische Lösun- gen müssen vom Patienten gewollt, finanzierbar, therapeutisch umsetzbar und am Ende auch hygienefähig im Kontext der Möglichkeiten des Patienten sein. In vielen Fällen kom- men diese Voraussetzungen nicht zusammen, wie in den Vorträgen deutlich wurde. Deshalb öffnet man sich für praktische Lösungen, die die Versorgung an die Möglichkeiten des Patienten anpassen und Lebens- qualität stiften: Therapien im Sinne einer „Low-Tech-Dentistry“ werden nicht mehr als ausschließlich preis- günstig, sondern vielmehr umfassend vom Nutzen und der Lebensqualität des Patienten her gedacht. \ Literatur: Leong DJX, de Souza NN, Sultana R, Yap AU:: Outcomes of endodontically treated cracked teeth: a systematic review and meta-analysis. Clin Oral Investig. 2020 Jan;24(1):465–473. doi: 10.1007/s00784–019–03139-w. Prof. Dr. Roland Frankenberger, Marburg, zeigte in seinem Vortrag die Fallstricke der Licht- polymerisation auf. 50 | ZAHNMEDIZIN

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