Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02
zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (51) machen“ (https://bit.ly/nachhaltigkeit_ada) , der viele Tipps für, die Einsteiger enthält, jedoch keine ausführ- lichen Erläuterungen bietet. Die British Dental Association (BDA) wiederum ver- weist auf die Empfehlungen des Centre for Sustainable Healthcare (CSH). Ihr How-to-Guide (https://bit.ly/ nachhaltigkeit_csh) ist unter Mitarbeit von Duane entstanden, sehr ausführlich und bietet viel Material zu Anreise, Ausrüstung, Energie, Abfall, Biodiversität, Monitoring und Kommunikation der eigenen Vision von Praxis-Nachhaltigkeit. Das sind die Erkenntnisse: MIT DEM RAD ZUR PRAXIS Praxisbetreiber sollten ihren Mitarbeitern Anreize bie- ten, um sie zur umweltschonenden Anreise zu motivie- ren. Das können Incentives wie ein Schrittzähler, Sport- bekleidung oder eine Mitgliedschaft im Fitnessstudio sein. Außerdem kann man seine Angestellten dazu mo- tivieren, bei Initiativen mitzumachen, die das Pendeln per Rad unterstützen oder Beschäftigten die steuer- vergünstigte Anschaffung eines Rads oder E-Bikes erlau- ben. In Deutschland ist am bekanntesten die Aktion „Mit dem Rad zur Arbeit“ der AOK, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs ADFC und dem Dienstleister www.jobrad.org , über die Betriebe ihren Mitarbeitern Dienstfahrräder anbieten können. Als Best-Practice-Bei- spiele beschreibt CSH die Mobilitätskonzepte des NHS- Krankenhauses Tower Hamlets (https://bit.ly/nachhal tigkeit_Tower) und des King‘s College Hospitals (https://bit.ly/nachhaltigkeit_king ) ausführlicher. WENIGER MÜLL! Neben dem Klassiker unter den Nachhaltigkeitstipps, Zahnärzte sollten Spülbecher aus Glas oder Edelstahl statt Plastik verwenden, rät das CSH zur Durch- führung eines praxisinternen Audits, um die größten Plastikmüllquellen auszumachen – und um zu klären, wie viel davon recycelt wird. Nach Angaben des CSH landeten 79 Prozent des in den vergangenen 70 Jah- ren hergestellten Plastiks auf Mülldeponien. Zahnärzte sollten darum gegenüber ihren Patienten für plastikfreie Mundhygieneartikel wie beispielsweise Bambuszahnbürsten werben, empfehlen die Umwelt- schützer, vor allem aber die eigene Beschaffungspolitik überdenken. Hierzu könnten Praxen von Kliniken aus Großbritannien lernen, die ihr Netz an Zulieferern nach Nachhaltigkeitsgesichtspunkten überprüft und umgebaut hatten (https://bit.ly/nachhaltigkeit_aus rüstung). Weiterer Tipp: Praxisverantwortliche sollten sich einen Überblick über die Haltbarkeitsdaten aller Verbrauchsmaterialien anlegen und immer auf dem neuesten Stand halten. ÖKOSTROM IST EINFACH Im Energiebereich ist es effektiv und noch dazu ein- fach, zu einem Ökostromanbieter zu wechseln – oder DIE DENTALINDUSTRIE BLEIBT VAGE Dentalhandel und -industrie beschäftigen sich seit Jahren mit den Thema Nachhaltigkeit. Am Rande der IDS 2021 trafen sich Vertreter des Verbands der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) und des Bundesverbands Dentalhandel (BVD) mit dem neuen Präsidium der Bundeszahnärztekammer. Ergebnis: Alle waren sich einig, die vielen Initiati- ven zur Verringerung des CO 2 -Abdrucks in der Zahnmedizin zu unterstützen und zu verstärken. Schon jetzt unterhalten seine Mitglieder Umwelt- managementsysteme, die Verpackungsmüll „so gut es geht“ vermeiden und Ressourcen sparen helfen sollen, informiert der VDDI. Best-Case- Beispiele will man nicht nennen. Übergeordnete Zahlen zum Energieverbrauch bei der Herstellung zahnmedizinischer Produkte gibt es nicht. Gleiches gilt für die Absatzentwicklung von Einmalprodukten im Vergleich zu wiederverwend- baren Alternativen. Im Gerätebereich gebe es strenge Vorgaben zur Beschädigungssicherheit von Verpackungen und bei vielen Verbrauchsmaterialien lote man noch aus, ob für teurere, fossilfrei hergestellte „Bio“- Varianten die Nachfrage groß genug sei. Ein Rechenbeispiel: Wenn in den knapp 100.000 Behandlungszimmern in Deutschland an einem durchschnittlichen Behandlungstag ungefähr 600.000 bis 800.000 Einmal-Speichelzieher ver- braucht werden, entstehen bei einem geschätzten Stück-Gewicht von 3 Gramm pro Tag etwa 1,8 bis 2,4 Tonnen Plastikmüll. Zwar gibt es schon heute Alternativen aus Polyethylen auf Zuckerrohr- basis, bei deren Herstellung keine fossilen Rohstoffe wie Öl und Erdgas verwendet werden – allerdings kosten diese ein Vielfaches der konven- tionellen Varianten. Das Umweltbundesamt gibt zu bedenken: Während konventionelle fossilbasierte Kunststoffe mehr klimawirksames CO 2 freisetzen, äußere sich der ökologische Fußabdruck biobasierter Kunststoffe in einem höheren Potenzial für die Versauerung und Anreicherung von Nährstoffen in Gewässern sowie beim Flächenbedarf. Grund sei die landwirtschaftliche Produktion der Rohstoffe, bei der es zu einer Konkurrenz um Flächen mit der Lebensmittelproduktion kommen könne. In der Biotonne entsorgt werden dürfen biobasierte Kunststoffe laut Umweltbundesamt nur dann, wenn sie als biologisch abbaubar klassifiziert und nach EN 13432 oder EN 14995 zertifiziert sind. POLITIK | 53
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