Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (53) tung und gelegentlicher Reparatur eine längere Lebensdauer haben als Billigprodukte. Im Sinne von Reduce-Reuse-Recycle sollten funktionsfähige Geräte zum Beispiel an Hilfsorganisationen gespendet werden. Darüber hinaus liefert das CSH zur Müllvermeidung noch viele Tipps und Links (https://bit.ly/nachhaltig keit_müll) zu Best-Practice-Beispielen. Generell gilt: Doppelseitige Ausdrucke sind Pflicht – besser noch papierlos; sterile Verpackungen sollten in Plastik und Papier getrennt; Speiseabfälle kompostiert oder an entsprechende Dienstleister weitergegeben werden. Ebenso wichtig für die Umwelt sind die Vermeidung von Medikamentenabfällen und die Reduzierung von Amalgam. MAL IN DER PAUSE GÄRTNERN Durch die Unterstützung von lokalen Nahrungsmit- telproduzenten und – wenn vorhanden – einfachen Maßnahmen im Praxis- oder Privatgarten haben Zahnärztinnen und Zahnärzte die Möglichkeit, die Artenvielfalt zu schützen und zu fördern, lautet eine weitere Botschaft. Wer bei lokalen Produzenten ein- kauft, reduziert Emissionen, stellt das CSH fest und gibt praktische Tisch für Hobbygärtner: Rasen seltener mähen, insektenfreundliche und heimische Pflanzen anpflanzen und mit Laubhaufen oder Totholzhecken Lebensräume für Insekten und Kleintiere schaffen. DIE EFFEKTE MESSEN Der Verankerung der praxiseigenen Nachhaltigkeits- strategie, aber auch der Kommunikation der eigenen Vision kommt eine besondere Bedeutung zu. Denn nur wenn das Team für die Ziele sensibilisiert ist, wird es diese auch unterstützen. Umgekehrt kann das Gespräch mit Angestellten, Patienten und Kollegen einen großen Effekt haben, wenn es zu Verhaltens- änderungen führt. CSH empfiehlt darum, die eigene Vision einer nachhaltigen Zahnmedizin nicht nur in- tern, sondern auch extern offen zu kommunizieren. Konkret bedeutet: Das Thema Nachhaltigkeit sollte Teil der Mitarbeiterausbildung und -unterweisung sein, Team und Patienten sollten über Plakate, Fotos, Broschüren sowie der Praxiswebseite und in den Sozialen Medien über das Nachhaltigkeitskonzept in- formiert werden. Dazu sollten die Effekte kontinuierlich gemessen be- ziehungsweise geschätzt werden. Um die Nachhaltig- keit in der Zahnarztpraxis zu messen, empfehlen sich laut CSH Indikatoren wie der Strom-, Gas- und Was- serverbrauch sowie die Abfallmengen der Praxis – und gegebenenfalls eine kleine Erhebung zum Pendeln der Angestellten, An- und Abreise der Patienten oder zum Urlaubsreisen des Personals. Wie groß die möglichen Effekte solcher Maßnahmen sein können, zeigte ein Pilotprojekt der zahnmedizi- NACHHALTIGKEIT MUSS INS CURRICULUM Anfang November 2021 organisierte die Univer- sität Glasgow parallel zur UN-Klimakonferenz eine eigene Konferenz zu „Klimawandel, Orale Gesundheit und Nachhaltigkeit“. Zu den Referen- ten gehörten Benoît Varenne, Oral-Health-Beauf- tragter der Weltgesundheitsorganisation, und Prof. Ishane Ben Yahya, Präsidentin des Welt- zahnärzteverbands FDI. Für sie ist entscheidend, in Zukunft eine qualitativ hochwertige zahnmedi- zinische Versorgung bei gleichzeitiger Reduzie- rung der ökologischen Folgen zu gewährleisten. Dazu sei ein Umdenken aller Akteure, vor allem aber auch eine veränderte Aus- und Fortbildung zum Thema nötig. Ende November, Anfang Dezember veranstaltete außerdem die weltweit tätige Nichtregierungs- organisation Healthcare Without Harm ihre jährliche Online-Konferenz „CleanMed Europe“ zum ökologischen Fußabdruck im Gesundheits- wesen, zur Abfallvermeidung, zur Erhöhung der Recyclingquote von Verbrauchsmaterialien und zur Aufnahme von Nachhaltigkeitsthemen in die Curricula der Medizinberufe. Wie notwendig das ist, zeigte 2021 eine Studie des Dental-Public-Health-Experten Brett Duane. Die Forschenden überprüften an zwei zahnmedi- zinischen Fakultäten britische und US-amerika- nische Lehrpläne auf Inhalte zu Nachhaltigkeit. Ihr Befund: nicht existent. Trotz mangelnder Kenntnisse hatten Studierende und Lehrpersonal aber eine sehr positive Einstellung zur Aufnahme dieser Inhalte in die Lehrpläne. In der Studie be- klagten die Befragten mangelndes eigenes Wis- sen und einen Mangel an Schulungsmaterialien. „Die Bundeszahnärztekammer arbeitet derzeit daran, viele Ideen zur Verringerung unseres CO ² -Abdrucks zu sammeln. Am Ende soll eine Art digitaler Bauchladen voller Empfehlungen stehen, aus dem sich die Praxen bedienen können.“ Konstantin von Laffert, Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer POLITIK | 55

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