Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 01-02

zm 112, Nr. 01-02, 16.1.2022, (54) INTERVIEW MIT ARMIN SAFAVI-NAB „VON DER INDUSTRIE WÜNSCHE ICH MIR EINE GREENLINE“ 1999 übernahm Armin Safavi-nab die Praxis seines Vaters. Ende 2013 bezog er 650 qm2 im ehemaligen Carlswerk in Köln, wo er als Ärztlicher Leiter des MVZ topDentis Cologne mit zwei Zahnärzten und 15 Mitarbeitern praktiziert. Auch sein Betrieb ist eine „Grüne Praxis“. Worauf sind Sie besoders stolz? Über eine einfache, aber effektive Maß- nahme: LED-Röhren für unsere Decken- beleuchtung. Das bringt 2.500 Euro Ersparnis an grünem Strom. Bei einer Investition von 2.400 Euro einmalig. Mit welchen Rückschlägen mussten Sie fertigwerden? Als wir, um Verpackungsmüll einzusparen, auf Seifengroßgebinde umstellen wollten, mussten wir feststellen, dass ein Nachfül- len aus Hygienegründen nicht erlaubt ist. Schade. Der Versuch, unsere Lieferanten auf Mehrfachverpackungen umzustellen, scheiterte kläglich. Welche Rolle spielt das Team? Wir holen unser Team bei allen Maß- nahmen mit an Bord und versuchen, für den Umwelt- und Artenschutz zu sensibili- sieren. Zum Beispiel durch Patenschaften für bedrohte Tierarten. Das findet großen Anklang, macht Umweltthemen greifbar und motiviert, im Praxisalltag Verbesse- rungsmöglichkeiten zu erkennen. Auch Patienten bringen ihren Zuspruch oft zum Ausdruck, was uns natürlich freut. Wie könnten Dentalindustrie und Politik Zahnärzte unterstützen? Zurzeit muss sich Engagement aus Eigen- initiative entwickeln. Von der Industrie wünsche ich mir eine „Greenline“. Die haben die Erfahrung und die Verbindun- gen, Produkte zu finden und zu fordern, die ökologisch einwandfrei sind. In einer Produktlinie zusammengestellt würde diese uns Zahnärzten das Leben in dieser Hinsicht erleichtern. Selber zu recherchieren ist oft mühevoll und wenn man Produkte findet, bedeutet das noch lange nicht, dass sie in Deutschland liefer- bar sind. Was machen Sie genau? Im Detail viele kleine Stellschrauben: \ Vermeidung von Papier. Von Dokumen- tation und Verwaltung über Kommunika- tion, Terminmanagement, Abrechnung und Rechnungsversand, Arbeitszeit- erfassung bis hin zur Patientenaufklä- rung, Röntgen, Abformungen/Scans und Bildmaterial sind fast alle Bereiche komplett digitalisiert. Wo immer Druck- erzeugnisse nötig sind, drucken wir klimaneutral. \ Vermeidung von unnötigem Müll, Nach- füll- oder Mehrfachpackungen statt Ein- weg, Mülltrennung, Verringerung des Einsatzes nicht abbaubarer Materialien, Nutzung recycelbarer Materialien \ Heizungsanlage mit Energierückgewin- nung über Abluft, Ökostrom, Energie- sparlampen, energieeffiziente Geräte, effizienter Wasserverbrauch, zentrale Wäscheaufbereitung, Bewegungs- schalter in wenig genutzten Räumen, für Mitarbeiter ein Jobticket. \ Wir pflanzen Bäume. Unser topDentis- Cologne-Wald zählt über 4.000 Bäume und es werden immer mehr. Zudem engagieren wir uns für den Artenschutz, wie für Haie und Meeresschildkröten. Was bedeutet Ihnen die Auszeichnung „Grüne Praxis“? Wir freuen uns sehr über die Auszeich- nung, weil sie uns erneut Gelegenheit gab, unsere langjährigen Maßnahmen durch neue Impulse weiter zu verbessern. Und sie hilft, unser Engagement sichtbar zu machen und leistet dadurch einen Beitrag, um auch andere zu inspirieren, noch mehr zu tun. nische Abteilung der University of Bristol, Großbritan- nien, bereits 2015. Diese entwickelte das „Green Im- pact Audit Tool“ (https://bit.ly/nachhaltigkeit_green impacttool) für Zahnarztpraxen und überprüfte damit die Umsetzung nachhaltiger Veränderungen von 42 Einrichtungen, die aus der Ferne von Studierenden auditiert wurden. Ergebnis: Allein durch zwei der Aktionen – doppelseitiges Drucken und Ausschalten unnötiger Beleuchtung – wurden in einem Jahr 11.035 Britische Pfund und 53 Tonnen CO 2 einge- spart. Zudem gab es hochgerechnete Sekundäreffekte durch sensibilisierte externe Personen, die zu weiteren Einsparungen von schätzungsweise 130 Tonnen CO 2 pro Jahr führten. Neben all diesen Maßnahmen gibt es laut FDI einen nicht zu unterschätzenden Faktor, wenn es um die Verwirklichung einer optimalen, für alle Menschen zugänglichen und erschwinglichen Mundgesundheit mit minimalen Umweltauswirkungen geht: der Fokus auf die Prävention von Munderkrankungen. mg Foto:: privat Foto: AdobeStock_eplisterra 56 | POLITIK

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=