zm112, Nr. 3, 1.2.2022, (172) STUDIE AUS BASEL Neue Muskelschicht des M. masseter entdeckt Die Anatomie des Menschen hält noch Überraschungen parat: Forschende der Universität Basel haben einen bisher übersehenen Teil eines unserer Kaumuskeln entdeckt und erstmals detailliert beschrieben: die Pars coronoidea. Die Ergebnisse sind nicht nur aus anatomischer Perspektive, sondern insbesondere im Hinblick auf funktionelle Aspekte spannend. Der Musculus masseter ist Teil der Kaumuskulatur und für den Kieferschluss (Adduktion) zuständig, aber auch an Protrusionsbewegungen des Unterkiefers beteiligt. In Anatomie-Lehrbüchern wird der Aufbau des M. masseter in der Regel als zweischichtig beschrieben. Er besteht bekanntermaßen aus einem oberflächlichen und einem tiefen Anteil. Die Pars superficialis hat ihren Ursprung an den vorderen zwei Dritteln des Arcus zygomaticus, die Pars zygomaticus im hinteren Drittel. Der gemeinsame Ansatz befindet sich an der Tuberositas masseterica am Angulus mandibulae. Forschende haben nun jedoch eine dritte, noch tiefere Schicht entdeckt und schlagen dafür den Namen Musculus masseter pars coronidea vor. „Diese tiefste Schicht des Kaumuskels [...] entspringt posterior an der inneren, temporalen Seite des Jochbeinfortsatzes des Schläfenbeins, wobei die Muskelfasern diagonal nach anterior verlaufen und der Muskel an der Basis und entlang des hinteren Randes des Koronoidfortsatzes des Unterkiefers ansetzt“, legen die Autoren dar [Mezey et al., 2021]. Die Innervation erfolge, ebenso wie die der Pars superficialis und profunda, durch den masseterischen Ast des Nervus mandibularis. Diese Beschreibung beruht auf Präparationen von zwölf Leichen, computertomografischen Aufnahmen sowie der Untersuchung histologischer Präparate der Kiefermuskulatur. Hinzu kamen Magnetresonanzdaten einer 40-jährigen Patientin. PARS CORONOIDEA LIEß SICH AUSNAHMSLOS NACHWEISEN In allen Analysen ließ sich die Pars coronoidea ausnahmslos nachweisen und auch hinsichtlich seines Verlaufs und seiner Funktion klar von den beiden anderen Schichten unterT S P C S Abb. 1: Darstellung der Pars coronoidea an einem humanen Präparat: C = Pars coronoidea; S = Pars superficialis; P = Pars profunda; T = M. temporalis; Z = Arcus zygomaticus; Pfeilspitze = Processus condylaris ; Pfeil = Processus coronoideus Foto: Szilvia Mezey Z 18 | ZAHNMEDIZIN
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