zm112, Nr. 3, 1.2.2022, (190) In einer In-vitro-Studie konnte dem Kalziumhydroxid der Effekt für ein erhöhtes Zellüberleben der Stammzellen in der apikalen Papille nachgewiesen werden [Ruparel et al., 2012]. Die Trepanationsöffnung wurde mit einer provisorischen Glasionomerzementfüllung (Ketac, 3M ESPE, Neuss, Deutschland) verschlossen und die Okklusion der Patientin kontrolliert. Zweite Sitzung Zur zweiten Sitzung erschien die Patientin zwei Wochen später beschwerdefrei. Die Schleimhaut apikal des 11 zeigte sich reizlos, abgeheilt und blande (Abbildung 5). Der Lockerungsgrad des Zahnes betrug Grad I. Die Anästhesie wurde mit Scandonest ohne Vasokonstriktor (Septodont, Niederkassel, Deutschland) durchgeführt. Im Anschluss wurden aseptische Kautelen durch Kofferdam erreicht. Nach Entfernung des provisorischen Verschlusses erfolgte eine Spülung des Wurzelkanals mit Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA 17 Prozent) sowie mit Natriumhypochlorit (3 Prozent) zur Desinfektion. Mithilfe eines dentalen Operationsmikroskops (Flexion, JC-Optik, Aßlar, Germany) konnte optisch am Apex visualisiert werden, dass das nekrotische Gewebe im Wurzelkanal und an den Wurzelkanalwänden zuvor entfernt worden war (Abbildung 6). Von einer weiteren manuellen oder maschinellen Bearbeitung wurde abgesehen, um die Zahnhartsubstanz der dünnen Wurzelkanalwände nicht weiter abzutragen und zu schwächen. Die finale Abschlussspülung wurde mit Ethylendiamintetraessigsäure (EDTA 17 Prozent) durchgeführt, was zu einer Freisetzung von Stammzellen und Wachstumsfaktoren aus der Dentinmatrix sowie der Entfernung des Smearlayers führt [Galler et al., 2015]. Die Spüllösungen wurden mittels Eddy (VDW, München, Deutschland) aktiviert. Die Desinfektion war hier sehr entscheidend, da – wie oben ausgeführt – von einer Instrumentierung der dünnen Wurzelkanalwände abgesehen wurde. Im Anschluss wurde durch Überinstrumentierung mittels einer Hedströmfeile ISO 30 eine Blutung induziert. Auf eine Einlage von Kollagen auf das Blutkoagel wurde in diesem Fall verzichtet. Eine direkte Applikation des hydraulischen Kalziumsilikatzements Biodentine (Septondont, Niederkassel, Deutschland) auf das Blutkoagel war möglich, da jener im feuchten Milieu innerhalb von etwa zwölf Minuten aushärten kann. Auf das stabile Blutkoagel wurde circa 3 mm unterhalb der Schmelz-Zement-Grenze Biodentine mit sterilen, umgedrehten Papierspitzen der Größe ISO 80 vorsichtig in den Wurzelkanal eingebracht (Abbildung 7). Nach initialer Härtung der ersten Phase wurde mit einem zuvor abgemessenen Machtou-Plugger (VDW, München, Deutschland) eine weitere Schicht Biodentine appliziert, verdichtet und bis zur SchmelzZement-Grenze aufgebaut. Überschüssiges Biodentine wurde von den Kanalwänden entfernt und die Zahnkrone mit einem Alkohol-getränkten Schaumstoffpellet von geronnenem Blut gereinigt. Nach der Abbindezeit des Biodentine konnte mit dem adhäsiven Verschluss der Kavität fortgefahren werden. Im Anschluss erfolgte das Auftragen eines Dentinadhäsivs (Optibond FL, Kerr, Rastatt, Deutschland), der adhäsive Verschluss der Kavität mit SDR Flow Universal (Dentsply Sirona, Konstanz, Deutschland) und Estellite Sigma Quick (Tokuyama, Altenberge, Deutschland) in Inkrementschichttechnik. Die Kontrolle der Okklusion erfolgte und die Patientin konnte entlassen werden (Abbildung 8). RECALL NACH 18 MONATEN Das Ziel der regenerativen Wurzelkanalbehandlung ist die Abwesenheit von Zeichen und Symptomen einer Entzündung sowie das Ausheilen einer periapikalen Läsion [AAE, 2018]. Klinische und röntgenologische Kontrollen des Zahnes 11 wurden nach 6 und nach 18 Monaten durchgeführt. Bei beiden Kontrollen zeigte sich der Zahn klinisch und röntgenologisch unauffällig. Es bestanden kein Lockerungsgrad, die Perkussion war negativ und die Taschensondierungstiefen lagen zwischen zwei und drei Millimetern. Durch das Ausheilen der apikalen Entzündung an Zahn 11 konnte sich der Oberkieferknochen regenerieren und das Wachstum weiter fortAbb. 6: Das nekrotische Gewebe im Wurzelkanal ist entfernt (Bewegungsunschärfe aufgrund verminderter Compliance der Patientin). Abb. 7: Wurzelkanalfüllung (Bewegungsunschärfe aufgrund verminderter Compliance der Patientin) DR. MAGDALENA IBING Poliklinik für Parodontologie und Zahnerhaltung, Zentrum für Zahn-, Mundund Kieferheilkunde, Universitätsklinikum Münster Albert-Schweitzer-Campus 1 Waldeyerstr. 30, Gebäude W30, 48149 Münster magdalena.ibing@ukmuenster.de Foto: Universitätsklinikum Münster 36 | ZAHNMEDIZIN
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