Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3

zm112, Nr. 3, 1.2.2022, (206) AUS DER WISSENSCHAFT Regenerieren statt Extrahieren: gute Prognose für „hoffnungslose“ Zähne Søren Jepsen Kann die Prognose von durch fortgeschrittene Parodontitis sehr stark geschädigten Zähnen mit regenerativer Therapie verbessert werden? Oder sollten derartig betroffene Zähne extrahiert und durch eine Brücke oder ein Implantat ersetzt werden? Ein renommiertes italienisches Team hat die lange erwarteten, spannenden ZehnJahres-Ergebnisse einer randomisierten klinischen Studie publiziert. Die parodontale Regeneration von vertikalen Defekten ist mit dem Einzug biologisch fundierter Konzepte und gut untersuchter Biomaterialien mittlerweile aufgrund einer sehr guten Evidenzlage zu einem etablierten Therapieverfahren bei fortgeschrittener Parodontitis (Stadien III und IV) geworden. Die hier vorgestellte Studie entstand mit dem Bestreben, die Grenzen dieser Therapieoption auszuloten, weiter voranzutreiben und die regenerative Therapie auch bei Zähnen anzuwenden, die nach herkömmlichen Maßstäben als „hoffnungslos“ gelten. In einer randomisierten Studie wurde die Langzeitprognose (zehn Jahre) von „hoffnungslosen“ Zähnen nach regenerativ-parodontalchirurgischer Therapie mit der Extraktion und anschließenden Versorgung mit zahnoder implantatgetragenem Zahnersatz verglichen. Die Studie wurde bereits in 2020 publiziert, ist aber aufgrund der Corona-Pandemie bislang nur eingeschränkt rezipiert worden. MATERIAL UND METHODE Das Team um Sandro Cortellini (Florenz) und Maurizio Tonetti (Hongkong) hat bei 50 Patienten mit Parodontitis im Stadium III oder im Stadium IV jeweils bei einem parodontal stark geschädigten Zahn mit parodontalem Attachmentverlust bis zum Apex oder sogar darüber hinaus nach deren Randomisierung eine der beiden beschriebenen Therapieoptionen angewendet. Es wurde darauf geachtet, dass an den unmittelbar benachbarten Zähnen ein hohes Knochenniveau vorhanden war. In der einen Gruppe wurde nach vorhergehender anti-infektiöser Therapie der regenerative chirurgische Eingriff mit Papillenerhaltungstechnik und Applikation von Biomaterial (Schmelzmatrixproteine, (nicht-)resorbierbare Membranen, Knochenersatzmaterialien) vorgenommen. Zuvor waren gelockerte Zähne geschient und – wenn erforderlich – endodontische Behandlungen durchführt worden. In der anderen Gruppe wurde nach Zahnextraktion und Weich- und HartgewebsaugmenDr. Sandro Cortellini präsentierte vorläufige Ergebnisse der Zehn-Jahres-Studie auf der EuroPerio9-Tagung in Amsterdam 2018. Foto: EFP 52 | ZAHNMEDIZIN

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