Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 3

zm112, Nr. 3, 1.2.2022, (211) Das „International Biographical Dictionary of Central European Emigrés“ würdigt vor allem Oppenheims Beiträge zur zahnärztlichen Instrumentenkunde („Spec. in res. on dental materials and development of dental instruments“ [IBDCEE, 1983]). Den Literaturdatenbanken ist wiederum zu entnehmen, dass er nur sporadisch publizierte – so etwa zu Goldhämmerfüllungen [Oppenheim, 1972] und zur Ausbildung des Zahnärztlichen Hilfspersonals [Oppenheim, 1971]. Hinzu kam seine Lehrtätigkeit in „Geschichte der Zahnheilkunde“. Insgesamt war Oppenheim an seiner Universität eher den klinisch und lehrdidaktisch ausgerichteten Hochschullehrern als den forschungsorientierten Fachvertretern zuzurechnen. Damit unterscheidet sich Oppenheim sehr vom Gros der in dieser Reihe vorgestellten Professoren, die im Immigrationsland jeweils ein spezifisches wissenschaftliches Profil ausgebildet hatten [Norrman/Gross, 2021]. So galt Hermann Becks (1897–1962) als Spezialist in oraler Biologie, Georg Hindels (1914–1998) als Prothetiker mit dem Schwerpunkt „herausnehmbarer Zahnersatz“ und Hermann Prinz (1869–1947) als Experte auf dem Gebiet der zahnärztlichen Pharmakologie; Bálint Orbán (1899–1960) fokussierte vor allem auf die Oralpathologie, Fritz Benjamin (1912–1998) auf physiologische Fragestellungen, Kurt Odenheimer (1911–1986) auf orale Karzinome und Willy Großmann (1911–1982) auf die Schnittstelle von Kieferorthopädie und Kieferchirurgie [Groß, 2021a-e; Groß/Bergmann, 2021; Groß/Norrman, 2021]. So vielfältig wie Oppenheims Interessen waren auch die Ämter und Ehrungen, die er im zivilen und beruflichen Leben erlangte: Ende der 1930er-Jahre wurde er Präsident des „Central Club“ Philadelphia und 1940 zudem Präsident der jüdischen Congregation „Tikvoh Chadoshoh“ in Philadelphia. 1942 übernahm er den Vorsitz der jüdischen Beerdigungsgesellschaft „Chevra Kadisha“ in Philadelphia. Er engagierte sich in der jüdischen Gemeinschaft „B’nai B’rith“ und war Mitglied und später Ehrenmitglied der jüdischen Zahnärzteorganisation „Alpha Omega International Dental Fraternity“. Oppenheim war auch in der kommunalen Politik erfolgreich: In den 1960er-Jahren war er Mitglied des „Board of Governors“ der „Philadelphia County Dental Society“ und 1969 dann Chairman der besagten Gesellschaft. 1970 WURDE IHM DAS JAHRBUCH GEWIDMET Eine besondere akademische Ehre wurde ihm 1970 zuteil: In jenem Jahr wurde ihm das Jahrbuch „Dental Record“ der University of Pennsylvania gewidmet. Vier Jahre später avancierte er zum Präsidenten – und späterhin zum Ehrenmitglied – der „Academy of Stomatology“; die Akademie war 1894 von einer Gruppe von Zahnärzten aus Philadelphia gegründet worden, um den Zahnarztberuf und den kollegialen Austausch zu fördern. Wie aber gestaltete sich Oppenheims Verhältnis zur alten Heimat Deutschland? Hierzu vermerkte er Anfang der 1970er-Jahre im oben erwähnten Interview, dass sich die Beziehung zu seinen früheren Landsleuten über die Jahre positiv entwickelt habe („I have contact with the German officials. I was in Germany last year too. And yesterday the [German] representative of the United Nations, [...] I am a personal friend of his, saw me in the office [...]“ [Strauss, 1971]). Dennoch blieb er in den USA. Er verstarb 1983 im University Hospital of Pennsylvania und fand seine letzte Ruhestätte im „Montefiore Cemetery“ in Fox Chase, einem Stadtteil von Philadelphia. Oppenheim hinterließ seine Witwe Esther, seinen Bruder Fred und zwei erwachsene Kinder: Die Tochter Susan (*1943) hat den Beruf der Sprachtherapeutin ergriffen, der Sohn Joel (*1944) ist Wirtschaftsanwalt geworden [Philadelphia Inquirer, 1983]. Den Kontakt zur deutschen Heimat ließen übrigens auch Oppenheims Nachfahren nicht abreißen: Sie besuchten 2013 auf Einladung von Vertretern der hessischen Stolpersteine-Initiative und der „Hassia Judaica“ die Stadt Bad Hersfeld, um sich dort „auf Spurensuche“ nach den familiären Wurzeln zu begeben (Abbildung links). \ Besuch der US-amerikanischen Nachfahren von Oppenheim GESELLSCHAFT | 57

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