zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (280) Die Zahnärztin ist an diesem 20. November 2020 die dritte Behandlerin und eine von vielen Ansprechpartnern, die bei DrSmile für S. bis dahin zuständig waren. S. kennt sie wie alle übrigen nur beim Vornamen, aber immerhin schon von einem freiwilligen Zwischentermin vier Monate zuvor. Damals hatte die Zahnärztin sie noch bestärkt, die Aligner trotz Schwierigkeiten mit der Okklusionsproblemen bis zum Ende des Behandlungsplans zu tragen. Doch anders als noch im Sommer 2020 ist die Behandlerin nun gar nicht entspannt, sondern „entsetzt von dem offenen Biss“, erinnert sich S. „Meine hinteren Backenzähne berührten sich nur teilweise auf den Ecken und ich hatte sonst keine Kontaktpunkte.“ EIN OFFENER BISS IST DAS ERGEBNIS Was folgt, entspricht dem Worst-Case-Szenario aus Patientenperspektive: Die Ärztin wirkte plötzlich „total nervös und war dann sehr lange weg, um mit einem Kollegen Rücksprache zu halten“, dieser „wollte aber wohl nicht das Behandlungszimmer betreten“, beichtet S. Ergebnis der „bestimmt 20-minütigen“ Konsultation: Es gebe drei Handlungsoptionen, wie die durch die Aligner von DrSmile entstandene Fehlstellung behoben werden könnte. „Entweder ich höre sofort auf mit den Alignern und hoffe, dass sich meine Zähne wieder so verschieben, dass ich am Ende wieder einen normalen Biss habe. Dann könnte ich auch noch einmal mit neuen Alignern beginnen“, berichtet S., „oder Ich lasse mir einen Retainerdraht EINE DRSMILE-PATIENTIN BERICHTET „Plötzlich wollte ich nur noch raus“ Als Celine S. am 29. November 2019 in der DrSmile-Filiale am Hamburger Jungfernstieg zum 3-D-Scan Platz nimmt, ist die junge Frau voller Vorfreude – ein strahlendes Lächeln mit geraden Zähnen ist ihr Traum. In der Folge gibt es Merkwürdigkeiten, doch sie vertraut ihren wechselnden Behandlerinnen. Ende 2020 ist der Vertrauensvorschuss verpufft. Beim Abschlusstermin entschuldigt sich eine sichtlich nervöse Zahnärztin für das Ergebnis, verschwindet minutenlang, um einen Kollegen zu konsultieren und konfrontiert S. dann mit dem Schlimmsten. SMILEDIRECTCLUB ZIEHT AUS DEUTSCHLAND AB Am 24. Januar gab der US-Aligner-Anbieter SmileDirectClub bekannt, den Betrieb in Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Spanien sowie Hongkong, Singapur, Neuseeland und Mexiko einzustellen. Laufende Behandlungen sollen ohne Unterbrechung zu Ende geführt werden. Das Unternehmen wolle sich auf das Geschäft in den USA, Kanada und Australien konzentrieren. Ganz verschwunden ist der Anbieter aus Europa damit womöglich jedoch nicht: Laut Website offeriert SmileDirectClub weiterhin Kunden in Großbritannien, Irland und Frankreich eine Aligner-Fernbehandlung. Foto: AdobeStock_SENTELLO Symbolbild 14 | POLITIK
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