Dies sichert eine stabile koronale Restauration und vermeidet maßgeblich den frühzeitigen Retentionsverlust von Zahnersatz. Liegen Defekte vor, die eine Restauration nur unzuverlässig ermöglichen, kann eine Extrusion der Zahnwurzel sinnvoll sein. Hierbei wird der Bereich des tiefsten Zahndefekts durch die Koronalverlagerung möglichst weit iso- oder sogar supragingival positioniert, um somit eine sichere Restaurationsfähigkeit erzielen zu können. Die restaurative Versorgung bei Frontzähnen umfasst abhängig vom Ausmaß der koronalen Destruktion die direkte adhäsive Technik mittels Kompositfüllung oder laborgefertigtem Zahnersatz. Es gibt verschiedene Techniken der Zahnextrusion. Entweder geschieht dies in einer Sitzung auf chirurgische Weise mit sofortiger koronaler Verlagerung der Zahnposition in Relation zum Level der Gingiva. Oder es werden über einen Zeitraum von ein paar Wochen auf kieferorthopädische Weise solange Zugkräfte auf die Zahnwurzel ausgeübt, bis die koronal zu verlagernden Defektgrenzen am Zahn für eine Restauration gefasst werden können. Für beide Varianten der Zahnextrusion gibt es günstige oder eben ungünstige Ausgangssituationen sowie damit verbundene Risiken für Komplikationen. CHIRURGISCHE EXTRUSION TECHNIK Bei der chirurgischen Extrusion (Synonym: intra-alveoläre Transplantation) wird der betroffene Zahn oder die betroffene Wurzel chirurgisch weiter koronal positioniert, um die Anfertigung einer adäquaten Restauration zu ermöglichen. Ihr biologisches Prinzip ist eingehend beschrieben worden mit guten Erfolgen im Tiermodell [Oikarinen et al., 1996] und in der klinischen Anwendung [Caliskan et al., 1999; Das und Muthu, 1999; Krug et al., 2018]. Die Technik wird bisher kaum in der zahnärztlichen Praxis angewendet, vermutlich aufgrund der begrenzten Vorhersagbarkeit, einen schwer kompromittierten Zahn oder eine Zahnwurzel erhalten zu können, wenn auf konventionelle Art und Weise extrahiert wird. Zum einen besteht das Risiko, durch die Extraktion eine Zahnfraktur zu verursachen, die den Zahnverlust zur Folge hat. Zum anderen führt die Anwendung von Luxatoren, Elevatoren oder Periotomen zu einer Aufdehnung der Alveole sowie zu Schäden am parodontalen Gewebe und gegebenenfalls an der Zahnwurzel selbst. Die Herausforderungen bei einer Zahnmobilisation für eine chirurgische Extrusion bestehen darin, weiteren Schaden an den Strukturen von Zahnhartsubstanz, Knochen und parodontalem Ligament zu vermeiden. Gelingt dies, können deren Hauptrisiken wie Zahnfraktur und progressive Wurzelresorption minimiert werden [Elkhadem et al., 2014]. Zur chirurgischen Extrusion werden meist Extraktionszangen verwendet. Die Zahnwurzel wird dabei idealerweise mit einer diamantierten Zange gefasst und durch Rotation vorsichtig entfernt. Insbesondere bei Zähnen mit runden Wurzeln ist diese Technik auch weitgehend schonend für das parodontale Ligament. Der forcierte Einsatz von Hebeln oder Luxationsbewegungen ist zu vermeiden, da Foto: Sebastian Soliman Abb. 2: Zahnerhalt mittels chirurgischer Extrusion der Zahnwurzel durch Anwendung eines axialen Zugsystems Foto: Sebastian Soliman Abb. 3: Inspektion der Zahnwurzel für wenige Sekunden extraoral hinsichtlich Frakturverlauf und radikulärer Infraktionen Foto: Sebastian Soliman Abb. 4: Unverzügliche Replantation der Zahnwurzel in einer im Vergleich zum Ursprung koronaleren Position: Dies erfolgte hier unter 180-Grad-Drehung des Zahnes, so dass sich der tiefe Defektrand nun labial befindet und einer restaurativen Versorgung zugänglich ist. zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (307) ZAHNMEDIZIN | 41
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