zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (308) diese zu parodontalen Schäden auf der Wurzeloberfläche führen können und somit die parodontale Heilung nach Replantation gefährden. Eine weitere Möglichkeit, tief zerstörte Zähne möglichst schonend chirurgisch zu extrudieren, basiert auf axialen Zugsystemen (Abbildungen 2 bis 4). Diese erscheinen vorteilhaft bei sehr schwierigen Fällen, zum Beispiel bei Zähnen mit fehlendem Ansatzpunkt für die Zange sowie bei langen oder sehr ovalen Wurzeln. Axiale Zugsysteme ermöglichen die Übertragung von Zugkräften auf die Zahnwurzel, ohne die Alveole unnötig zu dehnen. Dazu wird eine spezielle Schraube in den Wurzelkanal eingebracht und das Gewinde der Schraube für eine ausreichende Friktion fingerfest eingedreht. An diese Schraube wird ein gerätespezifisches Zugsystem angelegt. Durch rein axial wirkende Zugkräfte werden traumatische Effekte auf Knochen und Wurzeloberfläche während der Zahnmobilisation minimiert. Gegebenenfalls können feine Luxatoren vorsichtig unterstützend eingesetzt werden. Im Tiermodell wurde an extrahierten und wieder replantierten Zähnen mit ovalem Querschnitt gezeigt, dass der Verlust von Zementoblasten auf der Wurzeloberfläche geringer ist, wenn ein axiales Zugsystem anstatt einer Extraktionszange verwendet wird. Das klinische Prozedere für die atraumatische Extraktion von Inzisivi und Prämolaren mit dem Benex-System (Benex II Extractor, Helmut Zepf Medizintechnik GmbH) als präimplantologische Maßnahme ist etabliert. Modifizierte Techniken wie beispielsweise das Zalex-System (ZALEX, devemed GmbH) basieren vorrangig auf Hebelwirkung und ähneln somit eher konventionellen Extraktionstechniken mit den eingangs genannten Nachteilen. Für die beabsichtigte Extrusion eines erhaltungswürdigen Zahnes, der nach der Extrusion sicher restauriert werden soll, erscheint das System weniger gut geeignet. Aus technischer Sicht ist es nur bei noch weitgehend vorhandener Zahnkrone anzuwenden. Aus biologischer Sicht wird die Alveole massiv aufgedehnt und das parodontale Ligament stark komprimiert. In einer Kurzzeit-Beobachtungsstudie von 18 Patienten wurde im Übrigen der erfolgreiche Erhalt von Frontzähnen nach einer die chirurgische Kronenverlängerung unterstützenden Extrusion (basierend auf alleiniger Luxation) gezeigt [Pham et al., 2018]. Allerdings scheinen rein axial anwendbare Zugsysteme den Vorteil zu besitzen, negative Folgen wie Wurzelresorptionen reduzieren zu können. KLINISCHE BEWÄHRUNG Als Vorteil der chirurgischen Extrusion im Vergleich zur chirurgischen Kronenverlängerung wird das deutlich vorteilhaftere ästhetische Resultat mit Erhalt von Weichgewebe und DR. MED. DENT. RALF KRUG Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie und Zahnunfallzentrum, Universitätsklinikum Würzburg, Pleicherwall 2, 97070 Würzburg krug_r@ukw.de ab 10/2008: Wissenschaftlicher Mitarbeiter der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Würzburg (Direktor Prof. Dr. med. dent. Bernd Klaiber) 05/2011: Promotion, „Young Esthetics“- Preisträger der Deutschen Gesellschaft für Ästhetische Zahnmedizin (DGÄZ) mit dem Titel „Komplexes Frontzahntrauma“ 10/2015: Oberarzt der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie des Universitätsklinikums Würzburg (Direktor Prof. Dr. med. dent. Gabriel Krastl) 11/2016: Spezialist für Endodontologie der Deutschen Gesellschaft für Endodontologie & zahnärztliche Traumatologie (DGET) seit 02/2018: Teilzeittätigkeit in der Privatpraxis für Zahnheilkunde Prof. Dr. med. dent. Stefan Fickl & Dr. Krug, Fürth seit 12/2018: Leiter der DGET-Studiengruppe Standort Würzburg Foto: privat Foto: Sebastian Soliman Abb. 5: Provisorischer koronaler Kompositaufbau während der sechswöchigen Schienung Foto: Sebastian Soliman Abb. 6: Direkte langzeitprovisorische Restauration aus Komposit in Mehrschichttechnik an 21 vor möglicher Überkronung zu späterem Zeitpunkt (in diesem Fall mit mesialer Verbreiterung an 11 mit Komposit für ein gleiches Verhältnis der Zahnbreiten) 42 | ZAHNMEDIZIN
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