gute technische und ästhetische Resultate erzielen kann. Allerdings beruht die Evidenz vorrangig auf Fallserien und nur wenigen klinischen Studien [Reichardt et al., 2021]. Des Weiteren wurde in einer aktuellen Übersichtsarbeit zur forcierten Zahnextrusion bezüglich potenzieller Komplikationen konstatiert, dass die Wurzelresorption kein relevanter Nebeneffekt zu sein scheint. Es gibt nur wenige Fallberichte zur Magnetextrusion mit Kontrollen eines Behandlungserfolgs von zumeist wenigen Monaten [Mehl et al., 2017; Wirsching, 2011], vereinzelt bis zu drei Jahren [Hergt und Christofzik, 2017]. LIMITATIONEN DER EXTRUSION Bei tief zerstörten Zähnen wird durch die Extrusion um zumeist zwei bis drei Millimeter zwar der Ferrule-Effekt wiederhergestellt, allerdings wird damit gleichzeitig das Kronen-Wurzel-Verhältnis ungünstig beeinflusst. Liegen physiologische Knochenverhältnisse vor, wird die Stabilität des Zahnes für gewöhnlich nicht maßgeblich beeinträchtigt. Hingegen steigt bei parodontalem Knochenverlust das Risiko des Zahnverlusts beträchtlich. EXTRUSION ALS AUGMENTATIONSTECHNIK Generell kann jede Technik einer langsam gesteuerten (kieferorthopädischen) Zahnextrusion, bei der der Zahn als nicht erhaltungswürdig gilt, als eine Art natürliche socket preservation betrachtet werden. Der durch die nach koronal gerichtete Bewegung der Zahnwurzel in der Alveole entstehende Raum wird im Verlauf der Extrusion durch Osteogenese mit neuem Knochengewebe aufgefüllt. So wurde beispielsweise das Tissue Master Concept® (TMC®) vorrangig als biologisch induzierte Augmentation vor Implantation beschrieben [Neumeyer, 2010]. Das dabei geschaffene autologe Knochenangebot soll beim erwachsenen Patienten die sekundär anvisierte Implantation erleichtern. Der durch die langsame Extrusion erzeugte Augmentationseffekt kann als zusätzlicher Vorteil der kieferorthopädischen Zahnextrusion gesehen werden. Bei einem möglichen Scheitern der Zahnerhaltung steht nun eine Einzelzahnlücke zur Verfügung, die besser als im Fall einer einfachen Extraktion des Zahnes implantologisch versorgt werden kann. FAZIT Die Zahnextrusion stellt eine klinisch praktikable Therapieoption für den Erhalt von extrem schwierig zu restaurierenden Zähnen dar, insbesondere im Frontzahn-Bereich. Das Ziel einer jeden Extrusion ist die Verlagerung der Defektgrenzen in einen restaurativ sicher zu versorgenden Bereich unter Ausbildung eines FerruleEffekts. Sowohl die chirurgische, einzeitige Extrusion als auch die kieferorthopädische, zeitlich ausgedehntere Extrusion gelten als sichere Maßnahmen, einen Zahn erhalten und restaurieren zu können. Das Kronen-Wurzel-Verhältnis bestimmt maßgeblich die Extrusionsdistanz. Bei korrekter technischer Anwendung der jeweiligen Extrusionstechnik gelten die technischen und biologischen Komplikationsraten als gering. Das Auftreten von Wurzelresorptionen, die den Zahnerhalt gefährden, kann als ein minimales Risiko angesehen werden. Gelingt die Zahnerhaltung nicht, kann der durch die kieferorthopädische Extrusion erzeugte Augmentationseffekt eine anschließende implantologische Versorgung erleichtern. \ Quelle: Ralf Krug Abb. 14: Zustand nach achtwöchiger Magnetextrusion von 24 und 25: Im Verlauf wurde eine endodontische Behandlung an 25 nötig. Abb. 15: Laborgefertigte definitive Restaurationen an 24 und 25 Foto: Ralf Krug PROF. DR. MED. DENT. GABRIEL KRASTL Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie und Zahnunfallzentrum, Universitätsklinikum Würzburg Pleicherwall 2, 97070 Würzburg Foto: UK Würzburg zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (311) ZAHNMEDIZIN | 45
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