Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (322) erfolg einer Adhäsivbrücke reduziert werden, wenn der Patient Kontaktsportarten betreibt. In erster Linie bieten sich Adhäsivbrücken für den Ersatz fehlender Frontzähne an, auch wenn in der Literatur teilweise hohe Erfolgs- und Überlebensraten zum Ersatz von fehlenden Prämolaren und Molaren beschrieben wurden [Yazigi und Kern, 2022]. Dennoch gilt zu berücksichtigen, dass hierfür eine Präparationsform mit ausgeprägter zirkulärer Umfassung und okklusaler Auflage am Pfeilerzahn gewählt werden muss. Diese Gestaltung der Verankerung ähnelt einer Modellgussklammer und wird von vielen Patienten als nicht besonders ästhetisch empfunden. Insbesondere im Oberkiefer sollte in der Regel lediglich ein fehlender Oberkieferzahn mit einer einflügeligen Klebebrücke ersetzt werden, wobei die Größe der Lücke in mesiodistaler Richtung der Breite der zu ersetzenden Zahnkrone entsprechen sollte. Ein ästhetischer Lückenschluss ohne kieferorthopädische Vorbehandlung wäre bei einer größeren Lücke erschwert möglich. In der Unterkieferfrontzahnregion können bis zu vier fehlende Nachbarzähne bei geradem Kieferverlauf ersetzt werden, wobei für diese spezielle Indikation aufgrund der großen Spanne ein zweiflügeliges Design gewählt werden sollte. WELCHES MATERIAL SOLL VERWENDET WERDEN? Die ersten Adhäsivbrücken wurden aus Nichtedelmetall gefertigt, wobei diese zur makromechanischen Retention teilweise Perforationen enthielten [Howe et al., 1977; Livaditis, 1980]. Mithilfe mechano-chemischer Verbundsysteme konnte der Klebeverbund verbessert werden, so dass auf Perforationen in den Gerüsten verzichtet werden konnte. Dennoch stellen metallische Gerüste Einschränkungen bezüglich der Ästhetik dar, insbesondere bei einem reduzierten Platzangebot für die Verblendung. Hochfeste Oxidkeramiken auf Zirkoniumdioxidbasis bieten seit einigen Jahren die Möglichkeit, metallfreie Adhäsivbrücken zu fertigen [Mourshed et al., 2018], wobei der Verbinder zum Brückenglied nicht zu grazil gestaltet werden darf und der Klebeflügel mindestens 0,7 mm stark sein sollte [Kern, 2018]. Aufgrund der zahnähnlichen Farbe der Keramik gelingt es hierbei einfacher, fehlende Zähne naturgetreu zu imitieren. Dennoch gilt zu berücksichtigen, dass Oxidkeramiken opak erscheinen können. Für ein ästhetisch besonders ansprechendes Ergebnis sollte aus Zirkoniumdioxid lediglich das Gerüst gefertigt und laborseitig verblendet und individualisiert werden (Abbildung 1). Die Gefahr des Abplatzens der Verblendkeramik kann reduziert werden, wenn die Restauration lediglich vestibulär verblendet wird. Das Abplatzen und das Frakturieren von Inzisalkanten kann durch eine Gerüstgestaltung bis zur Inzisalkante minimiert werden. Für eine perfekte Anpassung des Zahnersatzes zum Nachbarzahn in Bezug auf Farbe, Form und Textur der Oberfläche sind meistens mehrere Anproben erforderlich. Das Ergebnis der konventionellen, manuell gefertigten Restaurationen ist hierbei stark von den handwerklichen Künsten des Zahntechnikers abhängig (Abbildung 1d). Aufgrund der damit verbundenen Personal- und Laborkosten stellt diese Art der prothetischen Rehabilitation meist keine kostengünstige Versorgung dar. Sie entspricht nicht der Regelversorgung der gesetzlich Versicherten, da nur einspannige Adhäsivbrücken mit Metallgerüst zum Ersatz eines Schneidezahns mit den gesetzlichen Krankenkassen abrechenbar sind. Patienten unter 21 Jahren erhalten im Rahmen der Regelleistung den Ersatz zweier benachbarter Frontzähne – beispielsweise durch zwei einflügelige Adhäsivbrücken mit jeweils einem Brückenglied [KZBV, 2016]. WIE SOLL VORGEGANGEN WERDEN? Vor Beginn der Präparation sollten die statischen und die dynamischen Kontakte mit Okklusionspapier markiert und die Ausdehnung der Präparation mit einem Filzstift zur intraoralen Anwendung gekennzeichnet werden. Hierbei sollten keine Kontaktpunkte auf der prospektiven Klebefläche liegen, da diese zu starken Okklusionspunkten auf dem Klebeflügel führen würden. Durch die Anzeichnung ist leichter ersichtlich, in welchen Bereichen der geplanten Klebefläche bereits Zahnhartsubstanz abgetragen wurde. Es handelt sich hierbei um eine minimalinvasive Präparationsform, die mit 3 bis 17 Prozent Verlust der Zahnhartsubstanz einhergeht [Edelhoff und Sorensen, 2002]. So konnte retrospektiv gezeigt werden, dass präparierte Pfeilerzähne zur Aufnahme einer einflügeligen Adhäsivbrücke zehn Jahre nach Eingliederung keine reduzierte Prognose im Vergleich zu Nachbarzähnen von Implantaten aufwiesen [Okuni et al., 2022]. Für vollkeramische Adhäsivbrücken kann auf Retentionsrillen verzichtet werden, dennoch sollte eine zusätzliche Schmelz-begrenzte Kastenpräparation lingual des Approximalkontakts in Richtung des zu ersetzenden Zahnes erfolgen, die zu einer erhöhten Bruchfestigkeit der Rekonstruktion beiträgt. Die Präparation einer seichten Noppe palatinal kann zu einem eindeutigen Sitz beim ZemenDIPL.-ING. JÖRG LÜCHTENBORG Universitätsklinikum Freiburg, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Zahnärztliche Prothetik Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: Britt Schilling CME AUF ZM-ONLINE FBT „Die Einzelzahnlücke“: Zahngetragene vollkeramische Lückenversorgung – ein Update Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. 56 | ZAHNMEDIZIN

RkJQdWJsaXNoZXIy MjMxMzg=