zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (324) Anproben mit Try-In-Zementen vermeiden lassen. Zum Verbund von Oxidkeramiken zur Zahnhartsubstanz sollte ein Haftvermittler verwendet werden, der bifunktionelle Phosphorsäuremethacrylatgruppen enthält – zum Beispiel MDP (Methacryloyloxydecyl-Dihydrogenphosphat). Das definitive Einsetzen erfolgt schließlich mit einem Zementierungskomposit des entsprechenden Systems [Özcan und Bernasconi, 2015]. Eine Einbringhilfe, die laborseitig gefertigt wurde, erleichtert eine korrekte und komplikationslose Zementierung der Adhäsivbrücke (Abbildung 1c). WIE IST DIE LANGZEITPROGNOSE? Die höchsten Überlebensraten von mehr als 95 Prozent konnten für einflügelige Adhäsivbrücken im Frontzahnbereich mit einem Gerüst aus Zirkoniumdioxid über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren beobachtet werden [Thoma et al., 2017; Kern et al., 2017; Naenni et al., 2020]. Häufigste Komplikationen waren hierbei ein Dezementieren der Adhäsivbrücke oder ein geringes Abplatzen der Verblendung. Gelöste Adhäsivbrücken stellen eine vergleichsweise einfache Komplikation dar, da diese ohne großen Aufwand erneut befestigt werden können [Kern et al., 2017]. Frakturen der Gerüste aus Zirkoniumdioxid, die eine Neuanfertigung der Restauration nach sich ziehen würden, spielen eine nur untergeordnete Rolle [Sailer et al., 2007]. ZAHNGETRAGENE ENDPFEILERBRÜCKEN Konventionelle, zahngetragene Endpfeilerbrücken stellen eine prothetische Alternative zu Adhäsivbrücken dar, sofern jene beispielsweise aufgrund größerer Füllungen an den Nachbarzähnen oder funktioneller Aspekte kontraindiziert sind. Wie bei den Adhäsivbrücken lassen sich hierbei auch mit vollkeramischen Materialien besonders ästhetische Ergebnisse erzielen, wobei dem behandelnden Zahnarzt eine Vielzahl zugelassener Keramiken für Frontzahnbrücken zur Verfügung steht. Dennoch geht die Präparation eines Pfeilerzahns mit einem Zahnhartsubstanzverlust von mehr als 65 Prozent sowohl im Frontals auch im Seitenzahnbereich einher, zumal zur Aufnahme einer Endpfeilerbrücke zwei Zähne beschliffen werden müssen [Edelhoff und Sorensen, 2002; 2002a]. Durch den gesteigerten Abtrag an Zahnhartsubstanz besteht ein erhöhtes Risiko für biologische Komplikationen (Pulpitis, Vitalitätsverlust). Grundsätzlich sind Lithiumdisilikatkeramiken wie IPS e.max CAD (Ivoclar Vivadent, Schaan, Liechtenstein) zur Anwendung als Brücke zugelassen, wobei der zweite Prämolar der distale Pfeiler sein sollte. Zusätzlich ist für diese Anwendung darauf zu achten, dass im Frontzahnbereich das Zwischenglied eine Breite von 11 mm nicht überschreitet und der Verbinder zu den Pfeilerzähnen ausreichend stark gestaltet ist [Ivoclar, 2017]. Monolithische Brücken aus Zirkoniumdioxid stellen hinsichtlich ihrer Bruchfestigkeit eine sicherere Alternative dar. Um bei diesen Oxidkeramiken die Opazität zu reduzieren und die Transluzenz zu erhöhen, wurde unter anderem der YttriumGehalt erhöht [Zhang und Lawn, 2018], so dass heutzutage auch Zirkoniumdioxidkeramiken mit 4 molProzent (4Y-PSZ) und 5 mol-Prozent (5Y-PSZ) hergestellt werden. Diese transluzenteren Oxidkeramiken erwiesen sich in Laboruntersuchungen, verglichen mit herkömmlichen Zirkoniumdioxidkeramiken (3 mol-Prozent Yttrium; 3Y-TZP), als verschleißfest und schonend für die Antagonisten [Zhang et al., 2019] und könnten bezüglich ihrer Bruchfestigkeit die Lücke zwischen Lithiumdisilikatkeramiken und 3Y-TZP-Zirkoniumdioxid schließen [Zhang et al., 2019a]. In vitro zeigte das 4Y-PSZ für viergliedrige Brücken im Seitenzahnbereich eine ausreichende Bruchfestigkeit, wohingegen das 5Y-PSZ für diese Anwendung nicht empfohlen werden kann [Spies et al., 2020]. Ein wesentlicher Vorteil der monolithischen Restaurationen liegt darin, dass kein Abplatzen der Verblendkeramik erfolgen kann. Zudem ist durch den Verzicht der Verblendung eine die Zahnhartsubstanz besonders schonende Präparation möglich. Für hochästhetische Brückenrestaurationen im Frontzahnbereich bietet eine geringe vestibuläre Verblendung mit Unterstützung des Zirkon-Gerüsts bis zur Inzisalkante, wie bei den Adhäsivbrücken, eine sichere und ästhetisch ansprechende Alternative. VOLLKERAMIKEN AUS DEM 3-D-DRUCKER? Die CAD/CAM-Technologie, bei der Restaurationen subtraktiv aus Ronden und Blöcken gefräst werden, bietet vor allem in einem vollständig digitalen Workflow einen vereinfachten Arbeitsablauf. So können moderne Oxidkeramiken innerhalb von 15 Minuten gefräst und in etwa derselben Zeit mit einem entsprechenden Ofen gesintert werden [Cokic et al., 2020]. Dennoch stellen der hohe Werkzeugverschleiß und der gesteigerte Materialverbrauch Nachteile der subtraktiven Fertigung dar. Im Gegensatz dazu können mittels additiver Fertigung, umgangssprachlich auch 3-D-Druck genannt, Werkstücke ressourcenschonend produziert werden. Hierbei können nahezu alle Materialien gedruckt werden, so dass auch im Bereich der Keramiken in den vergangenen Jahren große Fortschritte erzielt wurden [Alharbi et al., 2017; Hartmann und Stampfl, 2019]. Hierbei werden hauptsächlich harzbasierte Verfahren verwendet, die bereits in der Zahnmedizin zur Herstellung von Modellen oder Bohrschablonen aus Kunststoff angewandt werden. Der Unterschied besteht jedoch darin, dass den photoPROF. DR. BENEDIKT SPIES Universitätsklinikum Freiburg, Department für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Klinik für Zahnärztliche Prothetik Hugstetter Str. 55, 79106 Freiburg Foto: Britt Schilling 58 | ZAHNMEDIZIN
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