Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (331) nehmen und ein oralhistologisches Labor aufbauen konnte. MIT 28 JAHREN PROFESSOR IN CHICAGO Als Orbán 1929 vereinbarungsgemäß nach Wien zurückkehrte, bat Logan Gottlieb darum, erneut einen Mitarbeiter nach Chicago zu entsenden. Gottliebs Wahl fiel schließlich – im Mai 1929 – auf Kronfeld. Ihm bot sich die einmalige Chance, mit nur 28 Jahren in Chicago Professor für Histopathologie zu werden und die von Orbán aufgebaute wissenschaftliche Abteilung weiterzuentwickeln. Dementsprechend nahm Kronfeld das Angebot aus Chicago an [Kremenak/ Squier, 1997; Reinecke et al., 2019]. Er war den amerikanischen Fachkollegen zu diesem Zeitpunkt bereits ein Begriff: Er hatte im März 1929 zusammen mit Orbán und Gottlieb im Anschluss an eine Tagung der „International Association for Dental Research“ (IADR) eine „Wiener Sektion“ der IADR ins Leben gerufen, die sich bald als ausgesprochen forschungsaktiv erweisen sollte [Kremenak/Squier, 1997; Reinecke et al. 2019; Bergmann/Groß, 2020]. So wurde Kronfeld in Chicago noch im selben Jahr zum Direktor des Research Department und Leiter des Bereichs „Dental Histopathology” ernannt und war damit der jüngste Professor seiner Fakultät [Gutmann/ Manjarrés, 2017]. Innerhalb kürzester Zeit konnte er in den USA Fuß fassen. Seine Integration wurde durch private Umstände maßgeblich erleichtert: Er heiratete im April 1930 in den USA die aus St. Louis stammende Amerikanerin Margareth North. Sie hatte er bereits in Wien kennengelernt und beide waren 1929 miteinander in die USA gezogen. Parallel zu seiner Forschungstätigkeit absolvierte Kronfeld in Chicago das für eine Zulassung als american dentist obligate Studium der Zahnheilkunde, das er im Jahr 1933 mit dem „Doctor of Dental Surgery“ (D.D.S.) beendete. Zudem belegte er Studien am „College of Liberal Arts“ der Loyola Universität, die er 1935 mit dem Bachelor of Science (B.S.) abschloss. AUFSTIEG IN DIE ERSTE RIEGE DER WISSENSCHAFTLER In den 1930er-Jahren stieg Kronfeld dann in die erste Riege der zahnärztlichen Wissenschaftler auf. Dies lässt sich bereits an den ihm angetragenen Ämtern und Funktionen ablesen: 1931 wurde er zunächst Sekretär, später Präsident der „Chicago Section“ der IADR und 1937 avancierte er schließlich zum Vizepräsidenten der IADR. Zudem wurde er 1939 Präsident der „American Academy of KARRIERE IM AUSLAND Deutschsprachige Zahnärzte und ihre Erfolge in der Emigration \ zm 15-16/2021: Hermann Becks \ zm 17/2021: Gertrud Harth \ zm 18/2021: Georg Hindels \ zm 19/2021: Hermann Prinz \ zm 20/2021: Bálint Orbán \ zm 21/2021: Fritz Benjamin \ zm 22/2021: Kurt Odenheimer \ zm 23-24/2021: Erwin Neu \ zm 1-2/2022: William Grossmann \ zm 3/2022: Max Oppenheim \ zm 4/2022: Rudolf Kronfeld \ zm 5/2022: Hans-Jacques Mamlok Foto: AdobeStock_dadanya / AdobeStock_Framestock / AdobeStock_Archivist / AdobeStock_Antonio Gravante / AdobeStock_Alliance GESELLSCHAFT | 65

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