zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (332) Periodontology“ und „Honorary Blue Key“ der Loyola Universität. 1939/40 erfolgte dann seine Wahl zum President elect der IADR – er war damit der erste Fachvertreter aus dem deutschen Sprachraum, dem das Amt dieser international führenden wissenschaftlichen Fachgesellschaft angetragen wurde [Past IADR Presidents]. Kronfeld war auf dem Höhepunkt seiner Karriere angekommen. Doch zum Amtsantritt sollte es nicht mehr kommen: Am 13. Februar 1940 nahm er sich in seinem Labor in Chicago das Leben – wohl aufgrund einer chronisch-progressiv verlaufenden Erkrankung. Bis heute existieren verschiedenste Spekulationen über die Art der Krankheit – sie reichen von einer Polioinfektion über Multiple Sklerose bis hin zur Amyotrophen Lateralsklerose [Kremenak/Squier, 1997; Reinecke et al., 2019]. Während in den USA etliche Nachrufe erschienen, in denen Kronfelds Lebenswerk gerühmt wurde, blieb dessen Tod in seiner alten Heimat nahezu unerwähnt [Langenfelder, 2003; Reinecke et al., 2019]. Ein möglicher Erklärungsansatz dürfte in Kronfelds jüdischer Herkunft liegen. Österreich war 1938 Teil des „Großdeutschen Reiches“ geworden, und die jüdischen Hochschullehrer waren – ähnlich wie 1933 in Deutschland – entrechtet und zunehmend tabuisiert worden – unabhängig von der Frage, ob sie den jüdischen Glauben praktizierten oder konvertiert waren [Groß, 2018; Groß et al., 2018; Groß, 2019; Groß/Krischel, 2020]. Eine Ironie des Schicksals war, dass Kronfelds Vorgänger in Chicago, Bálint Orbán, nun zu dessen Nachfolger bestellt wurde: Orbán hatte Wien 1937 verlassen, um an die Loyola Universität zurückzukehren, und trat 1940 wieder seine „alte“ Stelle an [Kremenak/Squier, 1997; Bergmann/ Groß, 2020]. SCHON 1933 PUBLIZIERTE ER EIN „LANDMARK PAPER“ Der skizzierte Lebensweg macht deutlich, dass Kronfeld innerhalb kürzester Zeit in den USA eine glanzvolle Karriere in der wissenschaftlichen Zahnheilkunde gelang. Was aber waren seine konkreten fachlichen Beiträge und wie sind diese retrospektiv einzuordnen? Auffällig ist zunächst, dass Kronfeld bereits in den ersten Jahren in Chicago eine Fülle von meist histologisch ausgerichteten Aufsätzen veröffentlichte – vornehmlich in Englisch, aber auch weiterhin auf Deutsch. Darin befasste er sich unter anderem mit Themen aus dem Bereich der Endodontie [Kronfeld, 1929/30, 1930b, 1931b, 1932a und 1932b] und der Neoplasien [Kronfeld, 1930c und 1931d]. Im Jahr 1933 publizierte er zusammen mit William Logan ein „Landmark Paper“ – das heißt einen bahnbrechenden Artikel – im Journal der „American Dental Association“: Beide wiesen anhand von Autopsiematerial (Knochen und Zahnsubstanz von Säuglingen und Kindern bis zum 15. Lebensjahr) die Chronologie des Wachstums und der Kalzifizierung uneruptierter, permanenter Zähne nach. Mittels der „celloidin technique“ gelang ihnen dabei eine revolutionäre Darstellung der Hart- und Weichgewebe in teils 6 bis 8 cm großen, mikroskopischen Schnittpräparaten [Logan/Kronfeld, 1933]. FÜR WIRBEL SORGTEN AUCH SEINE „DENS IN DENTE“ Kronfeld belegte alle oralpathologischen Studien mit histologischen Schnittpräparaten. Besondere Aufmerksamkeit erregte seine Ausstellung von zweihundert Mikrofotografien, die er zusammen mit Logan 1936 auf dem Kongress des Weltverbands der Zahnärzte in Wien präsentierte. Zu Kronfelds bekanntesten Publikationen gehört ferner ein 1934 veröffentlichtes Paper mit dem Titel „Dens in Übungsraum der histopathologischen Abteilung des Zahnärztlichen Instituts, Wien, Anfang der 1930er-Jahre Foto: aus Wolf, 1937 PROF. DR. DR. DR. DOMINIK GROß Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der RWTH Aachen Klinisches Ethik-Komitee des Universitätsklinikums Aachen MTI 2, Wendlingweg 2, 52074 Aachen dgross@ukaachen.de Foto: privat 66 | GESELLSCHAFT
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