Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 4

zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (336) der Deutschen Zahnärztlichen Zeitschrift gewann, die gleiche Erfolgsrate wie die üblichen Milchzahnfüllungen. Aufgrund der vielen klinischen Behandlungen konnten und mussten in der COVID-19-Pandemie sehr zügig alternative, Aerosol-reduzierte Behandlungsformen breitenwirksam implementiert werden. Die Greifswalder Arbeitsgruppe hat hier dank der Vorerfahrungen mit der Hall-Technik und dem sehr wirksamen Silber- (diamin)fluorid eins der ersten national und international erfolgreichen Konzepte zur Zahnmedizin unter Coronabedingungen publiziert. Im Jahr 2012 wurde ein dreijähriger Masterstudiengang Kinderzahnheilkunde an der Universität Greifswald eingerichtet. Der Studiengang wird durch die Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde kooperativ unterstützt. Hier bilden sich auch viele junge ausländische Zahnärzte fort. Und auch die Lehrerschaft ist international: Neben deutschen Referenten von Kiel bis Tübingen unterrichten hier internationale Spezialisten aus Schweden, der Schweiz, Österreich, den Niederlanden und Qatar. Kolleginnen und Kollegen aus der Niederlassung oder der Universität können den Masterstudiengang berufsbegleitend an Wochenenden belegen, wobei inzwischen fast ganz Europa vertreten ist. Auf die 14 Plätze pro Durchgang bewerben sich auch etwa 60 Kandidaten aus Indien, Taiwan, China, Mexiko, dem Iran, dem Sudan und vielen arabischen Ländern. Für sie werden Praktikumsplätze für zwei bis drei Jahre an vielen Universitäten – unter anderem in Hamburg, Berlin, Köln, Tübingen, Kiel und Leipzig – oder bundesweit in Kinderzahnarztpraxen angeboten. DIE PATIENTEN WERDEN JÜNGER Seit dem Start der Kinderzahnheilkunde in Greifswald hat sich das Behandlungsspektrum stark verlagert. Zunächst sind die Patienten insgesamt jünger geworden. Während in der DDR aufgrund der hohen Karieslast auch viele Jugendliche behandelt wurden, sind die Patienten heute eher im Kindergartenalter. Der in den vergangenen Jahrzehnten beobachtete Kariesrückgang zeigte sich vor allem in der bleibenden Dentition der Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Im Milchgebiss ist die Kinderzahnheilkunde nach wie vor stark herausgefordert durch schwere Formen der frühkindlichen Karies (Nuckelflaschenkaries). Dies führt wegen der multiplen Defekte und der eingeschränkten Kooperation der kleinen Patienten vermehrt zu oralen Rehabilitationen unter Vollnarkose, was die Behandlung intensiver und für alle Beteiligten anstrengender macht. In der bleibenden Dentition spielt heute MIH eine wichtige Rolle. Ob das Phänomen tatsächlich vermehrt auftritt oder heute in Abgrenzung zur Karies nur präziser diagnostiziert wird – darüber herrscht in der Wissenschaft bislang noch keine Klarheit. Weder in der kinderzahnärztlichen klinischen Versorgung noch in der Forschung wird es somit langweilig! Wohin die Entwicklungen des Fachgebiets in der Zukunft gehen könnten, dazu soll das Symposium anlässlich des 60-jährigen Jubiläums (Online-Zugang möglich) einen Ausblick geben. \ Mit der Wende 1989 kamen ein deutlicher Kariesrückgang, eine eigene Professur und eine eigene Abteilung, die aufgrund des internationalen Masterstudiengangs mit 15 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ebenso vielen Spezialisten in Ausbildung zu den größten Zentren für Kinderzahnheilkunde in Europa gehört. Im Bild: Teilnehmer der Abteilung Kinderzahnheilkunde am Jahreskongress der European Organisation for Caries Research (ORCA), der im Jahr 2014 in Greifswald stattfand. Foto: Universitätsmedizin Greifswald Die gute Stimmung in der Kinderzahnheilkunde hat sich über die sechs Jahrzehnte erhalten: Mitarbeiter der Kinderzahnheilkunde mit Masterstudenten am Ostseestrand. Foto: Universitätsmedizin Greifswald OA DR. JULIAN SCHMOECKEL, MSC Universitätsmedizin Greifswald, Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Abteilung für Präventive Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde Fleischmannstr. 42, 17475 Greifswald Foto: privat 70 | ZAHNMEDIZIN

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