zm112, Nr. 4, 16.2.2022, (341) naturgesunde Zähne, desto höher ist der Indexwert. Kariöse, aber gefüllte Zähne führen zu geringeren, kariöse unversorgte Zähne zu höheren Abzügen, während Zahnverlust mit den höchsten Abzügen „bestraft“ wird. Abbildung 3 zeigt für die vier genannten Alterskohorten, welche Länder vergleichsweise besser und welche schlechter „performen“. Es zeigt sich, dass kein Land über alle vier Altersgruppen hinweg überoder unterdurchschnittlich abschneidet. Bei den jüngeren Kindern liegen Dänemark und die Niederlande vorne, bei den älteren Kindern sind es Dänemark und Deutschland. Die Mundgesundheit der Erwachsenen ist in den Niederlanden und Spanien am besten, die der Senioren schließlich in Belgien. Auffällig sind die vergleichsweise schlechten Werte der Erwachsenen in Dänemark sowie die guten Werte der Senioren in Belgien. Kommen wir nun zu den Parodontitiserkrankungen, die als „silent disease“ besonderer Aufmerksamkeit bedürfen. Bei der Vermeidung von mittelschweren (CPI = 3) und schweren Parodontitiden (CPI = 4) sind offenkundig Belgien und Spanien vergleichsweise erfolgreich, während die entsprechenden Prävalenzen in Deutschland und den Niederlanden relativ hoch sind, ebenso wie die bei den dänischen Senioren (Abbildung 4). Bei der Bewertung der Prävalenzen sollte allerdings immer auch der Aspekt der Zahnlosigkeit betrachtet werden, da der Zahnverlust als die schwerwiegendste Konsequenz einer Parodontitis anzusehen ist. Der Anteil der völlig zahnlosen Senioren ist in den Niederlanden mit 26,6 Prozent besonders hoch, in Deutschland mit 12,4 Prozent schon deutlich geringer und in Dänemark mit 1,9 Prozent äußerst gering. Für die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität der Bevölkerung ist nicht zuletzt auch eine qualitativ hochwertige Versorgung mit Zahnersatz bedeutsam. Dabei kann zwischen herausnehmbaren und festsitzenden Formen des Zahnersatzes unterschieden werden. Der festsitzende Zahnersatz ist in der Regel mit höheren Kosten verbunden, er gilt zugleich als höherwertig, da er mit einer vergleichsweise besseren mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität einhergeht. Wie Abbildung 5 zeigt, ist der Anteil der Versorgungen mit festsitzendem Zahnersatz in Dänemark und in Deutschland deutlich höher als in den Niederlanden und vor allem in Spanien, wo nur bei jeder sechsten Prothetik-Versorgung festsitzender Zahnersatz eingegliedert wurde. Einschränkend ist zu sagen, dass die Daten zur prothetischen Versorgung über einen gewissen Zeitraum streuen, teils relativ aktuell (2013 bis 2015), teils aber auch älteren Datums sind (Dänemark: 2001; Niederlande: 2007). Weitere Aspekte, die in der Studie detailliert untersucht wurden, hier aber nicht wiedergegeben werden können, sind beispielsweise der Umfang des zahnärztlichen Leistungskataloges, der Anteil der in den Sicherungsschutz einbezogenen Bevölkerung sowie die Höhe der Patientenzuzahlungen, außerdem der (barrierefreie) Zugang zur Versorgung, das Ausmaß des ungedeckten Versorgungsbedarfes sowie etwaige Versorgungsdisparitäten. Bereits die Zusammenschau aller Teilergebnisse (Abbildung 6) bei den Outcomes führt vor Augen, dass wir entweder keinen oder gleich fünf Klassensieger küren müssten. Die fünf historisch gewachsenen nationalen zahnmedizinischen Versorgungssysteme offenbaren ganz unterschiedliche Stärken und SchwäAbbildung 4: Parodontitisprävalenzen von Erwachsenen und Senioren POLITIK | 75
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