zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (388) AUS DER WISSENSCHAFT: SCHALL- VERSUS HANDZAHNBÜRSTE Schall reinigte nicht besser Elmar Hellwig Klinische Studien zur Effektivität von Schallzahnbürsten kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Ein Grund dafür ist die fehlende Supervision des adäquaten Einsatzes der Zahnbürsten. Wissenschaftler aus Freiburg, Greifswald, Basel und Gießen untersuchten nun in einem Video-kontrollierten Design, ob eine aktive Schallzahnbürste tatsächlich besser Plaque entfernt als eine nicht aktivierte Bürste, die wie eine Handzahnbürste verwendet wurde. Obwohl zahlreiche Patienten versichern, dass sie für ihre Dentalhygiene einen erheblichen Zeitaufwand betreiben, ist die Plaqueentfernung oft wenig erfolgreich. Um die komplizierten Bewegungsabläufe für eine gute Zahnreinigung einfacher zu gestalten, wurden unterschiedliche elektrische Zahnbürsten entwickelt. Für Schallzahnbürsten wird propagiert, dass sie die Plaquemikroorganismen nicht nur über den Kontakt der Borsten mit der Zahnoberfläche entfernen, sondern über einen Energietransfer gewissermaßen indirekt von der Zahnoberfläche ablösen. Diese Theorie wurde in mehreren In-vitro-Studien verifiziert. In klinischen Studien sind die Ergebnisse zum Vergleich von Handzahnbürsten und elektrischen Zahnbürsten uneinheitlich. Häufig wurde darin nicht beschrieben, ob die Teilnehmer adäquat instruiert wurden und ob sie die Zahnbürsten korrekt verwendeten. Es fiel auf, dass Patienten die Zähne meist unsystematisch reinigen, wobei sie häufig zwischen den unterschiedlichen Bereichen im Zahnbogen hin- und herwechseln, den oralen Flächen wenig Aufmerksamkeit schenken und zudem die Zähne teilweise mit unkoordinierten Bewegungen versuchen zu reinigen. Gleichzeitig zeigte sich in Studien mit Videoüberwachung, dass Probanden elektrische Zahnbürsten und übliche Handzahnbürsten in gleicher Art und Weise verwendeten. Dies deutet auf ein festgelegtes Putzmuster hin, das nicht auf den Zahnbürstentyp ausgerichtet ist. Ziel der hier beschriebenen Studie war es zu untersuchen, ob die Verwendung einer Schallzahnbürste Plaque effektiver entfernt als eine Handzahnbürste und welche Rolle der korrekte Gebrauch einer solchen Zahnbürste bezüglich der Effektivität spielt. MATERIAL UND METHODE Die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. Nadine Schlüter (Freiburg) ging diesen Fragestellungen in einer prospektiven, explorativen, nicht-randomisierten Interventionsstudie nach, an der primär 32 gesunde Probanden mit vollständiger Bezahnung im Oberkiefer teilnahmen. Bei den Rechtshändern wurde der linke Oberkieferquadrant, bei den Linkshändern der rechte Oberkieferquadrant für die Untersuchung ausgewählt. Zu Beginn wurde bei allen Probanden eine professionelle Zahnreinigung durchgeführt und sie erhielten eine standardisierte Fluoridzahnpasta ohne Additive, die die Plaquebildungsrate beeinflussen können. Vor jedem Untersuchungszeitpunkt durften die Probanden für vier Tage ihre Zähne im entsprechenden Studienquadranten nicht reinigen. Zu Beginn jedes Untersuchungszeitpunkts wurde die Plaque mit einem Revelator angefärbt und die Plaquemenge mit dem Rustogi-modifizierten Navy-Plaque-Index (RMNPI) auf den bukkalen Oberflächen der ersten Molaren und Prämolaren bestimmt. Anschließend wurde mit standardisierten Fotografien eine planimetrische Bestimmung der Plaque vorgenommen. Die Probanden putzten die Zähne wie folgt: 1. Termin: Verwendung der Schallzahnbürste wie eine Handzahnbürste (nicht eingeschaltet), ohne weitere Instruktion 2. Termin: Schallzahnbürste eingeschaltet, ohne weitere Instruktion Foto: AdobeStock/Sergey Ryzhov 18 | ZAHNMEDIZIN
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