Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (406) FORTBILDUNG „DIE EINZELZAHNLÜCKE – OPTIONEN DER VERSORGUNG“ Der orthodontische Lückenschluss Bernd G. Lapatki Der orthodontische Lückenschluss ist seit Einführung der skelettalen Verankerung ohne unerwünschte kollaterale Zahnbewegungen wie Mittellinienverschiebungen möglich und erlaubt eine sehr gute Kontrolle der Verzahnung im Front- und im Seitenzahnbereich. Da man Multibracketapparaturen auf kleine dentale Segmente oder nur einzelne Zähne beschränken kann, ist die Lösung eine attraktive Alternative. Der Beitrag skizziert Indikationen und Abwägungen für den Lückenschluss beim Kieferorthopäden. Der Verlust einzelner bleibender Zähne kann entweder durch Karies, Hypomineralisation, Pulpitis oder Parodontitis, Aplasie oder ein dentales Trauma bedingt sein. Dieser Beitrag fokussiert primär auf den orthodontischen Lückenschluss, und zwar entweder nach Extraktion nicht erhaltungswürdiger 6er oder bei Aplasie der am häufigsten betroffenen UK-5er oder OK-2er. Da insbesondere nach dem Verlust von Seitenzähnen das Vorhandensein der Weisheitszähne für die Therapieplanung eine entscheidende Rolle spielt, wird auch auf die Frage der Notwendigkeit der Extraktion beschwerdefreier impaktierter 8er eingegangen. URSACHEN FÜR EINZELZAHNLÜCKEN EXTRAKTION DER ERSTEN PERMANENTEN MOLAREN Entsprechend einer Erhebung der WHO zur oralen Gesundheit sind weltweit 60 bis 90 Prozent der Schulkinder von Karies betroffen [WHO-Bericht, 2016]. Zwar hat die Fünfte Deutsche Mundgesundheitsstudie (DMS V) von 2016 für Deutschland ergeben, dass nur noch 18,7 Prozent der Zwölfjährigen mindestens einen kariösen beziehungsweise versorgten Zahn aufweisen, jedoch kommen kariöse Läsionen „polarisiert“, das heißt individuell gehäuft, vor [DMS V, 2016]. Da der Sechsjahresmolar als erster bleibender Zahn relativ früh durchbricht, ist er am häufigsten von Kariesbefall und folglich einer Extraktion betroffen CME AUF ZM-ONLINE FBT „Die Einzelzahnlücke“: Der orthodontische Lückenschluss Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Patientenbeispiel 1: Quelle: Bernd G. Lapatki Initialer Befund nach Extraktion des Zahns 26 Abb. 1: Der dargestellte Patient stellte sich im Alter von 16:03 Jahren nach Überweisung durch die Klinik für MKG-Chirurgie zur Abklärung der Möglichkeit eines orthodontischen Lückenschlusses in regio 26 vor, da dieser Zahn nach erfolgloser endodontischer Therapie extrahiert werden musste. a und b: Frontal- und linke Seitenansicht auf die Zahnreihen mit frontalem Tiefbiss und Neutralverzahnung im Eckzahnbereich. c: Die Oberkiefer-Aufsicht zeigt, dass Zahn 27 bereits circa 1,5 mm spontan nach mesial migriert ist. d: Im Ausschnitt der Panoramaschichtaufnahme zeigt sich die Anlage von Zahn 28 mit erkennbarer physiologischer Kronenmorphologie. 36 | ZAHNMEDIZIN

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