zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (408) Mattheeuws et al., 2004; Polder et al., 2004]. Bei den meisten Patienten liegt die Aplasie von nur einem Zahn (48 Prozent) beziehungsweise von zwei Zähnen (35 Prozent) vor. Oligodontie, das heißt die Aplasie von sechs oder mehr bleibenden Zähnen, kommt nur bei 2,6 Prozent der Patienten mit Aplasien vor [Polder et al., 2004]. Am häufigsten sind die unteren zweiten Prämolaren betroffen (Patientenbeispiel 3), gefolgt von den oberen seitlichen Inzisivi (Patientenbeispiel 2) und den oberen zweiten Prämolaren [Mattheeuws et al., 2004]. Die Therapieoptionen von Zahnnichtanlagen können nur dann optimal ausgenutzt werden, wenn Aplasien rechtzeitig erkannt werden. Daher sollte bei allen Patienten in der Ruhe- beziehungsweise späten Phase des Wechselgebisses eine Panoramaschichtaufnahme angefertigt werden. Häufig ist das parallele Auftreten einer Aplasie auf der einen Seite sowie einer Spätanlage auf der gegenüberliegenden Seite (als Mikrosymptom einer Aplasie) vorzufinden. Ebenso ist die Kombination einer Aplasie mit einer kontralateralen Hypoplasie öfter anzutreffen (Abbildung 5). ALTERNATIVE THERAPIEN BEI EINZELZAHNLÜCKEN Grundsätzlich sind bei Einzelzahnlücken folgende therapeutische Optionen möglich: \ der orthodontische Lückenschluss (primär durch Mesialisation der Seitenzähne) \ der prothetische Ersatz mittels Adhäsivbrücke, konventioneller Brücke oder Implantatkrone \ der längerfristige Milchzahnerhalt (bei Aplasie der UK-5er) \ die Zahntransplantation (eher in Ausnahmefällen) Zugunsten der optimalen Patientenversorgung sollten bei der Therapieentscheidung je nach individueller Situation und Lokalisation der Einzelzahnlücke alle sinnvollen Optionen in Betracht gezogen und deren Vorund Nachteile disziplinübergreifend gegeneinander abgewogen werden. Ein genereller Vorteil des orthodontischen Lückenschlusses ist das ErPatientenbeispiel 1: Einstellung von Zahn 37 Abb. 3: Zweite Therapiephase im Unterkiefer: a: Die Panoramaschichtaufnahme nach Entbänderung im OK zeigt den spontan achsengerecht durchgebrochenen Zahn 28 sowie den mesial suprapositionierten sowie leicht distoangulierten und distorotierten Zahn 37. b: Zur Optimierung der Okklusion erfolgte drei Monate nach Debracketing im OK die Intrusion und Mesioangulation von Zahn 37 mit lediglich einem Bracket sowie einem interradikulär in regio 33/34 inserierten Mini-Implantat. Die Aufnahmen zeigen den anterior nach kranial und lateral aktivierten passiven Hebel. c: Durch das drehmomentfreie Anligieren des Hebels am Implantatkopf entstand an Zahn 37 eine Intrusionskraft sowie ein mesioangulierendes Drehmoment (siehe weiße Pfeile). Genau diese Komponenten waren für die Korrektur von Zahn 37 erforderlich. Quelle: Bernd G. Lapatki Patientenbeispiel 1: Situation bei Behandlungsabschluss Abb. 4: Situation nach viermonatiger sekundärer Therapie im UK: a und b: Die Lateralansicht links zeigt, dass nach Intrusion und Mesioangulation von 37 eine annähernd neutrale Okklusion mit Zahn 28 erreicht werden konnte. Ein Rezidiv wurde durch einen festsitzenden Drahtretainer (36–37) verhindert. c und d: Die Aufsichten auf die Zahnbögen zeigen, dass der Lückenschluss regio 26 sowie die Derotation von 37 stabil blieben. Die Kaufunktion im linken Seitenzahnbereich ist vollständig mit einem natürlichen Zahn rehabilitiert. Quelle: Bernd G. Lapatki 38 | ZAHNMEDIZIN
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