Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (414) traktionen bleibender Zähne eine fachlich sinnvolle Option darstellt, und ob der Patient hierfür Bereitschaft zeigt oder diese – auch für die Zukunft – definitiv ausschließen kann. FAZIT Für die Therapie von Einzelzahnlücken aufgrund von Verlust oder Aplasie bleibender Zähne kommen primär der orthodontische Lückenschluss oder eine prothetische Lösung – je nach Lokalisation entweder mit einer implantatgestützten Krone oder einer einflügeligen Adhäsivbrücke – infrage. Die kieferorthopädischen und prothetischen Alternativen zeichnen sich durch eine hervorragende Langzeitstabilität und eine sehr gute Ästhetik aus. Die Tatsache, dass gesunde natürliche Zähne künstlichem Zahnersatz grundsätzlich überlegen sind, spricht – bei Erfüllung bestimmter Voraussetzungen – für einen orthodontischen Lückenschluss. Die Zeiten, in denen der orthodontische Lückenschluss mit Kompromissergebnissen verbunden war, gehören seit der Einführung skelettal verankerter Multibracketapparaturen der Vergangenheit an. Diese ermöglichen den Lückenschluss im Seitenzahnbereich rein von distal ohne unerwünschte Kollateralbewegungen der Frontzähne und erlauben auch eine Beschränkung der Apparatur auf kleinere dentale Segmente oder sogar einzelne Zähne, was die Akzeptanz Orthodontischer Lückenschluss regio 35 Abb. 9: Behandlungsablauf: a: Die Mesialisation der Molaren im 3. Quadranten wurde nach distalem Slicen von Zahn 75 um circa 1,5 mm mittels leichter Gummikette zwischen 33 und 36 zur gleichzeitigen Derotation von 33 eingeleitet. Die schematische Abbildung zeigt das Vorgehen beim Slicen mit maximaler Platzschaffung unter Vermeidung einer Berührung der Nachbarzähne. b: Situation nach Hemisektion der distalen Hälfte von 75 und simultanem Zug bukkal und lingual mit Gummiketten zwischen 36 und 34, um eine Mesiorotation von Zahn 36 zu vermeiden und um Platz für Zahn 33 zu schaffen. c: Nachdem der Engstand regio 33 mittels reziprokem Lückenschluss eliminiert wurde, erfolgte die Insertion eines Mini-Implantats bukkal interradikulär in regio 33–34, um Zahn 36 verankert am Teilbogen mittels superelastischer Zugfeder auf Höhe des Widerstandszentrums körperlich zu mesialisieren. Durch die verzögerte Extraktion des mesialen Anteils von Zahn 75 erst nach Kontakt mit 36 blieb die Alveolarknochenbreite in regio 75 vollständig erhalten, was als weiterer wichtiger Faktor für einen effizienten Lückenschluss und die Vermeidung von Gingivaduplikaturen anzusehen ist. Quelle: Bernd G. Lapatki Patientenbeispiel 3: Patientenbeispiel 3: Situation nach Lückenschluss regio 35 Abb. 10: Situation 1:04 Jahre nach Debracketing: Die aktiv-mechanische Therapie dauerte insgesamt 1:09 Jahre. a und b: Frontal- und Seitenansicht links: Die ersten Molaren sind links aufgrund des Lückenschlusses um eine Prämolarenbreite mesial verzahnt. Mittels Ausgleichsbiegungen zur Elimination der bei Bracket 26 standardmäßig einprogrammierten Mesioangulation konnte eine satte Interkuspidation aller Seitenzähne erreicht werden. Zahn 27 wurde mit einem festsitzenden Kleberetainer an 26 fixiert, um dessen Supraokklusion bis zum vollständigen Durchbruch von Zahn 38 zu vermeiden. c: Aufsicht auf den UK-Zahnbogen. d: Der Ausschnitt der Panoramaschichtaufnahme direkt nach Bracketentfernung zeigt die rein körperliche Mesialisation der Molaren im 3. Quadranten. Die verbesserten Platzverhältnisse im Bereich des Zahnes 38 sprechen für eine hohe Wahrscheinlichkeit einer späteren spontanen Einstellung in den Zahnbogen. Quelle: Bernd G. Lapatki 44 | ZAHNMEDIZIN

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