zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (416) FORTBILDUNG „DIE EINZELZAHNLÜCKE – OPTIONEN DER VERSORGUNG“ Die implantologische Versorgung der Einzelzahnlücke Mats Wernfried Heinrich Böse, Jeremias Hey, Maria Bruhnke, Florian Beuer Der Anteil enossaler Implantate bei der zahnmedizinischen Therapie hat sich nach Daten der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) zwischen 1997 und 2014 verzehnfacht. Parallel zu dieser Entwicklung sind das Wissen und die klinische Erfahrung in der Implantologie enorm gewachsen. Hinzu kommen digitale Techniken und Hilfsmittel, womit sich die Versorgung von Einzelzahnlücken mit einem Implantat gut umsetzen lässt. Der Beitrag zeigt das Vorgehen an einem Patientenfall. Mitte des 20. Jahrhunderts stellte der schwedische Orthopäde Per-Ingvar Brånemark († 2014) bei Tierversuchen zur Erforschung der Blutzirkulation bei der Knochenheilung zufällig fest, dass sich Titan bei Kontakt mit dem Knochen dem Anschein nach fest mit diesem verbindet. Das entdeckte Phänomen nannte Brånemark „Osseointegration“. In der Folgezeit stellte er ein interdisziplinäres Team zusammen, um weiter auf diesem Gebiet zu forschen – das Ziel war die Entwicklung künstlicher Zahnwurzeln. 1965 war es dann soweit: Brånemark inserierte einem Patienten mit vorgeschädigtem Kiefer die ersten Zahnimplantate aus Titan. Der Erfolg war erstaunlich: Die Implantate blieben über 40 Jahre in situ – bis zum Tod des Patienten. Trotz dieser vielversprechenden Ergebnisse blieb man in der schwedischen Zahnärzteschaft zunächst skeptisch gegenüber Brånemarks Forschungen. Erst Anfang der 1980er-Jahre, anlässlich einer wissenschaftlichen Vorstellung des Prinzips der Osseointegration von Titanimplantaten im kanadischen Toronto, wurde ihm – nun auch gleich international – die verdiente Anerkennung zuteil [Brånemark, 1983; Brånemark et al., 1983]. Seitdem nimmt der Anteil an dentalen Implantaten kontinuierlich zu und hat sich laut der Fünften Deutschen Mundgesundheitsstudie (DMS V) zwischen 1997 und 2014 verzehnfacht [Cholmakow-Bodechtel et al., 2016]. Die hohen Überlebensraten von mehr als 93 Prozent nach zehn Jahren [Pjetursson et al., 2012; Moraschini et al., 2015] sind ein Beleg für die Nachhaltigkeit dieses Trends. Vor allem bei gesunden Nachbarzähnen stellen Implantate für die Versorgung der Einzelzahnlücke eine echte Alternative zu Klebeund konventionellen Kronenbrücken dar. INDIKATIONEN DER IMPLANTOLOGISCHEN VERSORGUNG Beim Beratungsgespräch mit dem Patienten sollten kritische Faktoren, die einer erfolgreichen Osseointegration entgegenwirken, erkannt und angesprochen werden. Risikofaktoren lassen sich zweckmäßig in allgemeine, temporäre und lokale Faktoren unterteilen. Zu den allgemeinen Risikofaktoren zählen beispielsweise schwerwiegende systemische Erkrankungen des Knochens und deren intravenöse Therapie mit Bisphosphonaten, des Stoffwechsels, der Blutgerinnung, des Immunsystems oder des Kreislaufsystems. Zusätzlich zählen zu dieser Kategorie auch ein Diabetes mellitus, eine Hochdosisbestrahlung im KopfHals-Bereich oder ein Nikotinabusus. In Abhängigkeit von der Ausprägung kann dabei eine absolute oder eine relative Kontraindikation bestehen. Zu den temporären Risikofaktoren zählt beispielsweise eine unbehandelte Parodontitis. Lokal können pathologische Habits wie ein ausgeprägter Bruxismus oder ein starker Knochenabbau die implantatprothetische Versorgung einschränken. Hierzu zählt auch die vorhandene Lückenbreite. CME AUF ZM-ONLINE FBT „Die Einzelzahnlücke“: Die implantologische Versorgung der Einzelzahnlücke Für eine erfolgreich gelöste Fortbildung erhalten Sie zwei CME-Punkte der BZÄK/DGZMK. Foto: Maria Bruhnke Abb. 1: Okklusale Aufsicht der intraoralen Situation mit Schaltlücke in Regio 16: Die Einzelzahnlücke soll implantatprothetisch versorgt werden. 46 | ZAHNMEDIZIN
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