zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (418) Die gewonnenen Daten werden in der Regel als „Standard Triangle/ Tessellation Language“ (STL)-Datensätze exportiert und für die Erstellung eines virtuellen 3-D-Patienten in einer Implantatplanungssoftware (IPS) genutzt. Nach der erfolgreichen Überlagerung der DICOM- und der STL-Daten in der IPS kann das Implantat mit Blick auf das prothetische Ziel idealisiert im Knochen ausgerichtet werden. Dadurch werden auch gegebenenfalls notwendige Knochenund Weichgewebsaugmentationen bereits vor dem chirurgischen Eingriff absehbar und können entsprechend eingeplant werden. Die virtuell geplante Implantatposition kann mithilfe der dynamischen oder der statischen Navigation und klinisch geringen Abweichungen von < 2 mm auf den Patienten übertragen werden [Tahmaseb et al., 2018; Pellegrino et al., 2021]. Das beschriebene Vorgehen wird auch als Backward-Planning bezeichnet. Im Folgenden wird die implantologische Versorgung der Einzelzahnlücke exemplarisch anhand eines Fallbeispiels erläutert. Dabei werden auch weiterführende Informationen zu Alternativen und wissenschaftlichen Hintergründen gegeben. DIE IMPLANTATION AM FALLBEISPIEL Das Fallbeispiel beschreibt das Vorgehen bei einem 38-jährigen, gesunden Patienten mit einer Einzelzahnlücke in Regio 16 (Abbildung 1). Laut Anamnese lagen keine Kontraindikationen für eine Implantation vor. Es bestand eine suffiziente Mundhygiene. Alle notwendigen Vorbehandlungen waren abgeschlossen. Das Implantat konnte wie geplant inseriert und nach Abschluss einer dreimonatigen Einheilzeit mit einer transokklusal verschraubten monolithischen Keramikkrone aus Lithiumdisilikat versorgt werden. Seit der Implantation im Mai 2019 wurden keine Komplikationen dokumentiert. INTRAORALE AUSGANGSSITUATION UND WAX-UP Zunächst erfolgten analoge Abformungen mit Rim-Lock-Löffeln des zu implantierenden Oberkiefers (Vinylpolyethersilikon: EXA‘lence, GC Corporation, Tokio, Japan) und des Unterkiefers (Alginat rosa, Omnident Dental-Handelsgesellschaft mbH, Rodgau Nieder-Roden). Zur Kieferrelation wurde die habituelle Okklusion verschlüsselt (LuxaBite, DMG Chemisch-Pharmazeutische Fabrik GmbH, Hamburg). Das prothetische Ziel wurde mithilfe eines analogen und vom Oberkiefermodell abnehmbaren Wax-ups definiert. Dieses sollte in seiner Ausdehnung und Funktion der zukünftigen implantatgetragenen Versorgung entsprechen und für die Planung genutzt werden können. Für das Backward-Planning wurden die Modelle und das Wax-up mithilfe eines Laborscanners (D2000, 3Shape A/S, Kopenhagen, Dänemark) digitalisiert. Die Oberflächendaten wurden als STL-Datensätze exportiert, um diese später für die Erstellung eines virtuellen 3-D-Kiefers in einer IPS zu nutzen. Der hier beschriebene Workflow mit einer Kombination aus konventionellen und digitalen Methoden ist für jede Praxis auch ohne digitale Ausstattung umsetzbar. Des Weiteren können die angefertigten Modelle für die Einprobe und das Anpassen der Bohrschablone genutzt werden. Ungeachtet dessen stellt ein voll digitaler Workflow mithilfe eines intraoralen Scanners (IOS) eine gute Alternative dar. Mittlerweile stehen diverse IOS unterschiedlicher Anbieter zur Verfügung. Deren Genauigkeit ist für diagnostische Zwecke und kurzspannige Scans vergleichbar mit der konventioneller Abformungen [Abduo und Elseyoufi, 2018]. Wichtig ist, dass eine Veränderung der intraoralen klinischen Situation nach der erfolgten Abformung dringend vermieden werden sollte, um eine möglichst genaue Überlagerung in der IPS und die anschließende Passung der Bohrschablone nicht zu gefährden. RÖNTGENOLOGISCHE BILDGEBUNG Für die dreidimensionale Beurteilung des Knochenangebots wurde zunächst ein digitales Volumentomogramm (Veraviewpocs 3D R100, J. Morita Europe GmbH, Dietzenbach) angefertigt. Der zugehörige Datensatz wurde für die ausstehende Planung in der IPS als DICOM-Datensatz exportiert. DICOM ist ein Standardformat für die Speicherung und Übertragung medizinischer Bilddaten. Für eine möglichst genaue Überlagerung Foto: Maria Bruhnke Abb. 4: Ansicht nach voll geführter Implantatinsertion in Regio 16 vor Lösen des Implantat-Einbringpfostens: Der Einbringpfosten liegt im Sinne seines Tiefenstopps auf der Führungshülse auf. Foto: Maria Bruhnke Abb. 5: Aufsicht nach voll geführter Implantatinsertion in Regio 16: Lösen des Einbringpfostens und Entfernung der Bohrschablone Foto: Maria Bruhnke Abb. 6: Aufsicht nach Freilegung in Regio 16: Durch die Schnittführung und unter Verwendung eines konfektionierten Gingivaformers wurde die Schleimhaut zur Verbesserung des vestibulären Defizits leicht nach bukkal verschoben. Die Fixation des Lappens erfolgte mit einer mesialen und distalen Einzelknopfnaht (Prolene 6–0, Ethicon Inc., Raritan, USA). 48 | ZAHNMEDIZIN
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