zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (422) stellt beim entsprechenden Anbieter bestellt werden. Die genaue Gestaltung der Bohrschablone ist abhängig vom Bohrprotokoll und der Führungsmethode des jeweiligen Implantatherstellers. Beim vorliegenden Patientenfall und Implantatsystem fanden die Aufbereitung des Implantatbetts und die Implantatinsertion durch eine in die Schablone eingeklebte Metallhülse statt (Abbildungen 4 und 5). Sowohl die Bohrer als auch die Einbringpfosten erreichen dabei einen definierten Tiefenstopp (Abbildung 4). FREILEGUNG UND ABFORMUNG Nach Abschluss der Einheilzeit muss nach einer geschlossenen Einheilung des Implantats die Freilegung erfolgen. Bei Weichgewebsdefiziten sind in Absprache mit dem Patienten hierbei gegebenenfalls zusätzliche Schleimhautplastiken indiziert. Dazu gehören beispielsweise der Rolllappen, das Freie Schleimhauttransplantat (FST) oder auch die Papillenrekonstruktionsplastik. Die Notwendigkeit von Schleimhautplastiken hängt dabei häufig nicht unwesentlich von den vorhandenen Hart- und Weichgeweben, der Implantatpositionierung und der Erwartungshaltung des Patienten ab. Im vorliegenden Patientenfall erfolgte die Freilegung drei Monate nach der Implantatinsertion mit einer leicht nach palatinal versetzten, krestalen Inzision in Ausdehnung bis zu den Nachbarzähnen. Dadurch wurde unter Verwendung eines konfektionierten Gingivaformers die Schleimhaut zur Verbesserung des vestibulären Defizits leicht nach bukkal verschoben. Die Fixation des Lappens erfolgte mit einer mesialen und einer distalen Einzelknopfnaht (Prolene 6–0, Ethicon Inc., Raritan, USA, Abbildung 6). Zwei Wochen nach der Freilegung fand die Abformung für den definitiven Zahnersatz statt. Aus didaktischen Gründen erfolgte diese sowohl konventionell mit einem offenen Abformpfosten und Polyether-Abformmaterial (Impregum, 3M Deutschland GmbH, Neuss) als auch digital mithilfe eines Scankörpers und eines IOS (Trios 3, 3Shape A/S). Digitale Scans scheinen dabei eine vergleichbare 3-D-Genauigkeit wie herkömmliche Implantatabformungen zu besitzen [Papaspyridakos et al., 2020]. Diese Ergebnisse basieren insbesondere auf In-vitro-Studien und müssen noch durch weitere Untersuchungen verifiziert werden. Der intraorale Scan kann vor allem für den Patienten mit Blick auf den Verzicht von Abdruckmasse komfortabler sein. Als dritte Abformalternative ist die geschlossene Implantatabformung zu nennen. Diese unterscheidet sich mit Blick auf den Abformpfosten und die Verwendung eines konventionellen Abformlöffels. HERSTELLUNG UND EINGLIEDERUNG DES ZAHNERSATZES Für die Befestigung einer implantatverankerten Einzelkrone können übergeordnet zwei Möglichkeiten unterschieden werden: (1) die transokklusale Verschraubung der Restauration und (2) das Zementieren der Krone auf einem individuellen oder konfektionierten Abutment. Während zementierte implantatretinierte Kronen zu biologischen Komplikationen neigen, werden für verschraubte, implantatgetragene Restaurationen in der Literatur eher technische Komplikationen in Form von Schraubenlockerungen und Retentionsverlusten beschrieben [Sailer et al., 2012]. Die Entscheidung kann von der technischen Machbarkeit und einer Abwägung der Vor- und Nachteile abhängen [Wittneben et al., 2017]. Auch die verwendbaren Materialien (beispielsweise Lithiumdisilikat vs. Zirkoniumdioxid für die Herstellung der Krone und das Material, die Beschichtung und die Individualisierung der Implantatabutments) werden in der Literatur als Entscheidungsfaktoren fortwährend diskutiert [Linkevicius und Apse, 2008; Bressan et al., 2011; Linkevicius, 2017; Lops et al., 2017]. Im vorliegenden Patientenfall wurde sich bereits im Zuge der Implantatplanung (siehe auch den Abschnitt „Implantatpositionierung“) für eine transokklusal verschraubte Krone entschieden. Die Implantatkrone wurde im Hybridverfahren aus Lithiumdisilikat und der zugehörigen Titanklebebasis gefertigt (Abbildung 7). Entsprechend der Vorgabe des Implantatherstellers wurde die Krone mit einem Drehmoment von 20 Ncm eingeschraubt. Zu beachten ist, dass das Drehmoment sich zwischen den Herstellern und Implantattypen, aber auch den verwendeten Materialien des Dentallabors unterscheiden kann. Der transokklusale Schraubenkanal wurde abschließend mit Teflonband und Komposit verschlossen (AbbilFoto: Florian Beuer Abb. 10: Frontale Ansicht eines bereits freigelegten Implantats in Regio 21: Der Gingivaformer ist klar erkennbar. Foto: Florian Beuer Abb. 11: Frontale Ansicht eines eingeschraubten offenen Implantat-Abformpfostens vor der offenen Implantat-Abformung in Regio 21 Foto: Florian Beuer Abb. 12: Frontale Ansicht der intraoralen Situation nach Versorgung der Schaltlücke in Regio 21 mit einer implantatretinierten Einzelkrone 52 | ZAHNMEDIZIN
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