Zahnärztliche Mitteilungen Nr. 5

zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (425) lichen Lehrmittelsammlung für Zahnheilkunde“ – an der Universität Berlin zum Titularprofessor ernannt. 1921 promovierte er dann mit der Arbeit „Kolloidchemisches in der Zahnheilkunde“ in Greifswald zum Doktor der Zahnheilkunde [Mamlok, 1921] – die späte Promot^ion war der Tatsache geschuldet, dass der Dr. med. dent. erst 1919 an deutschen Universitäten eingeführt worden war. In den 1920er-Jahren widmete sich Mamlok dann schwerpunktmäßig seiner Privatpraxis in der Kurfürstenstraße und später in der Knesebeckstraße in Berlin (bis 1937), publizierte aber fortgesetzt wissenschaftliche Arbeiten. Nachdem die Nationalsozialisten Anfang 1933 die politische Macht übernommen hatten, nahm die Diskriminierung und Entrechtung von Juden – und damit auch der rund 1.200 Zahnärzte jüdischer Herkunft – sukzessive zu [Groß, 2018 und 2019; Groß/Krischel, 2020]. Mamlok wurde aufgrund seiner jüdischen Abstammung kurzerhand als Schriftleiter des „Korrespondenzblattes für Zahnärzte“ entlassen. Außerdem wurde ihm die Herausgeberschaft der „Zahnärztliche-Therapeutischen Kartothek“ entzogen. Seine privatzahnärztliche Tätigkeit konnte er dagegen aufrechterhalten. EIN THEATERSTÜCK ZWANG IHN ZUR FLUCHT Doch dann feierte in der Schweiz das Theaterstück „Professor Mamlock“ Premiere [Schneck, 2002]. In dem Stück ging es um einen Professor jüdischer Herkunft, dem alles genommen wird, obwohl er versucht, sich den neuen politischen Gegebenheiten in Deutschland anzupassen. Es handelte sich um ein Werk des international bekannten deutschen Arztschriftstellers Friedrich Wolf (1888–1953) [Wolf, 1935]. Was nun passierte, lässt sich sogar in US-amerikanischen Zeitungen der betreffenden Zeit detailliert nachlesen [Brooklyn Daily Eagle, 1937; Daily News New York, 1937a und b; Miami Tribune, 1937; San Bernadino County Sun, 1937]. Demnach bestritt Mamlok, Friedrich Wolf zu kennen. Er räumte aber ein, dass das Stück offenkundig auf seinem Leben basiere, auch wenn er nicht wisse, wie es dem Autor gelungen sei, die Situation so genau zu treffen. Wolf – seinerseits ein jüdischstämmiger Flüchtling aus Deutschland – gab ebenfalls an, Mamlok nicht zu kennen und behauptete, die biografische Ähnlichkeit sei ein Zufall. Das Stück sei Fiktion und basiere lediglich grob auf Erfahrungen, die mehrere jüdischdeutsche Wissenschaftler zu dieser Zeit gemacht hätten. KARRIERE IM AUSLAND Deutschsprachige Zahnärzte und ihre Erfolge in der Emigration \ zm 15-16/2021: Hermann Becks \ zm 17/2021: Gertrud Harth \ zm 18/2021: Georg Hindels \ zm 19/2021: Hermann Prinz \ zm 20/2021: Bálint Orbán \ zm 21/2021: Fritz Benjamin \ zm 22/2021: Kurt Odenheimer \ zm 23-24/2021: Erwin Neu \ zm 1-2/2022: William Grossmann \ zm 3/2022: Max Oppenheim \ zm 4/2022: Rudolf Kronfeld \ zm 5/2022: Hans-Jacques Mamlok Foto: AdobeStock_dadanya / AdobeStock_Framestock / AdobeStock_Archivist / AdobeStock_Antonio Gravante / AdobeStock_Alliance Alle Artikel der Reihe GESELLSCHAFT | 55

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