zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (440) 150. GEBURTSTAG VON WALTHER WOLFGANG BRUCK Der jüdische Hofzahnarzt Kay Lutze Walther Wolfgang Bruck galt über Breslau hinaus als Koryphäe der Zahnmedizin, unter anderem behandelte er Kaiser Wilhelm II. und dessen Frau. Nach 1933 hatte er zwar Fürsprecher, dennoch verlor er den Boden unter den Füßen und beging mutmaßlich Selbstmord. Am 4. März ist sein 150. Geburtstag. Am 4. März 1872 wird Walther Wolfgang Bruck als jüngstes von vier Kindern von Prof. Dr. Julius Bruck und seiner Frau Bertha, geborene Vogelsdorff, in Breslau geboren. Eine Schwester stirbt bereits als kleines Kind, der Bruder Friedrich Wilhelm mit 17 Jahren an einer Lungenentzündung. Die jüdische Familie Bruck ist wohlhabend, an Kultur interessiert und hat Zugang zu den höheren Kreisen der Gesellschaft. Wie Bruck in seinen Aufzeichnungen aus dem Jahr 1936 schreibt, hat Musik in seinem Elternhaus „von jeher eine grosse Rolle“ [Bruck, 1936] gespielt. Neben dem Besuch der Tanzstunde erhält er Cello-Unterricht, Gesangsstunden und gehört zur „Literarischen Vereinigung“ des Theaterkritikers Dr. Erich Freund. In späteren Jahren leitet Bruck die Photographische Sektion der Universität Breslau. Trotz der vielen musischen Neigungen tritt er in die Fußstapfen von Großvater und Vater: 1890 nimmt Bruck das Studium der Zahnmedizin in Breslau auf, 1892 besteht er sein Staatsexamen mit dem Prädikat „gut“. Bis zu seinem Militärdienst arbeitet Bruck in der Zahnarztpraxis seines Vaters in der Breslauer Innenstadt. Im Oktober 1893 beginnt dann sein Dienst beim Feldartillerie-Regiment von Peuker, den er mit dem Rang des Unteroffiziers 1894 beendet. Anschließend setzt er die Arbeit in der väterlichen Praxis fort, auf Wunsch seines Vaters absolviert er am Baltimore College of Dental Surgery einen „post graduate course“. SEINE SCHRIFTEN WERDEN INTERNATIONAL GERÜHMT Seine akademische Laufbahn an der Universität Breslau beginnt im Jahr 1900; 1901 bereits wird er Leiter der Abteilung für Zahnfüllung des Zahnärztlichen Instituts. Die Ernennung zum außerordentlichen Professor für konservierende Zahnheilkunde erhält er 1908 [Kozuschek, 2002]. Seine Habilitationsvorlesung hält er 1912 zur „Bedeutung der Zahnheilkunde für das Volkswohl“. Sein Lehrbuch „Das Füllen der Zähne mit Porzellan“ von 1902 wird ins Englische und ins Russische übersetzt; die Arbeit „Bekämpfung der Zahnkaries“ erscheint 1902/03 auch in ausländischen Fachzeitschriften. Aufmerksamkeit verdient auch sein Buch über „Die Einführung der Zahnpflege in Heer und Marine“ von 1901: „Wären die von ihm bereits 1900 in seinen Schriften gemachten Vorschläge durchgedrungen, so wäre es bei Beginn des Krieges um die zahnärztliche Versorgung unseres Heeres besser bestellt gewesen“, schrieb sein Schüler Dr. Rudolf Neumann in der Zeitschrift für Stomatologie 1925 [Neumann, 1925]. Von 1914 bis 1917 ist Bruck Leiter der Abteilung für Zahnfüllung am Festungslazarett Breslau. Er propagiert Foto: Tilo Wahl Walther Wolfgang Bruck im Praxisbetrieb 70 | GESELLSCHAFT
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