zm112, Nr. 5, 1.3.2022, (441) die „systematische Untersuchung der Soldaten der Breslauer Garnison“ und die Notwendigkeit der Zahnpflege im Heer [Feiler, 1925]. Danach ist er beratender Zahnarzt der deutschen Militärverwaltung in Bukarest und später in gleicher Position im Oberkommando Mackensen. Geehrt wird er unter anderem mit dem Eisernen Kreuz und dem Ritterkreuz des kaiserlich österreichischen Franz-JosephsOrdens (Abbildung 2) sowie 1924 mit dem Offizierskreuz des königlichen Bulgarischen Zivil-Verdienstordens von König Boris III. für seine Dienste am Hofe. Ab 1919 ist auch in Deutschland die zahnärztliche Dissertation möglich. Bruck wird Mitglied der Prüfungskommission und erlangt die Doktorwürde 1920 mit der Arbeit „Der goldene Zahn des schlesischen Knaben, 1593, Ein Beitrag zur Geschichte der Zahnheilkunde“. Von Oktober 1923 bis Oktober 1924 hat Bruck das Amt des stellvertretenden Direktors des Zahnärztlichen Instituts inne. In zweiter Ehe heiratet er im Dezember 1922 Johanna Graebsch (1884–1963). Davor war er mit Margarethe Skutsch (1872–1942) verheiratet, die in Theresienstadt von den Nazis ermordet wurde. Die erste Tochter Hermine wird 1924 geboren, stirbt aber nach wenigen Wochen. Tochter Renate wird 1926 geboren, sie hat Hermine von Reuß, die zweite Frau von Kaiser Wilhelm II., und die Tochter von Nobelpreisträger Paul Ehrlich (1854–1915), Stephanie Schwerin (1884–1966), als Patentanten. AUCH DER EHEMALIGE KAISER GRATULIERT Zu seinem 25. Dozentenjubiläum an der Universität Breslau wird Bruck mit Ehrungen überhäuft. Auf der Feier zeichnet ihn die Universität Breslau mit der Ehrendoktorwürde für Zahnheilkunde der Medizinischen Fakultät aus. Viele Ehrenmitgliedschaften in zahnärztlichen Organisationen im In- und Ausland werden dem Jubilar verliehen. Glückwunschtelegramme aus aller Welt treffen ein. Zu den Gratulanten gehören auch der ehemalige Deutsche Kaiser und dessen zweite Frau Hermine, die Bruck zahnärztlich behandelt hat. In ihrem Glückwunschtelegramm kündigt Hermine einen Besuch in Schlesien an. „Ich werde Sie dann jedenfalls aufsuchen und bitte um gnädige Behandlung“ [Privatsammlung Bruck, 1925]. Im selben Jahr besuchen Bruck und seine Frau den Ex-Kaiser in dessen Exil in Doorn in den Niederlanden. Patienten sind neben dem Hohenzollernpaar zahlreiche weitere Adelige, wie Nadejda Herzogin von Württemberg (1899–1958), die Tochter König Ferdinands I. von Bulgarien, nebst Gatte Albrecht Eugen Herzog von Württemberg und deren Schwester, Prinzessin Eudoxia von Bulgarien, der Kronprinz Georg von Sachsen, sein Bruder Friedrich Christian und dessen Gattin Elisabeth Helene, Prinzessin von Thurn und Taxis. Bei der Würdigung 1925 werden nicht nur seine fachlichen Verdienste hervorgehoben, sondern auch seine menschlichen Qualitäten. Sein Schüler Rudolf Neumann sagt über ihn: „Vierzehn Jahre habe ich an seiner Seite im Institut gearbeitet und muß es rühmend hervorheben, daß in dieser langen Zeit nie auch nur der leiseste Mißton das Arbeiten mit und unter ihm gestört hat, was nicht zuletzt auf seine persönliche Liebenswürdigkeit im Umgang mit seinen Mitmenschen zurückzuführen ist. Er war uns Assistenten ein milder Vorgesetzter, ein väterlicher Freund und Berater, stets bereit, uns mit Rat und Tat zu unterstützen und unser Fortkommen in uneigennütziger Weise zu fördern. Vielen jüngeren Kollegen und Studierenden hat er, wo und wie er nur konnte, den Weg ins Leben geebnet. In der Inflationszeit, als die Not der Studierenden aufs Höchste gestiegen war, war er unermüdlich tätig, ihnen Stipendien und Freitische zu verschaffen, um sie über die schweren Zeiten hinwegzubringen“ [Neumann, 1925]. Sein Amt als Abteilungsleiter für Konservierende Zahnheilkunde gibt er auf, bleibt aber der Lehre im Bereich soziale Zahnheilkunde und Geschichte der Zahnheilkunde erhalten. Auch seine Zahnarztpraxis am Reichspräsidentenplatz in Breslau führt er weiterhin. Foto: Tilo Wahl Urkunde der Ordensverleihung durch Kaiser Franz Joseph I. Foto: Tilo Wahl Bruck im Talar in den 1920er-Jahren GESELLSCHAFT | 71
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